Essen. Mit dem Hannover-Marathon beginnen die Frühjahrsläufe. Die Pandemie hatte für viele Absagen gesorgt. Hendrik Pfeiffer ist voller Vorfreude.

Sie laufen wieder. Wenn am Sonntag (8.45 Uhr/NDR) der Startschuss zum 30. Hannover-Marathon abgefeuert wird, endet eine fast dreijährige Pause der großen Frühjahrs-Lauf-Wettbewerbe in Deutschland. Das Coronavirus stoppte 2020 und 2021 alle großen Frühjahrsrennen. Jetzt machen es die neuen Corona-Richtlinien möglich: Läufer und Zuschauer kehren zurück auf die Straße. Beim Hannover-Marathon werden inklusive der Rahmenwettbewerbe über 16.000, beim zeitgleich stattfindenden Halbmarathon in Berlin sogar 25.000 Läuferinnen und Läufer an den Start gehen und von einer sechsstelligen Zahl von Lauf-Fans an der Strecke angefeuert werden.

Vorbereitung in Kenia

Hendrik Pfeiffer, 48. des olympischen Marathons 2021 in Tokio, wird in Hannover ganz vorne an der Startlinie stehen. Der 29-Jährige vom TV Wattenscheid ist auch der Favorit für die gleichzeitig in Hannover ausgetragene Deutsche Meisterschaft im Marathon. Drei Monate lang hat sich der Sportsoldat in Kenia auf einer Höhe von 2400 Metern auf seinen Einsatz über die 42,195 Kilometer lange Strecke vorbereitet. „Für mich war es schon das neunte Trainingslager in Kenia. Aber so lange am Stück habe ich dort noch nie trainiert“, sagt er. „Ich wollte mich optimal vorbereiten, um meinen ersten deutschen Meistertitel zu holen und mich für die Europameisterschaft im August in München zu qualifizieren.“

Olympiateilnehmer Pfeiffer greift nach der Bestzeit

Hendrik Pfeiffer, der Journalistik in Dortmund studiert, fühlt sich in der Form, um seine Bestzeit von 2:10:18 Stunden anzugreifen. Er setzt dabei auch auf die Unterstützung der Zuschauer, für die es nach drei Jahren Pause ein Comeback in Hannover geben wird. „Vor Zuschauern zu laufen, ist eine entscheidende Säule, warum ich diesen Sport überhaupt mache und von der Bahn auf die Straße gewechselt habe“, sagt Pfeiffer. „Steriles Im-Kreis-Laufen wie bei Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter, wo höchstens ein paar Betreuer und Freunde im Stadion sind, das ist nichts mehr für mich. Das wird in Hannover sicherlich ganz anders.“

Volksfeste wie in früheren Jahren werden die Frühjahrsläufe aber noch nicht sein. So heiß Läufer und Zuschauer auf die Events sind, so verantwortungsvoll wollen die Organisatoren mit ihrer Aufgabe umgehen, weil die Infektionszahlen sehr hoch sind. In Hannover gilt die 3G-Regel für alle Läufer und für die Zuschauer, die sich im Start- und Zielbereich aufhalten.

Corona warf Pfeiffer aus der Bahn

„Sowohl am Start als auch im Ziel besteht für die Zuschauer Maskenpflicht“, sagt Organisations-Chefin Stefanie Eichel. „Wir werden die Läufer zeitversetzt in Wellen starten lassen, damit es an den Verpflegungsstellen nicht zu Staus kommt.“

Olympiateilnehmer Hendrik Pfeiffer
Olympiateilnehmer Hendrik Pfeiffer © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Mit diesen Maßnahmen muss sich Hendrik Pfeiffer nicht beschäftigen. Er wird mit seinen beiden Schrittmachern, die er aus Kenia mitbringt, vorneweg laufen. Der Favorit des Marathons 2022 hat im März 2021 eine Corona-Infektion durchmachen müssen. „Für mich gab es damals noch keine Impfung. Mein Krankheitsverlauf war kein Vergnügen“, sagt Pfeiffer. „Ich hatte hohes Fieber und sowohl den Geruchs- als auch den Geschmackssinn verloren. Mein Rücken fühlte sich an, als ob ein Messer in ihm stecken würde.“ Bevor er nach der nötigen Pause wieder ins Training einsteigen konnte, hatte er eine MRT-Untersuchung seines Herzens machen lassen. Für Läufer, die gerade mit dem Coronavirus infiziert waren, empfehlen die Mediziner, auf einen Start bei den Frühjahrsläufen ganz zu verzichten oder sich zumindest mit einer Untersuchung das ärztliche Okay einzuholen.

Pfeiffer ist froh, dass er sich nach seiner Infektion mit Impfungen weiter schützen konnte. Für Impfverweigerer hat er kein Verständnis: „Wer noch ungeimpft ist, scheitert an seinem eigenen Starrsinn. Das sind Leute, die sich unbegreiflicherweise weigern, an der Bekämpfung der Pandemie mitzuwirken.“ Pfeiffer ist aber froh, dass die neuen Corona-Regeln wieder Lauf-Wettbewerbe mit Zuschauern erlauben. „Gerade ich weiß, wie fies diese Krankheit sein kann. Aber bis auf wenige Einzelfälle haben Geimpfte jetzt keine schweren Verläufe mehr“, erklärt Hendrik Pfeiffer. „Jetzt müssen wir wieder Freude entwickeln und auch etwas in vollen Zügen genießen dürfen. Viele Läufer lechzen nach der langen Corona-Pause danach.“