Essen. Magdalena Neuner will nicht mehr Deutschlands “kleine, süße Gold-Lena“ sein. Die Biathletin gab auf ihrer Homepage bekannt, dass sie 2012 nach der laufenden Saison ihre Biathlon-Karriere im Profisport beendet. Magdalena Neuner sehnt sich nach Normalität und Ruhe.
Mit Magdalena Neuner verliert der Biathlon-Sport mit Ende der Saison 2011/2012 seine Ausnahmeerscheinung. Der Rücktritt der deutschen Rekordweltmeisterin kommt allerdings nicht überraschend. Magdalena Neuner hatte immer wieder angedeutet, dass sie sich früh vom Leistungssport zurückziehen wolle. Die Entscheidung ist deshalb konsequent. Magdalena Neuner hat schließlich im Biathlon-Sport alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: zehn Weltmeistertitel, zwei Olympiasiege, zwei Gesamt-Weltcup-Siege und die Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres stehen unter anderem zu Buche.
Magdalena Neuner wollte keine Rampensau sein
Doch wer Magdalena Neuner in den vergangenen Jahren beobachtet hat, weiß, dass sie sich in der Rolle der Glamour-Lady und Vorzeigefrau des Biathlon-Sports nie zu 100 Prozent wohlgefühlt hat. So sehr sie die Nation mit ihrem strahlenden Lächeln und ihrer Natürlichkeit fasziniert hat, so wenig ist sie eine Rampensau wie eine Hochspringerin Blanka Vlasic oder Ex-Eiskunstläuferin Katarina Witt. Bereits nach dem Gewinn der zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Vancouver sprach Magdalena Neuner von Motivationsproblemen und davon, dass es in ihrem Leben wichtigere Dinge gebe als Biathlon.
Magdalena Neuner sehnte sich stets "nach Normalität und ein wenig mehr Ruhe" - so beschreibt Magdalena Neuner ihre Beweggründe für den Rücktritt auf ihrer Homepage. "Ich möchte einfach mal die Dinge machen können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte", heißt es weiter.
Raketenhafter Aufstieg als Gold-Lena belastete die Biathletin
Ihr raketenhafter Aufstieg nach ihrem Profi-Debüt mit 18 Jahren hat Magdalena Neuner an die Grenzen ihrer psychischen Belastbarkeit geführt. "Ich musste in unheimlich kurzer Zeit reif werden und ziemlich viel lernen", sagt sie heute. "Mich hat das so aufgeregt, dieses Goldmädel zu sein, die kleine blonde Lena, die Süße aus Wallgau."
Diesem Erwartungsdruck, außerhalb der sportlichen Leistungen auch noch dem Wunschbild der Deutschen nach der sympathischen Biathlon-Königin zu zu entsprechen, versuchte Magdalena Neuner zu entkommen, indem sie sich aus der Öffentlichkeit zurückzog und wenig Fragen zu ihrem Privatleben beantwortete. Seit zwei Jahren ist sie glücklich mit ihrem Josef liiert und verriet kürzlich, dass sie vielleicht nach dem Sommer mit ihrem Liebsten zusammenziehen wolle.
Magdalena Neuner will neue Dinge ausprobieren
Selbst der Rummel in ihrem Heimatort Wallgau nahm solche Dimensionen an, dass es Tage gab, "da hatte ich nicht mal Lust, den Müll vor die Tür zu bringen, weil da immer jemand war". Im Alter von nur 24 Jahren zieht Magdalena Neuner deshalb die Notbremse und will das nächste Kapitel in ihrem Leben aufschlagen. Die Familienplanung sei ihr wichtig, schreibt sie auf ihrer Homepage. Zudem mache sie derzeit den C-Lizenz-Trainerschein und will bald mit Kindern und Jugendlichen zusammen arbeiten.
Mit der Entscheidung zum Rücktritt habe sie lange gerungen und könne durchaus verstehen, dass viele Menschen diese Entscheidung nicht nachvollziehen können. "Ich habe einfach das Gefühl, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung und mich nach dem Sport etwas Neues, ganz Tolles erwartet!" Sie sei motiviert, viele neue Dinge auszuprobieren. So stand Magdalena Neuner kürzlich bereits für sechs Szenen ihrer ARD-Lieblingsserie "Sturm der Liebe" vor der Kamera.
WM 2012 in Ruhpolding soll letzter Höhepunkt für Gold-Lena werden
Ihre letzte aktive Biathlon-Saison will Magdalena Neuner in vollen Zügen genießen. "Jetzt freue ich mich erst einmal sehr auf den bevorstehenden Winter, vor allem natürlich auf die WM in Ruhpolding. Auf Euch Fans, die tolle Stimmung in den Stadien und die schönen Dinge, die ich im Sport noch erleben darf. Es wird für uns alle bestimmt eine ganz schöne Saison und ich würde sagen - lasst sie uns einfach so richtig genießen und zusammen feiern!", schreibt Magdalena Neuner auf ihrer Homepage.
Im schwedischen Östersund startete sie mit ihrem 25. Weltcupsieg und zwei dritten Plätzen so gut wie noch nie in ihrer Karriere. Den Gewinn des Gesamtweltcups hat sie als klares Ziel ausgegeben. Bei der WM 2012 peilt Magdalena Neuner sechs Medaillen an. "In Ruhpolding ganz oben auf dem Siegerpodest stehen und die deutsche Hymne hören - das wäre das Größte", schwärmt Neuner. Es wäre ein krönender Abschluss einer überragenden Wintersport-Karriere im Eil-Tempo.