Essen. Die Bundesliga-Relegation sorgt jährlich für packende Begegnungen. Ungleiche Voraussetzungen sorgen jedoch für mangelnde Fairness. Ein Kommentar.

Hertha BSC, 1. FC Köln, Werder Bremen, Union Berlin, VfL Wolfsburg, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, Hamburger SV, TSG Hoffenheim. Na, klingelt es? Das sind die Sieger der letzten zehn Relegationsduelle zwischen Bundesliga und 2. Liga. Fällt Ihnen etwas auf? Neun Mal setzte sich der Bundesligist durch, lediglich Union Berlin gelang 2019 ein überraschender Erfolg gegen den VfB Stuttgart - nach zwei Unentschieden glückte der Aufstieg durch die Auswärtstorregel, das wäre heutzutage übrigens gar nicht mehr möglich.

Freude und Trauer nach der Bundesliga-Relegation: Hertha BSC hält die Klasse, der HSV verpasst den Aufstieg.
Freude und Trauer nach der Bundesliga-Relegation: Hertha BSC hält die Klasse, der HSV verpasst den Aufstieg. © AFP | Unbekannt

Auch die Berliner Hertha hat sich letztlich keine Blöße gegeben und den HSV trotz Hinspielniederlage am Ende geschlagen. Über elf Millionen Zuschauer sahen die Begegnung am Montagabend bei Sat.1, ein fantastischer Wert. Es zeigt: Die Relegation, dieses Endspiel um Auf- oder Abstieg, um Himmel oder Hölle fasziniert in der oftmals doch mäßig spannenden deutschen Eliteklasse die Zuschauer und sorgt für tagelangen Gesprächsstoff. Doch in erster Linie ist die Relegation vor allem: unfair.

Bundesliga-Etat trifft auf Zweitliga-Etat

Auf der einen Seite steht eine Mannschaft, die mit einem Bundesliga-Etat und dementsprechend einem für die Bundesliga ausgerichteten Kader in die Saison gegangen ist, auf der anderen Seite eine Mannschaft mit einem Zweitliga-Etat. Die Relegation beweist auch nicht, dass der scheiternde Zweitligist im Oberhaus chancenlos wäre, denn zwischen möglichem Aufstieg und Saisonstart liegen eine deutlich höher kalkulierte Personalplanung sowie eine sehr wichtige Transferperiode. Union Berlin hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich ein Tabellendritter in der Bundesliga etablieren kann - und dort war für den Aufstieg auch viel Glück nötig.

Ein Blick nach England kann lohnen

Die wachsende Kluft im deutschen Profifußball zeigt sich nicht nur an der Serien-Meisterschaft des FC Bayern München, sondern auch an der Relegation. Und doch ist es auch nachvollziehbar, dass die DFL und TV-Sender diese Spiele aufgrund ihrer besonderen Emotionalität beibehalten wollen. Dementsprechend lohnt ein Blick nach England, wo in der zweiten Liga die Mannschaften auf den Plätzen drei bis sechs in Playoff-Spielen den dritten Aufsteiger ausspielen - auch das sind Festtage für Fans und TV-Anstalten. Ist diese Variante gänzlich fair? Wohl kaum. Ist sie deutlich fairer als das Duell zwischen Erst- und Zweitligist? Definitiv.