Dortmund. In der Westfalenhalle sind die Zuschauerränge beim Traditionsturnier mäßig gefüllt. Viele Spitzenreiter starten in Katar: Doha statt Dortmund.
Ludger Beerbaum reitet nach seinem Auftritt beim Großen Preis der Bundesrepublik elegant wie immer zur Abreitehalle in der Westfalenhalle. Für drei Mädchen ist es die Chance, ein Autogramm des Springreiter-Idols zu ergattern. Aber sie trauen sich nicht, halten Stift und Karten zurück, zögern zu lange, während der mehrfache Olympiasieger, Europa- und Weltmeister seine Runden dreht. Ehrfürchtig schauen sie ihm zu. Manche Dinge haben sich beim Traditionsturnier in Dortmund eben nicht verändert, und doch ist es ein anderes als vor einigen Jahren.
Im Keller der Westfalenhallen hängt ein verblichenes Bild, Internationales Reitturnier steht darunter, die Ränge sind voll. Der Blick am Sonntag an derselben Stelle ist ein anderer: Die Halle 1 ist mäßig gefüllt, selbst in der Loge sind an den weißen Tischen einige der samtroten Stühle frei. Dabei wird Sport der Spitzenklasse geboten. „Der Zuschauerzuspruch ist nicht mehr so da“, sagt Springreiter Lars Nieberg, Mannschafts-Olympiasieger 1996 und 2000.
Weltcup-Status verloren
Seit rund 25 Jahren sei er in Dortmund dabei, dreimal hat er in dieser Zeit den Großen Preis der Bundesrepublik geholt. Im Finale unterlief dem 53-Jährigen diesmal auf Foster ein Fehler am letzten Hindernis, trotzdem erntete er großen Beifall. Den mit 150 000 Euro dotierten Preis gewann im Stechen die erst 17-jährige Niederländerin Sanne Thijssen auf Con Quidam (36,58 Sek./0 Fehler) vor dem Iren Denis Lynch auf Van Helsing (40,07 Sek./0 Fehler). Beerbaum-Zögling Christian Kukuk und Colestus landeten mit 37,92 Sekunden und vier Strafpunkten auf Rang drei. „Colestus ist unglaublich gesprungen”, sagte der 26-Jährige. Beerbaum selbst belegte Rang elf mit Chaman, Nieberg Platz 16.
Warum viele Stars statt nach Dortmund nach Doha fliegen, mag an den Preisgeldern liegen, vermutet Lars Nieberg. Beim Konkurrenzturnier in Katar sei der Große Preis allein mit 500 000 Euro dotiert. „Dortmund, Berlin und Stuttgart, das waren früher die Highlights schlechthin. Jeder Profi wollte in Dortmund sein. Das ist sicherlich nicht mehr so.“ Dass die Weltcup-Qualifikation vor Jahren abgegeben wurde, sei schade. „Die Turniere in Leipzig und Stuttgart sind deswegen voll.“
Deutlich verjüngtes Publikum
Dennoch, die guten Bedingungen des Turniers zogen auch im 65. Jahr des Bestehens wieder viele bekannte Gesichter des Spring-, Dressur und Voltigiersports an. „Die einen fliegen nach Doha, wir fahren nach Dortmund. Und ich hätte mich nicht besser entscheiden können”, sagte Charlott-Maria Schürmann nach ihrem dritten Platz beim Grand Prix Special. Auf Burlington erreichte sie 1832,5 Punkte in der Dressur. Den Sieg holte Fabienne Lütkemeier, Mannschafts-Weltmeisterin von 2014, auf Fabregaz mit 1941 Punkten. Der Lohn: 11 000 Euro Preisgeld. „Es hat Spaß gemacht“, sagte Lütkemeier.
Dr. Kaspar Funke, Organisator des Signal-Iduna-Cups, berichtet von 34 000 Besuchern beim Turnier. „Wir hätten uns ein paar mehr Zuschauer gewünscht. Aber wir spüren einen positiven Trend und ein deutlich verjüngtes Publikum.“ Darauf müsse man in Zukunft aufbauen: „Irgendwann müssen wir wieder eine vier vorne haben.“