Essen. Der Drittliga-Aufstieg von Rot-Weiss Essen bringt den Verein wieder in den Fokus. Vincent Wagner hat das Interesse eines Bundesligisten geweckt.

Erfolge haben für manche Vereine auch ihre Schattenseiten - siehe VfL Bochum. Wenn finanzstärkere Klubs plötzlich auf Leistungsträger oder gut arbeitenden Verantwortliche aufmerksam werden, dann haben die "kleineren Vereine" oft keine Chance.

Bei Rot-Weiss Essen geht das nicht ganz in die Richtung wie zuletzt beim VfL. Aber die Situationen sind durchaus auf einem anderen Niveau vergleichbar. Mit einem kleinen Unterschied: RWE konnte Leistungsträger und Publikumsliebling Isaiah Young trotz Angeboten von Drittliga-Konkurrenten und Zweitligisten für weitere zwei Jahre an die Hafenstraße binden.

Ob das RWE auch in diesem Fall gelingt? Die Rede ist von Vincent Wagner, dem äußerst erfolgreichen U19-Trainer der Essener, der in der U19-Bundesliga mit seiner Mannschaft einen starken 6. Tabellenplatz belegte und am Mittwoch (1. Juni) den Sieg im Niederrheinpokal über den MSV Duisburg feierte.

Wagner steht bei der TSG Hoffenheim für die U23 im Fokus

Doch kurz nach den Feierlichkeiten ließ Wagner plötzlich seine Zukunft offen. "Mal gucken, was passiert. Ich bin hier schon sehr nah am Optimum, das muss man einfach sagen. Sowohl emotional, als auch von den Arbeitsbedingungen. Die Kombination aus Arbeit und Fußball ist natürlich schon krass. Wir arbeiten hier fast vollprofessionell. In der Kombination ist es schon hart. Ich kann und will gar nicht ausschließen, dass ich in Zukunft außerhalb der Jugend tätig bin. Es müsste halt schon was Außergewöhnliches sein, dass ich den Schritt gehen würde. Sodass es dann auch jeder versteht", sagte der 36-Jährige, der seit Sommer 2019 als Sport- und Geschichts-Lehrer am Leibniz-Gymnasium in Essen-Altenessen unterrichtet.

Das "Außergewöhnliche" könnte ein Wechsel zum Bundesligisten TSG Hoffenheim sein. Denn wie diese Redaktion erfuhr, ist Wagner bei den Kraichgauern ein Thema für die Besetzung des Trainerpostens in der U23. NLZ-Boss Jens Rasiejewski wollte auf Nachfrage ein Wagner-Interesse weder bestätigen noch dementieren, er ließ nur verlauten: "Dazu kann ich aktuell nichts sagen."

Rasiejewski kennt Wagner noch aus Bochum

Ein deutliches Dementi hört sich jedenfalls anders. Und nach unseren Informationen gilt Wagner als Wunschkandidat des TSG-Nachwuchschefs. Dass ausgerechnet Rasiejewski bei der Besetzung des U23-Trainers von Hoffenheim an Wagner denkt, kommt nicht überraschend. Denn beide arbeiteten schon beim VfL Bochum zusammen. Als Rasiejewski im Oktober 2017 Ismail Atalan als Cheftrainer ersetzte, holte er seinen U19-Co-Trainer Vincent Wagner zu den Profis.

Wagner erinnerte sich im DFB-Interview an die Zeit: "Bei den VfL-Profis lief es damals nicht gut und ich bekam während eines Seminars einen Anruf - mit der Bitte, sofort nach Bochum zu kommen. Im VfL-Büro standen der Sportliche Leiter Christian Hochstätter sowie Heiko Butscher und Jens Rasiejewski. Mir war sofort klar, dass der damalige Profi-Cheftrainer Ismail Atalan gehen musste. Rasiejewski, der als Nachfolger präsentiert wurde, wollte mich unbedingt dabeihaben. So wurde ich mit 31 Jahren Co-Trainer einer Zweitligamannschaft."

Wagner schwärmt in höchsten Tönen von Rasiejewski

Und von Rasiejewski schwärmt er in den höchsten Tönen. Wagner: "Jens Rasiejewski, der zuvor drei Jahre U 17-Trainer bei der TSG Hoffenheim war, hat mir viel beigebracht. Er durchlief die Hoffenheim-Schule unter Ralf Rangnick und Bernhard Peters. Das ist schon das oberste Regal. (lacht) Bei ihm habe ich Ebenen des Fußballs kennengelernt, die mir vorher als Spieler nicht so geläufig waren. Ich würde behaupten, dass ich durch ihn den Fußball jetzt noch ein bisschen mehr verstehe."

Vielleicht können sich Rasijewski und Wagner schon bald wieder intensiv über Fußball unterhalten - bei der TSG Hoffenheim. Ein Verlust Vincent Wagners wäre für RWE natürlich die Schattenseite des aktuellen Erfolgslaufs im Verein.