Bochum. Wattenscheid 09 reist zu Rot-Weiss Essen – und die Vorzeichen könnten sowohl tabellarisch als auch stimmungstechnisch besser kaum sein vor dem Revierderby in der Fußball-Regionalliga. Über 10 000 Karten sind bereits verkauft, weil RWE auch einen Familientag veranstaltet.

Der Wunsch der Wattenscheider Regionalliga-Fußballer nach einem trainingsfreien Sonntag war vor Wochenfrist durchaus vorhanden. Doch 09-Trainer Christoph Klöpper mochte da, nun ja, nicht so recht mitmachen. Nach dem 3:1-Erfolg gegen Hennef am vergangenen Samstag hatte das Team nämlich einen Mannschaftsabend veranstaltet – und musste dennoch antanzen. „Vieles war Stückwerk“, kritisierte Christoph Klöpper und brach nach dem dritten Sieg genauso wenig in Jubel aus, wie er nach neun sieglosen Spielen zuvor auch nicht in Panik geraten war. Vor dem Ruhrpott-Hit beim ambitionierten Tabellenvierten Rot-Weiss Essen (Sonntag, 14 Uhr, Hafenstraße) blieb unter der Woche noch immer viel zu tun für die SG.

„In puncto Effektivität“ etwa, führte Christoph Klöpper auf der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen Hennef aus, „fehlt uns noch brutal viel.“ Die Zielstrebigkeit und Konsequenz, den teilweise überforderten Gegner frühzeitig zu erlegen, fehlten einfach zu oft. Auch defensiv offenbarten die Wattenscheider noch zu viele individuelle Aussetzer in der Viererkette und im defensiven Mittelfeld.

Gewiss ändert all’ das nichts daran, dass der Erfolg enorm wichtig war – für die Ausgangssituation auf einem Nicht-Abstiegsplatz und für die Stimmung im Umfeld. Klöpper berichtete von „Gesprächen mit intensiven Fans“, die signalisierten, dass die Mannschaft in Essen durchaus mit Unterstützung rechnen könne. Zur Erinnerung: Vor knapp zwei Monaten hatte die „Szene WAT“, die Vereinigung der stimmgewaltigsten Anhänger des Klubs, ihren Support ja bis auf Weiteres eingestellt. An Einsatzwillen des Teams jedenfalls mangelt es seit dem aufrüttelnden 2:3 gegen Wiemelhausen ohnehin nicht mehr.

Über 10 000 Zuschauer werden kommen

Viel besser könnten die Vorzeichen – gemessen am schlimmen Saisonstart – also kaum sein für dieses Highlight-Spiel im erst zwei Jahre alten „Stadion Essen“. Über 10 000 Zuschauer werden kommen, schließlich veranstalten die Rot-Weißen einen Familientag, im Vorverkauf stellte der Klub ein großes Kontingent an vergünstigten Karten zum Verkauf. Und mittlerweile ist die Aufbruchstimmung spürbar an der Hafenstraße, RWE rangiert nur noch sechs Punkte hinter dem konstant starken Spitzenreiter Viktoria Köln.

Essen hatte sich in der Sommerpause kostspielig verstärkt, mit Mario Neunaber einen erfahrenen Abwehrchef geholt. Der Ex-Bochumer Sven Kreyer (elf Zweitliga-Einsätze beim VfL) und Marwin Studtrucker (ehemals Wiedenbrück) stehen für exzellente Regionalliga-Qualität, Cebio Soukou – ebenfalls mit VfL-Vergangenheit – zieht im offensiven Mittelfeld die Fäden.

Der Start in die Spielzeit verlief zwar zäh, spätestens seit dem 2:1-Sieg über Viktoria Köln aber ist das Vertrauen der Fans in das Team und den neuen Trainer Marc Fascher enorm gestiegen. Das Nordlicht Fascher pflegt einen offensiven Spielstil, was der SG 09 zupass kommen könnte – mit Burak Kaplan, Eren Taskin und Jules Schwadorf verfügen die Gäste über schnelle (Konter-)Spieler.

  • KAPLAN KÖNNTE AUCH VORRUTSCHEN
  • Zuletzt lieferte der Wattenscheider Burak Kaplan zufriedenstellende Leistungen auf der linken Verteidigerposition ab und etablierte sich dort vorerst. Gegen Rot-Weiss Essen ist sowohl ein erneuter Einsatz auf dieser Position als auch ein Vorrücken auf einen offensiveren Platz denkbar.
  • Wichtig wird für die SG 09 an der Hafenstraße sein, dass das Umschaltverhalten von Offensive auf Defensive besser funktioniert als zuletzt. Immer wieder war es in dieser Spielzeit sichtbar, dass nicht ausnahmslos alle Spieler mitarbeiten. Wenn’s klappt, ist ein Punkt durchaus im Bereich des Möglichen.