Mailand. Seit Tagen gab es Spekulationen um seinen Gesundheitszustand. Nun ist es offiziell: Spielerberater Mino Raiola ist verstorben.

Der internationale Fußball verliert einen seiner großen Strippenzieher: Am Samstag ist Mino Raiola nach langer Krankheit im Alter von 54 Jahren verstorben. „In unendlicher Trauer nehmen wir Abschied von dem erstaunlichsten Fußballagenten, den es je gab“, hieß es in der Stellungnahme seiner Familie, die auf Raiolas verifiziertem Twitter-Account veröffentlicht wurde: „Mino kämpfte bis zum Ende mit der gleichen Kraft, mit der er unsere Spieler am Verhandlungstisch verteidigte.“ Auch das Büro des Beraters in Monaco bestätigte dies auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Nach der 3:4-Niederlage gegen den VfL Bochum meldete sich auch Borussia Dortmunds Starstürmer Erling Haaland. „Der Beste“, schrieb der 21 Jahre alte Norweger auf seinem Instagram-Konto zu einem Herzchen und zu dem Bild, das ihn sitzend neben dem stehenden und lächelnden Italiener zeigt.

Mino Raiola wurde gefürchtet und mehr als nur einmal beschimpft von verärgerten Fußball-Managern. Streit und Konfrontation waren zwei Hauptmotive eines kurzen Lebens - und doch bietet die Karriere des berüchtigten Beraters unter anderem von BVB-Stürmerstar Haaland auch einen fast schon romantischen Zug: Carmine Raiola schaffte es im wahrsten Sinne des Wortes vom Tellerwäscher zum Millionär.

Es begann in einer Pizzeria vor den Toren Amsterdams

Schon am vergangenen Donnerstag hatten Falschmeldungen um den Tod des Italieners für viel Aufregung gesorgt, zu diesem Zeitpunkt kämpfte Raiola im Mailänder Krankenhaus San Raffaele noch um sein Leben. In Italien, Spanien, Deutschland, England, in Skandinavien und anderen Teilen der Welt war die Aufregung groß, es ging eben nicht um irgendeinen Spieler-Vermittler. Raiola war der wohl Umstrittenste, aber ziemlich sicher auch der Erfolgreichste seiner Zunft.

Erling Haaland.
Erling Haaland. © AFP | Unbekannt

Begonnen hatte alles in einer Pizzeria vor den Toren Amsterdams. Aus Süditalien waren die Eltern 1968 in die Niederlande ausgewandert, als Raiola gerade ein Jahr alt war. In Haarlem betrieben sie dann ein Restaurant, und der Sohn half mit, er putzte, spülte Teller, brachte das Essen. Viel später wurde Raiola, der Spielerberater, daher auch „il pizzaiolo“ genannt, der Pizzabäcker. Am Ofen hat er nach eigener Aussage selbst aber nie gestanden.

Millionenschwere Karrieren in Raiolas Hände

Stattdessen hatte er als junger Erwachsener bereits ein Auge auf die Finanzen des Geschäfts, studierte zudem ein paar Semester Jura und lernte zahlreiche Fremdsprachen - Raiola bereitete seinen Aufstieg vor, und die Pizzeria wurde zur Startrampe. Denn sie war auch bei prominenten Vertretern aus dem Fußball beliebt. Und so knüpfte Raiola früh die ersten Kontakte in das Business, in dem er später Millionen verdienen sollte.

Der kleine HFC Haarlem ernannte ihn Anfang der 1990er-Jahre zum Sportdirektor, als Agent war er wenig später an seinem ersten Transfer beteiligt: Der niederländische Nationalspieler Bryan Roy wechselte von Ajax Amsterdam nach Foggia. Es war ein vergleichsweise beschaulicher Auftakt. Denn in den folgenden Jahrzehnten legten Ausnahmespieler wie Haaland, Zlatan Ibrahimovic, Paul Pogba und Gianluigi Donnarumma ihre millionenschweren Karrieren in Raiolas Hände.

Auch bei Borussia Dortmund eckte Raiola an

Die Spieler bewunderten seine Geschäftstaktiken, die Klubs fürchteten sie. Sir Alex Ferguson etwa, legendärer Boss von Manchester United, bezeichnete Raiola einmal als „Scheißkerl“ - weil er Pogba zu einem ablösefreien Wechsel zu Juventus Turin überzeugt hatte.

Auch in Dortmund eckte Raiola an, als es um den Haaland-Transfer ging. BVB-Sportdirektor Michael Zorc müsse ihn am Ende „wirklich gehasst haben“, sagte Raiola einmal bei Sport1, und das habe einen Grund: „Ich bin bereit, für meine Spieler in den Krieg zu ziehen. Ich bin bereit, alles für sie zu machen. So wie für meine Söhne.“ (fs/sid)