Essen. Sein Umgang mit den jüngsten Krisenszenarien und diversen Affärchen hat Theo Zwanziger beschädigt. Auf lange Sicht aber wird dies nicht als zentraler Punkt seiner Ära als DFB-Präsident haften bleiben. Ein Kommentar von Dirk Graalmann.
Nun also geht der Kapitän doch etwas früher von Bord. DFB-Präsident Theo Zwanziger hat seinen vorzeitigen Rücktritt für den Herbst 2012 angekündigt, knapp ein Jahr vor Ende seiner regulären Amtszeit. Ist das jetzt „ein Schock“, wie eine Nachrichtenagentur flugs in die Redaktionsstuben tickerte? Dem nicht uneitlen Theo Zwanziger dürfte gefallen haben, mit welcher Bedeutung nun seine Ankündigung aufgeladen wird. Aber die Wahrheit ist: Der deutsche Fußball insgesamt hängt nicht ab vom obersten Verbandsfunktionär; und das Glück oder Seelenheil der Fußball-Fans erst recht nicht.
Was bleibt von der Präsidentschaft des umtriebigen Juristen? Natürlich, in seine Amtszeit fällt die rauschhafte Heim-WM der Männer 2006 (über deren Vergabe schon weit vor Zwanzigers Aufstieg entscheiden worden war) wie jene zwar erfolgreiche, nicht ganz so rauschhafte der Frauen anno 2011 (für die sich Zwanziger mit heißem Herzen und voller Überzeugung stark gemacht hatte). Aber wer denkt bei der WM an Zwanziger? Sein Umgang mit den jüngsten Krisenszenarien und diversen Affärchen und Ungereimtheiten hat Zwanziger beschädigt – auf lange Sicht aber wird auch dies nicht als zentraler Punkt seiner Ära haften bleiben.
Nein, in Erinnerung bleiben die Sätze, die der DFB-Präsident auf der Trauerfeier für Nationaltorwart Robert Enke sprach: „Fußball ist nicht alles“, sagte Zwanziger. „Fußball darf nicht alles sein. Denkt nicht nur an den Schein, denkt auch an das, was im Menschen ist, an Zweifeln und an Schwächen.“ So gesehen, hat nun der Mensch Theo Zwanziger, mit all’ seinen Zweifeln und Schwächen, eine angemessene Entscheidung getroffen. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.