Stuttgart. Vor einem Jahr reiste das DFB-Team mit dem Flugzeug von Stuttgart nach Basel. An den Aufschrei wird Oliver Bierhoff nun erinnert.

Rund 220 Kilometer liegen zwischen dem Waldhotel in Stuttgart und dem Radisson-Blu-Hotel in Sat. Gallen – also zwischen dem Vorbereitungslager der deutschen Fußballnationalmannschaft und der Herberge, wo sie nach dem Länderspiel gegen Liechtenstein am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) unterkommen wird.

Es liegt also keine große Distanz zwischen den beiden Städten, aber es reicht, um gewaltige Aufregung zu erzeugen. Das musste die Nationalmannschaft vor ziemlich genau einem Jahr erfahren, als sie die Kurzstrecke von Stuttgart nach Basel mit dem Flugzeug zurücklegte. Der öffentliche Aufschrei war gewaltig, die Spieler mussten sich nach dem Länderspiel in der Schweiz dafür rechtfertigen – und vor allem auf die Verantwortlichen um Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff prasselte viel Kritik ein.

DFB lernt aus Fehlern der Vergangenheit

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Daran wird Bierhoff nun wieder erinnert, nun da die Nationalmannschaft wieder in Stuttgart residiert und wieder in der Schweiz spielt, weil die Nationalmannschaft Liechtensteins ihr Heimspiel jenseits der Grenze im Kybunpark austrägt. Nun ist man beim DFB nicht zwingend grüner und umweltbewusster geworden, aber man hat gelernt aus den Fehlern der Vergangenheit: Man wird mit dem Bus fahren.

„Das ist natürlich eine Reaktion auf Basel“, sagt Bierhoff. Der 53-Jährige steht mit schwarzem Trainingsanzug bekleidet im Gazi-Stadion, wo sonst die Stuttgarter Kickers ihre Fünftliga-Spiele austragen und nun die Nationalmannschaft ihr Abschlusstraining bestreitet. Der Nationalmannschaftsdirektor würde gerne über sportliche Themen sprechen, aber es kommt, wie es so oft kommt bei seinen Auftritten: Es geht zu großen Teilen um das, was sich neben dem Platz tut, um Marketingaktivitäten und eben um den umstrittenen Flug aus dem Vorjahr. Natürlich habe es auch unterschiedliche Ansichten gegeben, sagt Bierhoff. Drei Spiele in kurzer Zeit seien viel, man habe wenig Zeit.

Bierhoff findet die Busfahrt schöner

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„Wir haben das offen angesprochen und rein technisch hätte Hansi auch gerne gehabt, das man fliegt“, sagt Bierhoff. Aber nach der Basel-Erfahrung war klar, dass man fährt. Und nein, überstimmt worden sei er Bundestrainer auch nicht: „Wir entscheiden immer gemeinsam. Aber werden natürlich immer wieder den Spagat üben müssen zwischen Professionalität und optimaler Vorbereitung sowie natürlich anderen Werten und Kriterien, die wir erfüllen wollen.“ Bierhoff selbst fände die Busfahrt auch schöner, sagt er: „Denn ich setze mich rein und brauche nicht mehr umsteigen. Das ist wie mit dem Zug. Das einzige Dilemma ist die unangenehme Strecke.“

Die Staugefahr nämlich ist groß auf den Autobahnen rund um Stuttgart. Zugfahren allerdings scheidet auch aus: Die Nationalmannschaft muss nach Uefa-Regularien wegen der Corona-Pandemie weiter eine streng abgeriegelte Blase bilden – und so bleibt nur der Bus.