Hagen.. Dass die Enervie-Gruppe aktuell den Vertrag über die Namensrechte der Enervie Arena nicht verlängert, hat große Folgen für die Hagener Bundesligisten im Basketball, Handball und Tischtennis.
Bei der Konkurrenz nehmen die Transfermeldungen täglich zu, für Phoenix Hagen gilt das nicht. Bis auf Rückkehrer Adam Hess hat der Basketball-Bundesligist, den mindestens sieben Spieler aus dem letztjährigen Kader verlassen, noch keinen Neuzugang verpflichtet. Grund dafür ist auch die Situation bei der Enervie-Gruppe, nicht nur bisher als Namensgeber der Enervie Arena sondern auch mit der Tochter Mark E - etwa im Mittelkreis und auf den Spielerhosen präsent - wichtiger Sponsor bei Phoenix. Angesichts der drängenden Sanierung und des akuten Liquiditätsbedarfs hat der Energieversorger alle Sponsoringmaßnahmen aktuell eingefroren, wie Enervie-Sprecher Uwe Reuter bestätigte. Was nicht nur Phoenix, sondern etwa auch die Zweitliga-Handballer des VfL Eintracht oder Tischtennis-Bundesligist TTC Hagen trifft.
Es ist nicht so, dass Ingo Freyer und Steven Wriedt - beide aus dem Urlaub zurück - dieser Tage untätig wären. Die Phoenix-Trainer erhalten Angebotslisten der Agenten, sichten Videos potentieller Neuzugänge, führen Gespräche. Vertragsverhandlungen mit Kandidaten können sie indes nicht beginnen. „Wir müssen abwarten, bis wir Klarheit haben“, sagt Freyer. Und meint das zur Verfügung stehende Spieler-Budget. Neben Kapitän David Bell steht bisher lediglich der deutsche Teil des Kaders weitgehend fest, nachdem auch der trotz bestehenden Fördervertrags (bis 2017) von anderen Erstligisten stark umworbene Marcel Keßen mit Doppellizenz weiter für Phoenix und ProB-Ligist Iserlohn auflaufen wird. Er, Hess, Niklas Geske und die weiteren Doppellizenzler Jonas Grof, Moritz Krume und Julian Jasinski zählen zum Kader. „Bei den deutschen Spielern sind wir nicht so schlecht aufgestellt“, findet Freyer.
Phoenix' Kaderplanung liegt aktuell auf Eis
Für die Importkräfte gilt das allerdings noch nicht, auch angesichts der Unsicherheit über die bei Phoenix so genannten „Starting Five“-Sponsoren Enervie und Mark E. „Damit können wir im Augenblick nicht planen“, sagt Noch-Geschäftsführer Oliver Herkelmann - und spricht von einer deutlichen Lücke im vorgesehenen Budget. Im April beim Phoenix-Sponsorentreffen wurde noch eine geplante Steigerung des reinen Spieler-Etats (ohne Flüge, Wohnungen, Berufsgenossenschaft etc.) von 650 000 um 26 Prozent auf 820 000 Euro vorgestellt, dies erscheint aktuell ausgesprochen fraglich.
„Wir sind gezwungen, geduldig zu sein“, sagt Christian Stockmann, der heute die Geschäftsführung der Phoenix Hagen GmbH übernimmt, betont aber auch: „Wir haben zwei wichtige Routiniers, das Grobgerüst steht - also locker bleiben.“ Angesichts der aktuellen Umstrukturierung beim Bundesligisten würden alle Entscheidungen noch weiter nach hinten geschoben würden als üblich. Und ohnehin müsse man - für Phoenix ja nicht neu - angesichts noch fallender Preise pokern und Verpflichtungen so spät wie möglich tätigen. Stockmann: „Bisher haben die Trainer noch nicht gesagt, bei bestimmten Spielern müssten wir jetzt tätig werden. Natürlich wünscht man sich früh Planungssicherheit, aber noch haben wir Zeit.“
Stockmann hofft auf Enervie-Verlängerung
Man müsse sehen, wie schnell die bei Phoenix neu gestarteten Bemühungen in Sachen Sponsoren-Akquise Früchte tragen, so Stockmann. In Sachen der Ende Juni ausgelaufenen Hallen-Namensrechte, die Enervie aktuell nicht verlängert hat (wir berichteten), gebe es alternative Überlegungen. Aber Stockmann hofft auch noch auf ein weiteres Engagement des Energieversorgers: „Da sind ja nicht nur wir betroffen.“ Auch Enervie-Sprecher Reuter räumt ein, es gebe viele Argumente dafür, dass ein Unternehmen mit so starker regionaler Verwurzelung sich weiter regional engagiere. Momentan gebe es aber keine Signale in diese Richtung.
Betroffen von der Enervie-Krise sind auch die Eintracht-Handballer, die den Kader für ihre erste Zweitliga-Saison schon komplett haben. An dem Ertrag aus den Namensrechten sind sie mit 15% beteiligt, auch bei ihnen ist Mark E Sponsor. Sehr früh im Jahr, so Marketing-Manager Jörg Brodowski, habe man mit dem Energiedienstleister über die neue Spielzeit gesprochen: „Zu dem Zeitpunkt war nicht abzusehen, wie sich die Situation entwickeln würde.“ Weil Mark E immer ein zuverlässiger Partner gewesen sei, kündigt Brodowski an: „Wir werden die Werbung auch in der Saison 2015/2016 auf das Trikot nehmen, wissentlich, dass hier ein Risiko besteht, wenn die Zusagen nicht eingehalten werden können.“ Auch wenn dies den Zweitligisten „hart treffen“ würde.
Erstliga-Start bei TTC Hagen war lange fraglich
Gut die Hälfte des Etats von Tischtennis-Bundesligist TTC Hagen, so Manager Horst Bartelmeß, trug Mark E bisher. So war ein Erstliga-Start in der neuen Saison, zumal schon Ende Mai der Kader stehen musste, angesichts der ungewissen Situation des Energieversorgers lange fraglich. Das Budget für die Spielzeit 15/16 bestreitet man nun komplett ohne dessen Sponsoring.