Paris. Die Russin Maria Scharapowa hat Sara Errani in zwei Sätzen geschlagen und mit dem Sieg bei den French Open jedes Grand-Slam-Turnier auf der Welt gewonnen. Mit dem Turniersieg in Paris rückt die 25-Jährige in der WTA-Weltrangliste auf Platz eins vor.

Als Maria Scharapowa den "Coupe Suzanne Lenglen" aus den Händen der dreimaligen
French-Open-Siegerin Monica Seles überreicht bekommen hatte und die russische
Nationalhymne erklang, da war der 25-Jährigen spätestens klar, dass sie wirklich
Großes vollbracht hatte. Sie weinte. Vor Glück. Mit dem glatten 6:3,
6:2-Finalsieg am Samstag in Paris über die Italienerin Sara Errani steigt die
Russin endgültig in den Olymp ihrer Sportart auf.

Als erst zehnte
Spielerin in der mehr als 130-jährigen Tennis-Geschichte hat sie mit dem Sieg im
Stade Roland Garros alle vier Grand-Slam-Turniere wenigstens einmal für sich
entschieden. Scharapowa hatte zuvor schon in Wimbledon (2004), bei den US Open
(2006) und den Australian Open (2008) triumphiert. Zudem rückt sie am Montag zum
dritten Mal an die Spitze der Weltrangliste. "Es ist ein unglaublicher Moment",
sagte Scharapowa auf Französisch, um auf Englisch hinzufügen: "Ich bin sprachlos
und danke meinem Team. Es war eine lange Reise bis hierher."

Das Endspiel
gegen die tapfer kämpfende Italienerin aus Bologna war eine einseitige
Angelegenheit und nach 1:29 Stunden mit dem dritten Matchball und einem Kniefall
Scharapowas beendet. Zu keiner Zeit gelang es der 24 Zentimeter kleineren
Errani, ihr vielseitiges und reichhaltiges Repertoire abzurufen. Die 25-Jährige
hatte auch kaum Gelegenheit, ans Netz vorzurücken oder ihre Vorhand mit viel
Vorwärtsdrall hoch und weit zu schlagen. Die 1,88 Meter große Scharapowa spielte
zu schnell, zu präzise, zu gut - und führte mit ihren zahlreichen Gewinnschlägen
von der Grundlinie nach einer Viertelstunde bereits mit 4:0.

Scharapowa hat 19 von 20 Matches auf Sand gewonnen

Jeder der 15.000
Zuschauer im Centre Court von Paris spürte, dass die finster dreinblickende
Scharapowa gegen die Sandplatzspezialistin diesen letzten ihr noch fehlenden
Major-Titel unbedingt gewinnen wollte: hier und heute. Nach 36 Minuten
verwandelte sie ihren ersten Satzball zum 6:3. "Dieser Sieg bedeutet mir
unheimlich viel", sagte Scharapowa später wieder mit einem Lächeln.

So
früh wie nie zuvor begann die Russin in dieser Saison mit den Turnieren auf dem
für sie ungeliebten roten Ziegelmehl. Bereits Ende April schlug sie beim
Hallenwettbewerb in Stuttgart auf. Sie holte nicht nur dort den Titel, sondern
auch später in Rom. Ihre Bilanz auf Sand liest sich beeindruckend: 19 von 20
Matches gewann sie. Ihrer Wucht und Selbstsicherheit hatte auch Errani nichts
entgegenzusetzen, obwohl die Spielerin aus Bologna sogar mehr Spiele auf Sand in
diesem Jahr für sich entschied (25) als Scharapowa.

Aber zumindest die
minimale Umstellung auf einen um einen Zentimeter längeren Schläger hat
Maximales bei Errani bewirkt. In der neuen Weltrangliste wird sich die
Kerber-Bezwingerin, die sich den Roland-Garros-Titel im Doppel sichern konnte,
um 24 Ränge verbessern und erstmals unter den besten zehn Tennisspielerinnen der
Welt wiederfinden.

Bei den Männern kommt es zum ultimativen
Duell

Zu diesem erlesenen Kreis gehören Novak Djokovic und Rafael Nadal
schon lange. Im Endspiel der Männer kommt es am Sonntag zwischen dem
Weltranglistenersten und dem sechsmaligen Paris-Sieger zum ultimativen Duell der
im Moment beiden besten Tennisspieler der Welt. Gewinnt Djokovic kann der 25
Jahre alte Serbe erstmals seit 43 Jahren alle vier Major-Titel gleichzeitig
beanspruchen.

Nadal seinerseits kann ebenfalls Historisches vollbringen,
indem der 26-Jährige aus Mallorca seinen siebten Titel bei seinem
Lieblingsturnier erringt und damit Björn Borg übertrifft, der sechsmal in Paris
triumphierte.

Auch Scharapowa will sich das Finale ansehen. Auf einen
Sieger mochte sie sich allerdings nicht festlegen. Sie genoss lieber ihren
eigenen großen. (dapd)