Werl/Soest. Leif Gunkel und Laura Hottenrott haben den Silvesterlauf von Werl nach Soest gewonnen. Im Zielbereich herrschte aber dicke Luft.
Leif Gunkel aus Dortmund bei den Männern und Titelverteidigerin Laura Hottenrott (Baunatal) haben am Samstagmittag die 35. Auflage des größten Silvesterlaufs gewonnen. Nach dem 15-Kilometer-Rennen von Werl nach Soest herrschte im Zielbereich aber dicke Luft.
Der Drittplatzierte zeigte dem Sieger den Vogel
Nur Sekunden nach dem Sieger war Dominik Fabianowski im Ziel auf dem Soester Marktplatz angekommen, sofort stürmte er auf Leif Gunkel zu – allerdings nicht, um ihm zu gratulieren. Der Drittplatzierte zeigte dem Ersten den Vogel, beschimpfte Gunkel wüst und streckte ihm sogar den Mittelfinger entgegen. „Das war unsportlich. Das musst Du noch lernen“, sagte Fabianowski. „Er ist mir in die Hacken gelaufen und die ganze Zeit im Windschatten geblieben.“ Außerdem habe sich Gunkel an der Strecke in respektloser Weise feiern lassen, so lauteten Fabianowskis Vorwürfe.
Gunkel schmunzelte. „Ein bisschen“ könne er schon verstehen, dass sein Kontrahent derart sauer gewesen sei, entgegnete der Sieger, „ich habe 12 oder 13 Kilometer gar keine Führungsarbeit übernommen.“ Doch der 20-Jährige meinte auch: „Ich bin gelaufen, um ein bisschen Spaß zu haben und habe mir im Gegensatz zu den anderen keinen Druck gemacht.“ Die anderen, das waren Fabianowski und Robiel Weldemichael. Das Trio belauerte sich auf der Bundesstraße 1, was auch die eher langsame Siegerzeit erklärte. Gunkel kam nach 47:40 Minuten ins Ziel, Weldemichael lag acht Sekunden zurück, Fabianowski zehn. Bei der Siegerehrung waren sie wieder vereint und die Wogen wieder geglättet – nur der Handschlag zur Gratulation zwischen Fabianowski und Gunkel fiel aus.
Ohne jegliches Drama ging hingegen Laura Hottenrotts Titelverteidigung bei den Damen von statten. „Es war genau so toll wie beim ersten Mal, aber anders“, bilanzierte die 24-Jährige Master-Studentin aus Kassel. Sie lief allein auf weiter Flur, das machte es nicht leichter – aber so konnte sie die Atmosphäre an der Strecke „noch besser genießen“, wie Hottenrott nach 55:50 Minuten im Ziel glücklich zu Protokoll gab.
Gina Lückenkemper gab den Startschuss
Die Soester Spitzenläuferin Gina Lückenkemper gab in Ampen den Startschuss für die 5-km-Kurzstrecke. Auch dieser schrieb eine ganz besondere Geschichte. Florian Vielhaber kam als Erster ins Ziel, ahnte dort aber, dass er nicht der Sieger sein konnte. Genau andersherum ging es Yannik Gerland, Marvin Rudnik und Maximilian Picht. Das Trio war 500 Meter vor dem Ziel falsch abgebogen. „Wir dachten: Wo sind denn plötzlich die Zuschauer? Hier stimmt etwas nicht“, berichtete Gerland später. Nach der Ankunft wurde die Verwirrung aufgeklärt – und die „Falschläufer“ verdientermaßen auf die ersten Plätze gesetzt. Den Fairplaypokal bekam der spätere Vierte Vielhaber – schließlich hatte der Athlet vom LAC Hochsauerland selbst darauf aufmerksam gemacht, dass er nur wegen eines Irrtums wie der vermeintliche Sieger aussah.
Organisator Ingo Schaffranka zog ein gemischtes Fazit: „Wir hatten ein Top-Lauffeld und einen super spannenden Einlauf. Auch die Unterstützung an der Strecke war toll. Organisatorisch gibt es aber Punkte, an denen wir 2017 den Hebel ansetzen sollten.“ Übrigens: Der 1982 erstmals durchgeführte Silvesterlauf lockt keine Stars mit lukraktiven Antrittsgeldern, sondern unterstützt den guten Zweck. In diesem Jahr werden Sportvereine aus der Umgebung bedacht.