Essen. Nach seiner Entgleisung gegenüber Dennis Aogo fliegt Jens Lehmann aus dem Hertha-Aufsichtsrat. Die Entscheidung musste so kommen. Ein Kommentar.

Will man es maximal wohlwollend formulieren, dann könnte man schreiben: Immerhin hat Jens Lehmann erkannt, was er da angestellt hat. Wobei es das nicht ganz trifft. Er hat erkannt, dass er irgendwas angestellt hat, was nicht ganz in Ordnung war. Das zumindest lässt sich seiner Reaktion auf Twitter entnehmen.

Aber der Reihe nach: In der Nacht postete der Ex-Profi Dennis Aogo auf Instagram den Screenshot eines Whatsapp-Chats mit Jens Lehmann. Darin hatte der frühere Torhüter geschrieben: "Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?" Eine Nachricht, in der es um Aogos Aufgabe als Experte beim TV-Sender Sky ging. Eine Nachricht, die erkennbar nicht an Aogo gerichtet war, die Lehmann aber dennoch an diesen geschickt hatte - und das war noch das am wenigsten Dumme an dem ganzen Vorgang.

Jens Lehmann rudert auf Twitter zurück

Am Mittwochmorgen sah sich Lehmann gezwungen zu reagieren und schrieb auf Twitter: "In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden, für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe. Als ehemaliger Nationalspieler ist er sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote."

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Eine Nachricht, die nichts besser machte, ein kläglich gescheiterter Versuch des Zurückruderns. Denn welcher andere Eindruck hätte denn entstehen sollen? Wie kann "Quotenschwarzer" anders gemeint sein als zutiefst rassistisch, weil es Aogo auf das äußere Merkmal Hautfarbe reduziert? Wie könnte es anders gemeint sein als zutiefst beleidigend, wenn Lehmann Aogo unterstellt, dass er nur aufgrund seiner Hautfarbe den Job als Experte beim TV-Sender Sky bekommen hat. Das ist Rassismus und nichts anderes.

Hertha BSC muss Konsequenzen ziehen

Lehmanns Reaktion ist deswegen bei Licht betrachtet nichts wert, weil sie den Eindruck vermittelt, dass Lehmann nichts verstanden hat oder nichts verstehen will. Und deswegen ist es vollkommen richtig, dass er nun Konsequenzen tragen muss. Hertha-Investor Lars Windhorst hat schnell und richtig reagiert, hat den Beratervertrag mit Lehmann aufgekündigt - womit auch dessen Tätigkeit im Aufsichtsrat von Hertha BSC beendet ist.

Es war die einzige Möglichkeit, die dem Klub und seinem Investor blieb: Hertha müht sich seit Jahren, sich als weltoffen und bunt zu positionieren, als Gegner von Rassismus und jeglicher Diskriminierung. Zuletzt trennte sich der Klub von seinem langjährigen Torwarttrainer Zsolt Petry, weil der sich in einem Zeitungsinterview in seiner ungarischen Heimat homophob geäußert hatte.

Legt man an Lehmann den gleichen Maßstab an, konnte es nur ein Ergebnis geben. Alles andere wäre nicht zu vermitteln gewesen, weder Fans, noch Sponsoren und erst recht nicht den vielen Profis mit Migrationshintergrund. Mit seiner Entgleisung gegenüber Aogo hat sich Lehmann untragbar gemacht.