Dortmund. Gerald Asamoah hatte am Freitag beim Fußballkongress im Signal-Iduna-Park ein Auswärtsspiel. Am Ende bekam er einen speziellen Auftrag.

Den Worst Case aus Schalker Sicht hatte Moderator Jens Conrad gerade noch abwenden können. Weil sich die Zuschauerplätze beim Fußballkongress in Dortmund am Freitag nach einer Kaffeepause zunächst nur langsam füllten, verschob sich der Beginn des Gesprächs mit Schalke-Legende Gerald Asamoah um einige Minuten. Obwohl auch um 15:08 Uhr noch nicht alle Sitze im Business-Bereich des Signal-Iduna-Parks belegt waren, startete der Veranstalter den Talk. 60 weitere Sekunden warten wollte er offenbar lieber nicht.

So oder so war der Auftritt in Dortmund für Asamoah vor der Gelben Wand ein Auswärtsspiel. Die Kulisse war zwar nur eine Fototapete, allerdings genossen die Teilnehmer vom Veranstaltungsraum einen freiem Blick auf die echte Südtribüne im BVB-Stadion. „Ich muss sagen, dass ich hier über einen Weg reinfuhr, den ich noch nie gefahren bin“, begrüßte Asamoah die Zuhörer des Fußballfachkongresses Deutschland, die zu einem ganztägigen Workshop mit Fachausstellung zusammengekommen waren. „Ich war noch nie richtig alleine hier. Ich bin auch noch nie die Treppen hier hochgegangen, sonst bin ich meistens mit dem Bus hier gewesen, (vom Platz, die Red.) runter und dann schnell wieder weg. Aber es ist alles angenehm bis hierhin und ihr seid bis hierhin alle nett. Alles gut.“

Luginger-Entlassung sei dir schwerste Entscheidung gewesen

Das Format hieß „Backstage – ein Blick hinter die Kulissen“. Und den gewährte der mit dem S04 frisch in die Bundesliga aufgestiegene Koordinator der Lizenzspielerabteilung des FC Schalke 04. „Nach der Karriere macht man sich Gedanken, wie es mit dir weiter geht“, erklärte Asamoah. „Irgendwann muss man sich selbst neu erfinden und fragen: Ziehst du dich zurück und machst nichts mehr oder was willst du?“ Für ihn sei klar gewesen, zunächst einmal alles auszuprobieren und im Fußball zu bleiben. Deshalb habe er seine Trainerscheine gemacht, dann aber festgestellt, dass dies nicht das Richtige für ihn sei. Ein parallel absolviertes Studium im Fußballmanagement habe ihn dann auf den Weg gebracht. „Dank Christian Heidel habe ich dann die Chance bekommen, die U23 zu führen. Da habe ich viel mitgenommen.“ Seine schwerste Aufgabe bislang sei die Trainerentlassung von Jürgen Luginger bei der U23 gewesen. Diese sei ihm menschlich sehr schwer gefallen.

Der nächste Schritt sei dann der zurück in den Profibereich gewesen. Als Leiter Lizenz versuche er dem Trainer den Rücken freizuhalten. Dabei sei es auch wichtig, dass der Trainer ihn nah an die Mannschaft ranlasse. „Das ist uns in diesem Jahr auch gut gelungen“, sagte „Asa“. „Klar, wenn man aufsteigt kann man immer sagen, alles war super.“ Sein Job als Bindeglied zwischen Team und Sportdirektor sei sehr vielfältig. Nach dem Abstieg habe er sich Gedanken gemacht, was er bewegen könne. Oft seien es Kleinigkeiten, die eine große Wirkung hätten. So habe er dafür gesorgt, dass die jungen Spieler um Malick Thiaw in der Kabine dafür sorgen müssen, dass der Kühlschrank gut gefüllt sei. Auch die Parkordnung habe er geändert. Diese ist auf Schalke durchnummeriert. “Das hört sich jetzt zwar ein bisschen lächerlich an, aber ich wollte nicht, dass ein junger Spieler denkt, er kann auf der 'Eins' parken.“ Dort parkt nun der Mannschaftskapitän. So habe er eine Struktur in die Mannschaft bekommen. Auch die Sitzordnung hat er verändert. Jung neben Alt. „Ich wollte, dass auch ein junger Spieler neben Simon Terodde sitzen und sich Tipps holen kann.“

Asamoah: "Emotionen muss man irgendwie rauslassen"

Asamoah bereut diesen Schritt nicht. Er habe viel dazugelernt. „Dennoch muss ich öfter mal aufpassen, weil ich sehr, sehr verbissen bin und versuche, das auch in meinen Spielern zu sehen.“ Deshalb sei er wie bei der Gelben Karte beim Auswärtsspiel des S04 beim SV Sandhausen zuletzt manchmal in Wallung. „Aber Emotionen muss man irgendwie rauslassen“, entschuldigte sich Asamoah.

Das hat er wie der gesamte Klub nach dem Sieg und dem Aufstieg gegen den FC St. Pauli ausgiebig getan. Und würde es sicher wieder tun, wenn das gelänge, wozu ihn der Moderator bei seiner Abmoderation quasi mit einem neuen Auftrag im Gepäck entließ: „Vom Derbysieger der nächsten Saison zum …,“ leitete der zum nächsten Gast über. „Derbysieger, okay? Oh, das wird hart“, wollte Asamoah lieber keine Versprechungen machen. Dann setzte er sich in sein Auto und fuhr zum Training zurück nach Gelsenkirchen. Wie schnell, das ist nicht überliefert.