Essen. Zum ersten Mal wurde ein Gruppenspiel der Champions League von Amazon Prime übertragen. Das neue Format hat Stärken - aber auch Schwächen.
Eigentlich war es ja ein vertrauter Anblick, als sich Sebastian Hellmann am Dienstagabend vom Spielfeldrand des legendären Camp Nou meldete. Das dunkelblaue Mikrofon mit dem Champions-League-Logo in der Hand, Vorfreude auf einen großen Fußball-Abend. Hellmann. Das kennt man. Von Sky.
Doch seit dieser Saison ist alles anders. Die Champions-League-Rechte haben sich die Streaming-Dienste DAZN und Amazon Prime gesichert und den einstigen Platzhirschen Sky verdrängt. Die Partie zwischen dem FC Barcelona und Bayern München war also die erste exklusive Übertragung eines Gruppenspiels von Amazon. Hellmann wurde für diese Spiele von Sky abgeworben. Auch am Kommentatoren-Pult saß ein Mann mit bekannter Stimme: Jonas Friedrich, ebenfalls lange bei Sky aktiv und einer der Besten seines Fachs. An seiner Seite fungierte Benedikt Höwedes als Co-Kommentator.
Ex-BVB-Profi Matthias Sammer überzeugt als Experte
Doch Amazon traute sich auch etwas, brachte in die Übertragung viel neuen Wind. Da war neben Hellmann am Spielfeldrand Matthias Sammer. Als Taktikexperte der früheren Eurosport-Übertragungen begeisterte der frühere Profi von Borussia Dortmund einst das Fachpublikum. Auch in der Halbzeit fand Sammer die richtigen Worte, analysierte präzise und engagiert. Dazu begleitete der ehemalige Bayern-Stürmer Mario Gomez und Ex-Nationalspielerin Kim Kuhlig die Vorberichterstattung. Ein paar Anekdoten hier, geballtes Fachwissen. Neue Gesichter als Experten. Das passt - und hätte gereicht.
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Im Studio gab es nämlich noch weitere Experten. Der frühere Dortmunder Verteidiger Patrick Owomoyela stand da neben Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln. Und hinter den Tore sollten die ehemalige Fußballerin Shary Reeves und Sebastian Benesch ihre Eindrücke vom Aufwärmen der Profis schildern. Das war alles ein bisschen viel: Informationen, Schalten, zwischendurch Einspieler. Manchmal ist weniger mehr, um das Publikum nicht zu überfordern. Zumal die Plattitüden der Tor-Reporter absolut verzichtbar sind.
Das altbekannte Problem bei Sport-Streamingdiensten
Und dann war da noch die technische Seite: Amazon lieferte ein gestochen scharfes Bild - nicht selbstverständlich in der (deutschen) Streaming-Welt. Nur eine Sache stört wie immer bei Internet-Übertragungen: die teils gravierende Zeitverzögerung. Auf einen Live-Ticker oder geöffnete Fenster, durch die man den Stream auf dem Fernseher der Nachbarn hören könnte, sollte man also besser verzichten.