Essen. Patrick Wiencek, Abwehrchef aus Duisburg, tritt nach 159 Länderspielen aus dem Nationalteam zurück. Er zeigte stets eine tadellose Einstellung.
Er ist kein Mann großer Worte, er ist mehr ein Mann großer Taten. Einer, der dahin geht, wo es weh tut: im Angriff an den Kreis, in der Abwehr im Mittelblock. Dort, wo die großen Jungs der einen und die großen Jungs der anderen Mannschaft aufeinanderprallen. Wo gezerrt und geklammert, geschubst und gehalten wird. 159 Länderspiele lang. Doch nun ist Schluss: Patrick Wiencek hat seine Karriere in der Handball-Nationalmannschaft beendet.
„Ein Großer unseres Sports verlässt die Nationalmannschaftsbühne“, schrieb der Deutsche Handball-Bund am Montag in den Sozialen Netzwerken – und erhielt binnen weniger Minuten Tausende Reaktionen. Etliche Profis wie der langjährige Nationalmannschafts-Kapitän Uwe Gensheimer zollten Wiencek ihren Respekt.
Debüt unter Heiner Brand
„Danke, Bam-Bam“ hieß es immer wieder. Unter diesem Spitznamen ist der 33-jährige Duisburger bekannt. Wegen seines rustikalen Körpereinsatzes, durch den so mancher Gegenspieler schon mal verzweifelt zu Boden geht. Aber auch, weil er mit seinen strohblonden Haaren an den gleichnamigen Jungen aus der Zeichentrickserie Familie Feuerstein erinnert. An diesen freundlichen und sanften Typen, der mit riesiger Kraft auch mächtig austeilen kann. Wie Patrick Wiencek.
Am 1. Dezember 2009 hatte Wiencek unter dem damaligen Bundestrainer Heiner Brand für die DHB-Auswahl debütiert. Als U21-Weltmeister von 2009 fand er schnell seinen Platz im Team und reifte nicht zuletzt durch seine Wechsel vom Tusem Essen über den VfL Gummersbach (2010 bis 2012) zum THW Kiel zum Führungsspieler auf und abseits des Feldes. Bis zuletzt – seine letzten Einsätze absolvierte er bei der EM im Januar in der Slowakei, bevor ihn ein positiver Corona-Befund außer Gefecht setzte – bestach Wiencek durch seinen nimmermüden Einsatz und seine tadellose Einstellung.
Bundestrainer Gislason akzeptiert den Schritt
Entsprechend schwer fiel ihm der Anruf bei Bundestrainer Alfred Gislason. „Es waren tolle, spannende Jahre“, sagte Wiencek. Gislason bezeichnete den Entschluss seines Vorzeigekämpfers als „extrem schade“. Schon die bevorstehenden Länderspiele gegen Ungarn am 19. und 20. März finden ohne Wiencek statt, beim eingeleiteten Umbruch muss Gislason auf seinen Vorzeigeprofi verzichten. „Ich akzeptiere diesen Schritt und wünsche Patrick alles Gute für seine weitere Vereinslaufbahn“, sagte der Isländer.
Wienceks sportlicher größter Erfolg mit dem deutschen Team war neben Olympia-Bronze 2016 in Rio der vierte Platz bei der Heim-WM 2019. Unvergessen bleibt für den Familienvater auch das EM-Qualifikationsspiel 2015 in Kiel. „Die besondere Auszeichnung, die Nationalmannschaft als Kapitän in meine Heim-Arena führen zu dürfen, bleibt“, sagt Wiencek. Den deutschen EM-Triumph wenige Monate später im Januar 2016 verpasste er allerdings wegen eines Kreuzbandrisses. Auch vor den Olympischen Spielen 2021 in Tokio wurde Wiencek durch eine Verletzung (Wadenbeinbruch) gestoppt.