Essen. Die Australian Open endeten spektakulär, mit dem 21. Grand-Slam-Titel krönte sich der große Kämpfer Rafael Nadal zum Tennis-König. Ein Kommentar
Als es tief in der australischen Nacht vorbei war, als er dieses irre lange, fast fünfeinhalb Stunden dauernde Finale endlich gewonnen hatte, schüttelte er zuerst nur den Kopf. Keine Eruption der Emotionen – Rafael Nadal war in diesem Moment noch ganz bei sich selbst. Dann schoss er einen Ball mit dem Fuß in Richtung Publikum, und erst danach riss er die Arme im Wechsel nach vorne. Nachdem er die Mitglieder seiner Crew umarmt hatte, flossen auch Tränen. Es war der Gefühlsausbruch eines großen Champions, der soeben Sportgeschichte geschrieben hatte. In einem epischen Tennismatch.
Djokovic war für den Rekord vorgesehen, den Nadal nun hält
21 Grand-Slam-Titel, die magische Marke. Novak Djokovic war für diesen Rekord vorgesehen, doch der serbische Topfavorit wurde wegen seiner fehlenden Impfung und einem nervenden juristischen Hickhack um eine Ausnahmegenehmigung von der auf klare Coronaregeln pochenden australischen Regierung ausgewiesen, noch bevor er einen Ball übers Netz schicken konnte. Man ahnt, wie sehr es Djokovic, der in seiner Heimat nicht nur von exzentrischen Familienmitgliedern als Opfer dargestellt wurde, nun schmerzen muss, dass Nadal ihm diesen Triumph weggeschnappt hat.
Ausgerechnet der Spanier, der noch vor kurzem wegen einer langwierigen Fußverletzung demoralisiert und dem Karriere-Ende nah zu sein schien. Rücktrittsgedanken quälten ihn bereits – und dann gelingt ihm solch ein Comeback, mit einem unfassbaren körperlichen und mentalen Kraftakt. Im Tennis sind auf höchstem Niveau schon häufig Matches gekippt. Nie zuvor aber gab es in dieser Arena von Melbourne einen Spieler, der im Finale bereits mit 0:2 zurücklag und sich noch den Titel erkämpfte.
Auch Medwedew bot im Finale gegen Nadal großen Sport
Zu einem dermaßen hochdramatischen Spektakel gehören aber immer zwei. Nach den ersten beiden Sätzen befand sich der 25-jährige Daniil Medwedew scheinbar auf einem sicheren Siegkurs, bevor der zehn Jahre ältere Routinier zurückschlug. Der wegen Zwischenrufen wütend gewordene Medwedew schenkte Nadal weiterhin nichts, auch der Russe bot großen Sport. Er mag dieses Finale nicht gewonnen haben, er muss sich aber definitiv nicht als Verlierer fühlen.
Der große Verlierer der Australian Open heißt Novak Djokovic.