Sotschi..
Schachgeschichte wiederholt sich manchmal. Ein Jahr nach ihrem ersten WM-Match in Chennai spielen der Norweger Magnus Carlsen und der Inder Viswanathan Anand von Samstag an in Sotschi erneut um den Titel. Diesmal aber mit vertauschten Rollen: Carlsen ist amtierender Weltmeister, Anand der Herausforderer. „Das bedeutet nichts. Er oder ich, nur darum geht es“, sagte Anand.
Im vorigen Herbst gewann Carlsen souverän und vorzeitig mit 6,5:3,5 und ließ dem Figurenkünstler Anand in dessen Geburtsstadt keine Chance. Mit 22 Jahren war Carlsen einer der jüngsten Titelträger der Schachgeschichte, längst ist er über die Schachszene hinaus ein Star. „Ich sehe mich als Favorit, wenn ich gut spiele“, bekräftigte der Norweger vor der Neuauflage des WM-Duells. Anands große Karriere schien dagegen vor Jahresfrist zu Ende, doch er kehrte im März 2014 in die Schacharena zurück.
„Sotschi ist großartiger Gastgeber“
„Es gibt Zeiten, in denen Du denkst, Du hast genug, aber nach wenigen Momenten wird Dir bewusst: Du willst immer mehr“, sagte Anand. Mit 44 Jahren siegte der Inder überraschend im WM-Kandidatenturnier. Damit qualifizierte sich der fünffache Weltmeister erneut für den Titelkampf. Carlsen freut sich auf die Neuauflage des Duells mit Anand, zu dem er nach eigenen Worten seit langem eine gute Beziehung hat.
Beide Schachgenies kennen sich ausgezeichnet und spielten in Turnieren sowie ihrem WM-Match bisher 70 Partien mit unterschiedlicher Zeitkontrolle gegeneinander. Mit 36:34 liegt Anand knapp vorn, doch seit 2009 hat Carlsen die meisten Duelle gewonnen. Dennoch geht Anand nach Ansicht der Fachwelt nicht chancenlos in das Match. Er ist in guter Form und wird aus der letzten WM-Niederlage seine Schlüsse gezogen haben. Zu Hause in Indien war der Druck auf ihn zu groß, in Russland kann er befreit aufspielen. Deshalb unterschrieb Anand den WM-Vertrag auch als Erster. Carlsen zögerte, auch weil er Sotschi angesichts der Ukraine-Krise für keinen geeigneten Spielort hielt. Doch weder in Norwegen noch Indien fand sich ein Ausrichter. Anand betonte: „Sotschi ist ein großartiger Gastgeber. Sie hatten Winter-Olympia und die Formel 1. Und das russische Publikum weiß das Spiel zu schätzen.“
Schauplatz des Schachspektakels ist das Media Center des olympischen Dorfes von Sotschi. Das Match geht über zwölf Partien, die immer um 15 Uhr Moskauer Zeit (13 Uhr MEZ) beginnen. Nach jeweils zwei Spielen gibt es einen Ruhetag. Steht es am Ende 6:6, muss der Tiebreak mit verkürzter Bedenkzeit entscheiden. Die WM-Börse in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar wird zwischen Sieger und Verlierer im Verhältnis 60:40 geteilt.