Essen. Nach der verkorksten WM 2018 initiierte Nationaltrainer Löw einen Umbruch. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus fällt ein kritisches Urteil.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus stellt der deutschen Fußballnationalmannschaft gut drei Monate vor Beginn der Europameisterschaft 2021 ein schlechtes Zwischenzeugnis aus. „Der Umbruch hat einfach nicht funktioniert“, sagt der Experte des TV-Senders Sky im Gespräch mit dieser Redaktion über das Bestreben, ohne die drei aussortierten Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng eine neue Mannschaft aufzubauen.
Zuletzt hatte Bundestrainer Joachim Löw die Tür für eine Rückkehr des Trios bei der EM wieder weit aufgestoßen: „Besondere Umstände können eine Unterbrechung des Umbruchs rechtfertigen“, sagte Löw dem Kicker.
Für Matthäus kommt das „ein bisschen spät. Man weiß ja schon länger, dass man durch Corona schon ein Jahr verloren hat.“ Dieses Urteil hänge nicht allein vom jüngsten Debakel, dem 0:6 gegen Spanien in der Nations League, ab. „Man kann auch mal 0:6 verlieren“, meinte der 59-Jährige. Die Ergebnisse seien grundsätzlich auch nicht schlecht gewesen, zudem verfüge die Nationalmannschaft über gute Spieler: „Vorne gibt es viel Tempo, im Mittelfeld gibt es ein Überangebot an Spielern auf höchstem internationalen Niveau“, erklärte Matthäus. Gemeint sind Profis wie Chelsea-Stürmer Timo Werner oder die Ex-Schalker vom FC Bayern: Leon Goretzka und Leroy Sané.
Das Niveau ist nicht das Gleiche
„Das Problem liegt in der Abwehr. Ich halte viel von Antonio Rüdiger. Matthias Ginter und Niklas Süle machen ihren Job befriedigend, aber längst nicht auf dem Niveau wie Hummels oder Boateng zu ihrer besten Zeit.“
Nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft 2018, als die deutsche Nationalmannschaft erstmals in der Gruppenphase einer WM gescheitert war, und nach dem schwachen abschneiden in der Nations League ein Jahr später hatte Löw sich entschieden, ohne die 2014er Weltmeister Boateng, Hummels und Müller einen Neuanfang zu wagen, um anderen Spielern die Möglichkeit zu geben, in verantwortungsvolle Rollen hineinzuwachsen. Über diese Entscheidung wird seitdem immer wieder kontrovers diskutiert.