Hamburg. Nachdem der DFB am Montagabend einen großen Shitstorm im Netz geerntet hat, versuchte Pressesprecher Jens Grittner via Twitter die Wogen zu glätten und rechterfertigte sich für das Abhängen eines antifaschistischen Banners am Millerntor. Fan-Vertreter forderten in einem offenen Brief Konsequenzen.
Seit Montagabend sieht sich der DFB einem Shitstorm gegenüber. Der Grund dafür ist, dass am Millerntor - dem Stadion des FC St. Pauli - ein Banner abgeklebt wurde. "Kein Fußball den Faschisten" ist dort seit Jahren zu lesen, doch beim Abschlusstraining der deutschen Nationalmannschaft wurde der letzte Teil des Schriftzuges abgedeckt.
Der DFB begründete das bei Twitter mit folgendem Wortlaut: "Das Millerntor wurde neutralisiert. Das heißt, dass es frei von Werbung gemacht wird, aber auch von politischen Äußerungen." Dieser Aussage folgte in den sozialen Netzwerken ein wahrer Shitstorm. "Kein Millerntor dem DFB" entgegneten zahlreiche User, die das Abhängen des Banners als extremen Widerspruch zu den Anti-Rassismus-Kampagnen des DFB werteten.
Der Verein zeigt sich überrascht
Der FC St. Pauli zeigt sich verärgert über die Maßnahme des Verbands. "Mit großem Unverständnis haben wir das Vorgehen des DFB zur Kenntnis genommen. Diesen Schriftzug zum Teil abzukleben, steht für uns im deutlichen Widerspruch zu all den Aktionen, die der DFB in der Vergangenheit gegen Fremdenhass, Diskriminierung und Rassismus durchgeführt hat", wird das Präsidium in einem offenen Brief auf der Homepage des Klubs zitiert. Außerdem zeigte sich der Verein überrascht ob der Maßnahme: "Da zwar die mündlich getroffene Vereinbarung eine 'Neutralisierung des Stadions' vorsah, diese aber bei vorherigen DFB-Veranstaltungen am Millerntor ausschließlich die Werbeflächen beinhaltete."
Auch der Fanclubsprecherrat des FC St. Pauli reagierte auf das Überkleben des Banners und weist auf seine eigene Leitlinien, seine Art des Denkens und des Handelns hin. "Wir leben den Antirassismus im großen und im kleinen Stil. Wir setzen hier auch auf deutliche Aussagen und gingen bisher – gerade nach den bisherigen Kampagnen des DFB – davon aus, dass Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit auch im Sinne des DFB sind."
"Schlag ins Gesicht"
Weiter schreibt der Fanclubsprecherrat in dem offenen Brief an den DFB von einem "offenen Schlag ins Gesicht" und einem "Affront gegenüber allen Fussballfans, die sich tagein und tagaus antifaschistisch und antirassistisch verhalten, entsprechende Choreos erarbeiten, Aufklärungsarbeit verrichten und so dem Rechtsruck in den Stadien entgegenschreiten".
Am Ende des Briefes fordern die Fans des FC St. Pauli den DFB auf, sich "klar gegen Faschismus und Rassismus zu bekennen". "Wir denken, dass dies auch im Sinne der Mannschaft und des Bundestrainers ist, und erwarten an dieser Stelle keine Ausreden oder pressetechnische Taktierungen, sondern klare Kante im Sinne der Roten Karte gegen Diskriminierung!"
DFB versucht zu beruhigen
Jens Grittner, Pressesprecher der Nationalmannschaft, versuchte inzwischen ebenfalls via Twitter die Debatte zu beruhigen. "Hinter der Aussage auf Pauli steht der DFB. Kein Fußball den Faschisten! Kein Platz für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung! Aber: Bilder (TV + Foto) von deutschen Nationalspielern vor der herausgelösten Aussage 'für Faschisten' will auch keiner!", schreibt er auf Twitter und fügt an: "Wir haben Verständnis für die Fans, bitten aber darum, zu differenzieren und beide Seiten zu sehen."