Essen/Monte Carlo. Lirim Zendeli aus Bochum und David Beckmann aus Hagen wollen in die Formel 1. Am Wochenende können sie sich auf dem anspruchsvollen Kurs von Monaco empfehlen.
Versteht man eine Saison in der Formel 2 als Ausbildungsjahr, wartet auf Lirim Zendeli und David Beckmann nun eine knifflige Zwischenprüfung: Monaco. Elf Rechts-, acht Linkskurven, viele Herausforderungen in den engen Gassen des Fürstentums. An diesem Wochenende (erstes von drei Rennen am Freitag, 11.45 Uhr/Sky) gastiert die Nachwuchsrennserie, die das Sprungbrett für viele spätere Weltmeister ist, in Monte Carlo. Die Bosse der Formel-1-Teams schauen genau auf die aufstrebenden Piloten: Wer hier besteht, hat die Fähigkeiten für mehr.
Ein höherer Reifenverschleiß als noch in tieferen Nachwuchsklassen, eine härtere Bremse, ein vorgesehener Boxenstopp. Vieles ist schon so wie am Sehnsuchtsort Formel 1. Es gibt einiges zu üben – und noch mehr zu gewinnen.
Platz in der Formel 2 kostet siebenstelligen Betrag
„Ich bin nicht nur zum Lernen da, sondern möchte vor allem auch etwas zeigen“, gibt Lirim Zendeli vom Team MP Motorsport selbstbewusst das Ziel für sein erstes Jahr in der Formel 2 aus, das Mitte März beim Saisonauftakt in Bahrain unglücklich begann. Der Bochumer schied bei einem von drei Läufen unverschuldet in Führung liegend aus. Ein erster Rückschlag, von dem sich der 21-Jährige gewiss nicht aufhalten lassen wird. Seine Eltern stammen aus Albanien und sind 1997 aus Nordmazedonien nach Deutschland geflüchtet. Dass es Zendeli aus einfachen Verhältnissen überhaupt so weit geschafft hat, ist bemerkenswert. Sich im Motorsport zu etablieren, ist fast unmöglich, wenn man nicht von Haus aus viel Geld mitbringt. Ein Platz in der Formel 2 kostet einen siebenstelligen Betrag – von Jetset-Leben und Glizerwelt ist da noch keine Spur.
Das weiß auch David Beckmann. „Ich glaube, alle Rennfahrer sind sehr bodenständig, weil der Erfolg nicht nur von den eigenen Fähigkeiten abhängt, sondern auch von Sponsoren und Investoren“, sagt der 21-Jährige. Wie auch Zendeli hat sich der Hagener über den Kartsport und Formel-Serien nach oben gearbeitet. In der Wüste von Bahrain gelang dem Sauerländer mit seinem tschechischen Team Charouz auf Anhieb der erste Podestplatz. So kann es weitergehen. Bei Testfahrten in Barcelona hinterließ das Duo aus Nordrhein-Westfalen, das sich auch abseits der Piste gut versteht, jüngst einen starken Eindruck.
Aktuell nur zwei deutsche Fahrer in der Formel 1
Vorbild für den weiteren Weg könnte Mick Schumacher sein, der 22-Jährige gewann im Vorjahr die Gesamtwertung und ergatterte dadurch einen Platz beim Formel-1-Team Haas. Auch Teamkollege Nikita Masepin (22) oder Yuki Tsunoda (21/AlphaTauri) fuhren 2020 noch in der Nachwuchsklasse. Der Weltverband Fia hat längst das Potenzial der Serie mit ihren vielen Überholmanövern erkannt, vermarktet sie im Rahmen der Grand Prix und für eine junge Zielgruppe in den sozialen Medien.
Beckmann und Zendeli spielen somit auch eine Rolle, wenn es darum geht, eine lange Tradition fortzuführen. Vor zehn Jahren waren es noch sieben deutsche Formel-1-Fahrer im Feld, nun sind es bloß Schumacher und Sebastian Vettel (33/Aston Martin). Hinter Zendeli und Beckmann sieht es auch im Nachwuchs der einstigen Motorsport-Nation schlecht aus. Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock (39) ist aber optimistisch: „Beide sind in der Lage, den Sprung in die Formel 1 zu schaffen.“ Auf dem engen, anspruchsvoll Stadtkurs können Beckmann und Zendeli diese These untermauern.