Hagen.. Das Aufgebot von Phoenix Hagen hat sich stark gewandelt. Trainer Ingo Freyer über die Team-Zusammenstellung und die Phase bis zum Saisonstart.
Wie immer ging es zunächst zum wenig geliebten Lauf ins Ischelandstadion. Es ist die Vorbereitung auf die bereits neunte Saison, in die Ingo Freyer am Wochenende als Chef-Coach mit Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen eingestiegen ist. Über die Team-Zusammenstellung, neue Tendenzen im Kader und die Phase bis zum Saisonstart am 3. Oktober sprach die Redaktion mit dem 44-Jährigen.
Herr Freyer, rechtzeitig zum Trainingsauftakt ist der Kader komplett. Wie zufrieden sind Sie mit der Team-Zusammenstellung?
Ingo Freyer: Ich glaube, das ist eine gute Mischung. Das wichtigste ist, dass wir sechs Ausländer haben und schon mit vollem Kader anfangen können. Im letzten Jahr konnten wir mehr Stammkräfte halten, hatten beim Start aber nur fünf Amerikaner. Dieses Jahr mussten wir etwa Larry Gordon ziehen lassen, dafür sind wir komplett.
Es fällt auf, dass die Mannschaft im Schnitt größer ist als in der Vorsaison. War das bewusstes Vorgehen beim Rekrutieren der Neuzugänge?
Freyer: Im letzten Jahr war unser großer Schwachpunkt, vor allem als Dino Gregory noch nicht da war, dass wir immer unter dem Korb unterlegen waren. Das ist hoffentlich jetzt nicht mehr so. Die Entwicklung des Kaders hängt auch damit zusammen, dass mit Niklas Geske und Jonas Grof zwei Talente auf den kleinen Positionen sich gut entwickelt haben und spielen sollen. Da können wir es uns leisten, einen amerikanischen Guard weniger zu holen, stattdessen einen größeren Spieler mehr. Gleichzeitig hatten wir ja vor zwei Jahren mit Bernd Kruel noch einen deutschen Spieler mit seinen 2,10 m, das mussten wir kompensieren.
Von der Statur her sind wir jetzt größer unter dem Korb. Trotzdem werden wir keinen anderen Spielstil auswählen, sondern genauso schnell in Defensive und Offensive spielen wie bisher.
Freyer: Es war vorher klar, dass sich Phoenix kaum bundesliga-erfahrene Neuzugänge leisten kann. Mit Ivan Elliott ist es jetzt immerhin einer geworden. Aber auch der Rest der Neuen weist zumindest vom College gute Referenzen nach. War die „Schnäppchen-Jagd“ wieder erfolgreich?
Natürlich können wir jetzt noch nicht abschätzen, wie sich die Spieler schlagen werden, die bisher in kleineren Ligen gespielt haben. Aber bei allen haben wir das Gefühl, dass sie sich in der Bundesliga etablieren können, sonst hätten wir sie nicht geholt.
Freyer: Bei Ivan Elliott wissen wir ganz genau, was er kann und wie er bisher in Deutschland gespielt hat. Er ist ein bisschen älter und reifer geworden, hat zuletzt seine Statistiken gegenüber seiner Bundesliga-Zeit weiter verbessert. Gut für uns, dass wir neben David Bell und Adam Hess mit ihm einen dritten erfahrenen Spieler für uns gewinnen konnten. Nur zwei solcher Führungsspieler, das wäre ein bisschen wenig gewesen.
In der Tat scheint der Umbruch, da mit Bell nur ein gestandener Spieler geblieben ist, noch größer als in den Jahren zuvor. Ein zu großes Risiko?
Freyer: Es ist ja immer das Risiko, das wir haben, seitdem wir in der ersten Liga sind. Das ist nicht neu für uns. Und wenn ich sehe, von welchen Klubs Spieler wie Bell, Larry Gordon, Dino Gregory oder Keith Ramsey zu uns kamen. . . Wir haben sie zu denen gemacht, die sie jetzt sind. Das wollen wir mit den Neuen auch schaffen. Es ist doch eine gute Charakter-Eigenschaft, sich immer wieder neu zu beweisen - auch als Verein.
Was auch auffällt, ist die größere Anzahl an Dreier-Schützen im Team. In der letzten Saison war Phoenix bei der Quote aus der Distanz zweitschwächstes Team . . .
Freyer: Unser Defizit war vor allem, dass wir schlecht Freiwürfe geworfen haben. Jetzt bekommen wir da vielleicht eine normale Quote. Mit den Spielern, zumindest wie sie bisher gespielt haben, haben wir aber tatsächlich mehr Schützen als im letzten Jahr. Ich hoffe, eine unserer Stärken wird wieder sein, von draußen zu werfen. Aber wir können auch unter den Korb gehen - schön, dass wir mehrere Optionen haben. Jetzt müssen wir sehen, ob es zueinander passt.
In sieben Wochen, am 3. Oktober, ist der Bundesliga-Auftakt beim Mitteldeutschen BC. Wie sieht die Vorbereitung darauf aus?
Freyer: Wir haben die Vorbereitung in drei Abschnitte geteilt. In den nächsten zwei Wochen einschließlich des Trainingslagers in Kaiserau wird viel Wert auf die konditionellen Grundlagen gelegt, dazu unsere Spielphilosophie eingeführt. Taktisch wird noch nicht alles gemacht, das folgt dann in der dreiwöchigen Phase mit vielen Turnieren und Spielen. Da achten wir auf spezische körperliche Dinge, arbeiten immer noch zweigleisig, gehen aber neben der Athletik tiefer in die Taktik. In den restlichen zwei Wochen folgt dann der Feinschliff, wo sich die Team-Hierarchie entwickelt und wir den Rhythmus für das erste Spiel finden wollen.
Abschließend, mit welchen Zielsetzungen gehen Sie in die bevorstehende Saison?
Freyer: Unabhängig von den teilweise schwierigen Voraussetzungen haben wir es in den letzten drei Jahren geschafft, uns im Mittelfeld einzupendeln. Angesichts der Umstrukturierungen im Umfeld seit dem letzten Sommer und dem Übergangsjahr danach ist es jetzt aber erstmal ganz wichtig, nicht abzusteigen. Das ist das Einzige, was im Augenblick zählt. Wenn die neue Struktur greift, dann können wir den nächsten Schritt machen. Aber auch im letzten Jahr, als es mit der kleinen Aufstellung und ohne Center eigentlich utopisch war, konnten wir ja ausreichend Spiele gewinnen. Wenn wir gut arbeiten, haben wir auf unsere Weise immer erfolgreich spielen können.