Liverpool. Nach fast 17 Jahren beim FC Liverpool wird der 34-jährige Steven Gerrard sich im Sommer verabschieden, weil er eine neue Herausforderung sucht.
Steven Gerrard vom FC Liverpool wechselt nach dieser Saison wie erwartet in die nordamerikanische Major League Soccer. Der frühere englische Fußball-Nationalspieler "bestätigt, dass er diesen Sommer in die USA gehen wird", teilte sein aktueller Club am Samstag via Twitter mit und kündigte ein Video-Interview mit Gerrard an. Am Freitag hatte die 34-jährige Vereinsikone den Abschied bei den Reds bekanntgegeben.
Nach fast 17 Jahren bei seinem Herzensverein war es für Steven Gerrard die "härteste Entscheidung" seines Lebens, den Klub zu verlassen. Die Ikone des FC Liverpool gab den Abschied frühzeitig bekannt, um bereits aufgekommene Spekulation direkt zu beenden. "Dieser Verein ist ein riesiger Teil meines Lebens. Es wird mir sehr schwerfallen, Abschied zu nehmen, aber ich fühle, dass es das Beste für alle Beteiligten ist", sagte der 34-Jährige.
Hätte der Wechsel in die USA nicht funktioniert wäre für Gerrard eines klar gewesen: In England wollte er keine neue Beschäftigung suchen. "Ich würde nie in Erwägung ziehen, jemals gegen Liverpool aufzulaufen", meinte er.
Das Ende einer Ära
Am 24. Mai, dem letzten Spieltag der Premier-League-Saison, wird auf der Insel eine Ära zu Ende gehen. Das vorläufig letzte Heimspiel der Reds an der Anfield Road mit Gerrard im Trikot mit der Nummer 8 wird die Partie am 16. Mai gegen Crystal Palace sein. Auf der legendären "The Kop"-Tribüne der Liverpool-Fans werden dann Tränen fließen. 1989 hatte sich Gerrard als Achtjähriger den Reds angeschlossen. Sein Profi-Debut in der ersten englischen Liga gab er 1998 als Einwechselspieler gegen die Blackburn Rovers - mit 18 Jahren.
"In der heutigen Zeit wird das Wort Legende sehr häufig gebraucht, aber in seinem Fall würde es ihm nicht einmal gerecht werden. Als Führungspersönlichkeit ist er mit niemandem zu vergleichen, mit dem ich jemals gearbeitet habe", sagte Liverpool-Coach Brendan Rodgers nach der Mitteilung seines Kapitäns. Für mehr als eine Dekade schon sei Gerrard einer der besten Spieler der Welt.
Er absolvierte bislang 695 Partien für die Reds und erzielte 180 Tore. Der Mittelfeldspieler führte den Club 2005 zum Triumph in der Champions League gegen den AC Mailand. Nach einem 0:3-Rückstand erzielte er das erste Tor seiner Mannschaft, die sich über ein 3:3 ins Elfmeterschießen rettete und die Italiener dann bezwang.
Gerrard holte zehn Trophäen
Im FA-Cup-Finale 2006 gegen West Ham United glich der Anführer trotz Krämpfen in den Waden in der letzten Minute mit einem Schuss aus beinahe 30 Metern aus. Im Elfmeterschießen verwandelte er sicher. Später wurde die Partie als das "Gerrard Finale" bezeichnet. Zudem gewann der exzellente Freistoß- und Elfmeterschütze mit den Reds 2001 den Uefa-Cup. Auch damals gehörte er zu den Torschützen. Insgesamt holte er zehn Trophäen nach Hause.
Der Gewinn der englischen Meisterschaft blieb dem treuen Profi aber versagt. In der vergangenen Saison unterlief ausgerechnet ihm in einer entscheidenden Partie gegen den FC Chelsea ein folgenschwerer Patzer: Gerrard rutschte aus und verstolperte den Ball. Blues-Stürmer Demba Ba traf zum 1:0 der Londoner. Manchester City profitierte und sicherte sich den Titel. Liverpool wurde Zweiter. Wenige Wochen später musste Gerrard den nächsten Rückschlag verkraften. Bei der WM in Brasilien kam das Aus der Engländer in der Vorrunde. Danach beendete der Kapitän der Three Lions seine Länderspielkarriere.
Am Freitag sagte Gerrard: "Es war die härteste Entscheidung meines Lebens. Meine Familie und ich haben uns lange den Kopf darüber zerbrochen. Ich gebe die Entscheidung jetzt bekannt, damit Trainer und Mannschaft nicht durch Spekulationen über meine Zukunft gestört werden." Der Ausnahmefußballer will in seiner Karriere noch einmal andere Erfahrungen sammeln und sicherstellen, dass er nichts bedauert, wenn er seine Laufbahn beende.
Der dreifache Familienvater sei in Gesprächen mit den Clubs LA Galaxy, New York Red Bulls und dem New York City FC, um seine glanzvolle Karriere in der amerikanischen Major League Soccer fortsetzen zu können. Irgendwann aber werde er nach Liverpool zurückkehren, um seinem Herzensclub in anderer Funktion zu helfen. (dpa)