Essen. Der SC Freiburg verwehrt RB Leipzig das Vereinslogo für gemeinsame Fanartikel. Das DFB-Pokalfinale wird zum Kulturkampf. Ein Kommentar.
2017 hatten die Fußball-Traditionalisten noch Humor. Damals, als RB Leipzig in seiner ersten Bundesliga-Saison im Rückspiel gegen den ungeschlagenen Tabellendritten TSG Hoffenheim antrat, erfanden sie dieses Wort: El Plastico. Ein Schandname für das Spitzenspiel zweier Klubs, die in den Augen ihrer Kritiker keine Geschichte haben, dafür aber Millionen eines Mäzens.
RB Leipzig ist den Traditionalisten in all den Jahren ein rotes Tuch geblieben. Ein Verein ohne Mitglieder, emporgestiegen nicht aufgrund seiner Spielkunst allein, sondern dank der Investitionen des Getränke-Milliardärs Dietrich Mateschitz. Ein Konstrukt ohne Tradition. Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, fasste den Kulturkampf im deutschen Fußball damals so zusammen: In Leipzig, ätzte er, werde Fußball gespielt, um eine Dose zu performen.
Freiburg und Leipzig könnten gegensätzlicher nicht sein
Der SC Freiburg ist so etwas wie der Gegenentwurf zu den Investorenmodellen des Profifußballs. Ein alternativ angehauchter Klub, dem Kommerz abgeneigt und unter den Gutmenschen im Südwesten fest verankert, weil es dort alles in allem „einfach eine geringere Arschlochdichte“ gibt, wie die Taz einmal das Leben in Freiburg beschrieb. Freiburg und Leipzig, die beide eine herausragende Saison hinter sich haben, könnten in ihrer Identität als Klub gegensätzlicher nicht sein.
Am 21. Mai stehen sich die beiden im DFB-Pokalfinale gegenüber, der Kulturkampf aber tobt schon jetzt: Freiburg hat RB Leipzig die Nutzung des Vereinslogos etwa für einen gemeinsamen Fan-Schal zum Pokalfinale untersagt. Deutlicher kann man eine Abneigung nicht ausdrücken. Für die einen ist Freiburgs Geste Anstand und Haltung, für andere pure Arroganz. Klar ist: Das Pokalfinale hat was.