Wakayama. Deutsche Mannschaft verlässt bei Fußball-Testspiel geschlossen das Feld. VfL-Profi Eduard Löwen bestätigt rassistische Beleidigung.

Die Generalprobe der deutschen Olympia-Fußballer für die Sommerspiele in Tokio ist fünf Minuten vor Ende vorzeitig abgebrochen worden. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bunds wurde Verteidiger Jordan Torunarigha in der Partie gegen Honduras am Samstag in Wakayama von einem Gegenspieler rassistisch beleidigt, die deutsche Mannschaft verließ gemeinsam beim Stand von 1:1 das Feld. Der letzte Test des Teams von Auswahl-Trainer Stefan Kuntz fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Eduard Löwen, Mittelfeldspieler des Bundesliga-Aufsteigers VfL Bochum, äußerte sich zu dem Rassismus-Vorfall. Löwen: "Es gab eine rassistische Beleidigung seitens eines gegnerischen Spielers gegen Jordan Torunarigha. Wir haben uns als Mannschaft entschlossen das Spielfeld geschlossen zu verlassen. Jordan war sehr, sehr enttäuscht und traurig."

Gegner entschuldigt sich geschlossen nach dedm Spiel

 "Nachdem sich die Situation ein bisschen beruhigt hat, kam auch der gesamte Kader von Honduras rüber zu uns zur Bank und hat sich entschuldigt. Damit war das Thema für uns gegessen" sagte Kuntz nach dem Vorfall. Das Team habe gemeinsam überlegt, ob der Angelegenheit noch weiter nachgegangen werden solle, sich aber dagegen entschieden. "Wir haben ein richtiges Statement gesetzt, wir haben richtig entschieden und gehandelt. Es war auch Jordans Wille, der gesagt hat, dass wir es damit gut sein wollen lassen", sagte Routinier Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg, der das Team bei Olympia als Kapitän anführen wird.

Auf dem Twitter-Account des Nationalteams von Honduras wurde der Vorfall zunächst gar nicht erwähnt, es wurde lediglich ein 1:1 als Ergebnis veröffentlicht. Anschließend äußerte der Verband, dass es sich um ein Missverständnis auf dem Spielfeld gehandelt habe. Dazu gefragt sagte Kuntz: "Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, wenn Sie mit einer Sechs nach Hause kamen. Da habe ich zu meiner Mutter auch immer gesagt: Es war ein Missverständnis zwischen der Lehrerin und mir. Das lassen wir am besten mal unkommentiert."

Die Partie war über dreimal 30 Minuten angesetzt, der 23 Jahre alte Torunarigha von Hertha BSC stand sowohl im zweiten als auch im dritten Drittel auf dem Platz. Honduras war in den ersten 30 Minuten in Führung gegangen, der Augsburger Felix Uduokhai erzielte im letzten Drittel den Ausgleich.

Kuntz setzt alle Spieler ein

Kuntz nutzte die Partie bis zum Abbruch zum kräftigen Rotieren und setzte alle 18 Spieler des Kaders ein. Zu Beginn baute der Coach auf Marco Richter (FC Augsburg), Max Kruse (1. FC Union Berlin) und Nadiem Amiri (Bayer Leverkusen) in der offensiven Dreierkette.

Das deutsche Team konnte nach zahlreichen Absagen nur mit 15 Feldspielern und drei Torhütern nach Japan reisen. Erlaubt ist ein Kader von 22 Spielern. Am Sonntag (10 Uhr) fliegt die DFB-Auswahl nach Tokio und bezieht ihr Teamhotel in Yokohama.

Dort startet der Silbermedaillengewinner von Rio 2016 am Donnerstag (13.30 Uhr/ARD und Eurosport) gegen Olympiasieger Brasilien ins Turnier. Die weiteren Gruppen-Gegner sind am Sonntag kommender Woche Saudi-Arabien und drei Tage später die Elfenbeinküste. Die jeweils ersten beiden Teams der vier Vierergruppen erreichen das Viertelfinale. (dpa)