Bochum.. Der VfL Bochum will einen erneuten Anlauf nehmen und aufsteigen. Trotz der verpassten Relegation geben vor allem junge Spieler Aufwind.
Das Finish war gut, aber es war nicht gut genug. Erstmals gelang den Bochumern nicht die direkte Rückkehr in die Bundesliga, Mönchengladbach setzte sich in der Relegation knapp durch. Aber in die allgemeine Frustration der letzten Maitage hinein versprach Friedhelm Funkel: „Wir werden in der kommenden Saison neu angreifen.“
Umbruch beim VfL Bochum
Funkel ist in Bochum in Windeseile eine Art Eckpfeiler geworden, obwohl er erst seit einem Jahr das Sagen hat auf dem Trainingsplatz. Man verliert das ja auch leicht aus den Augen, aber der VfL hat innerhalb dieses Jahres mehr durchlebt und durchlitten als einen Abstieg und ein eben nur fast gelungenes Comeback. Es begann Ende 2010 mit der Salon-Revolution gegen den Aufsichtsrat, die mit dem Sturz des Patriarchen Werner Altegoer endete. Dann wurde die Nachwuchsabteilung auf links gedreht, mit dem Urgestein Frank Heinemann als prominentestem Opfer. Und schließlich musste auch noch Sportvorstand Thomas Ernst gehen. Der VfL Bochum hat sich in kürzester Zeit, so muss man das wohl sagen, erneuert – an Kopf und Gliedern.
Und er hat offenbar einige Lehren aus der jüngeren Vergangenheit gezogen. Wollte man früher immer die Transferrechte an den Spielern besitzen, so folgt man inzwischen auch in Bochum dem Trend: Daniel Ginczek (Dortmund) und Christoph Kramer (Leverkusen), zwei von fünf neuen Spielern, sind ausgeliehen. Und jung sind sie dazu. Als die Bochumer am vergangenen Wochenende ihren letzten ernsthaften Test mit 3:0 gegen die Glasgow Rangers gewannen, befanden sich nach dem Seitenwechsel nur noch zwei VfL-Akteure auf dem Rasen, die älter als 25 Jahre sind.
Bochum setzt auf Nachwuchs
Lauter Frischlinge rannten plötzlich da unten rum. Ein ungewohntes Bild, schließlich waren vier lange Jahre ins Land gegangen zwischen dem Profi-Debüt des einstigen Bochumer Talentes Dennis Grote 2005 und der Berücksichtigung von Kevin Vogt 2009; vier Jahre des freiwilligen und irgendwie sogar konzeptionellen Verzichts auf Ehrgeiz, Dynamik und Entwicklungsfähigkeit. Ein Wahnsinn.
Die neue Führung geht andere Wege. Das Wort vom „Ausbildungsverein“ machte rasch die Runde, und mit Jens Todt gewann man den Mann, der wohl am ehesten diesen Begriff mit Inhalt zu füllen versteht. Todt war Nachwuchs-Chef in Wolfsburg und Hamburg, ist also bestens vernetzt in dieser wichtigen Szene, die man in Bochum so lange vernachlässigt hat.
Erfolg garantiert allerdings auch echte Kompetenz nicht. Und Erfolg benötigen die Bochumer. Zwar musste man an der Castroper Straße vor dem zweiten Zweitliga-Jahr den Gürtel etwas enger schnallen, aber im Liga-Vergleich können sich die rund 8,5 Millionen Euro für die Profis sehen lassen. Noch, denn ein drittes Jahr auf diesem Niveau käme den VfL teuer zu stehen. Dann müsste man richtig kleine Brötchen backen.