Leverkusen. Herthas neuer Trainer stand in Leverkusen erstmals am Spielfeldrand. Das 1:2 und den Sturz in den Keller kann Magath nicht verhindern.
Die Hände hatte Felix Magath tief in die Manteltaschen geschoben, dazu einen dicken Schal um den Hals gewunden – und derart gut verpackt, dachte der 68-Jährige an seine frisch absolvierte Rückkehr auf die Trainerbank. „Es war doch wieder wie gewohnt, da hat sich die Bundesliga noch nicht geändert“, erklärte der neue Übungsleiter von Hertha BSC sanft lächelnd. Deutlich weniger Vergnügen bereitete ihm das 1:2 seiner Mannschaft in Leverkusen. Weil sich im Vergleich zum 3:0-Erfolg der Berliner, zwei Wochen zuvor gegen Hoffenheim, Grundsätzliches geändert hatte.
Magaths Comeback nach neuneinhalb Jahren
Den Einstiegssieg im neuen Job begleitete Magath aufgrund einer Corona-Infektion noch vom Hotel aus, in der BayArena saß er nun zum ersten Mal wieder leibhaftig auf der Trainerbank. Dort verbrachte er auch tatsächlich die meiste Zeit des Nachmittags, überließ die Anweisungen in der Coaching Zone zum allergrößten Teil seinem schottischen Assistenten Mark Fotheringham. Und später widmete er sich dem unerfreulichen Aspekt bei seinem ersten Live-Einsatz in der Bundesliga nach neuneinhalb Jahren Abstinenz.
„Nach dem Auftritt gegen Hoffenheim hatte ich geglaubt, dass allen klar ist, dass wir über den Kampf kommen müssen“, erwähnte Magath, der bei seinem Team dann aber einen „falschen Ansatz“ erkannte: „In der ersten Halbzeit haben wir versucht, mit Bayer mitzuspielen – was schiefgehen muss.“ Während die Leverkusener mit einer über weite Strecken sehr seriös geführten Partie ihren Champions-League-Platz festigten, muss Magath nun zuallererst die Vergesslichkeit des Berliner Rasenpersonals in den Griff bekommen. Schließlich fährt am nächsten Samstag Hauptstadtkonkurrent Union vor dem Olympiastadion vor.
Hertha BSC wieder im Tabellenkeller angekommen
Die 2:3-Pleite gegen die Köpenicker im Pokal-Achtelfinale Mitte Januar ist den Herthanern dabei in bester schlechter Erinnerung. Damals coachte noch Tayfun Korkut die Alte Dame in der Liga Richtung Tabellenkeller – dorthin, wo der Verein nach dem zweiten Spiel unter Magath nun wieder angekommen ist.
Durch das glückliche Remis der Bielefelder gegen Stuttgart ist die Hertha zurück auf einen direkten Abstiegsplatz geplumpst – und diesen wieder zu verlassen, dürfte nach Ansicht von Robert Andrich zumindest mit der Leistung vom Wochenende „sehr, sehr schwer“ werden. Der frühere Herthaner und Unioner, im vergangenen Sommer von den Eisernen zum Werksklub gewechselt und am Samstag einer der besten Leverkusener, kritisierte vor allem die mangelhafte Initiative der Gäste. „Viel fürs Spiel haben sie nicht getan. Du musst schon kratzen und beißen – und nicht nur hinfallen“, lästerte Bayers Mittelfeldakteur.
Erfolgserlebnis gegen Hoffenheim ist rasch verpufft
Beim 1:1 im Hinspiel, damals noch unter der Leitung von Pal Dardai, habe Hertha „nicht so ängstlich“ wie diesmal gespielt, befand Andrich noch. Entsprechend froh durften die Berliner sein, bis zur Pause nur die Tore durch Lucas Alario und Karim Bellarabi kassiert und durch Vladimir Darida sogar noch den sehr überraschenden Anschlusstreffer geschafft zu haben. Um den 1:2-Rückstand im zweiten Durchgang noch wettzumachen, dafür fehlte ihnen in der Offensive allerdings jeglicher Einfallsreichtum.
Sehr naheliegend war deshalb, was Felix Magath für das anstehende Duell mit Union fürs Erste einfiel. „Ich denke, dass die Spieler die Sache mit dem fehlenden Kampf verstanden haben und es in der nächsten Partie wieder anders machen. Denn anders wird man unten nicht rauskommen“, betonte der gebürtige Aschaffenburger – und grübelte noch mal über das rasch verpuffte Erfolgserlebnis gegen Hoffenheim: „Das hat den einen oder anderen vielleicht schon wieder glauben lassen, dass das Gröbste schon überstanden ist.“ Die Hertha-Wahrheit sei allerdings die: „Es gibt noch sehr viel zu tun.“