Bukarest. Serge Gnabry trifft beim WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien, seine Mitspieler lassen reihenweise Chancen liegen.
Wirklich durchatmen konnte Bundestrainer Joachim Löw an der Seitenlinie nicht. Denn seine in Führung zu gehen. Am Ende aber hat die deutsche Nationalmannschaft trotzdem die vielleicht schwierigste Hürde in der Qualifikation für die Winter-Weltmeisterschaft in Katar gemeistert und Rumänien mit 1:0 (1:0) besiegt. Das Tor erzielte Serge Gnabry (16.). Durch den zweiten Erfolg im zweiten Qualifikationsspiel führen die Deutschen die Tabelle der Gruppe J an.
Wieder ein Zeichen für Menschenrechte vor Anpfiff
Kurz vor dem Anpfiff setzten die deutschen Nationalspieler erneut ein politisches Zeichen. Beim 3:0-Erfolg über Island hatten sie noch mit selbstbemalten T-Shirts den Spruch „Human Rights“ (Menschenrechte) geformt. Diesmal stülpten sich die Profis ihre Trikots für das Mannschaftsfoto mit den Nummern nach vorne über den Kopf. Dadurch wollten sie auf die 30 Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hinweisen. Diese erneute Botschaft war auch ein Signal nach der Kritik, die auf die Fußballer nach dem Island-Spiel eingeprasselt war. Nicht wegen der T-Shirts, sondern wegen eines dokumentierenden Videos, das wie ein Werbefilmchen wirkte. In jedem Fall zielten beide Protestaktionen auf die Arbeitsbedingungen im WM-Gastgeberland Katar ab. Boykottieren wolle man das Großereignis aber nicht, das hat Bundestrainer Joachim Löw bereits klargestellt. Und wenn seine Mannschaft weiter so spielt, wird sie sich für das Turnier qualifizieren.
Rumänen nerven Nationalmannschaft beim Spielaufbau
Allerdings rauschte die DFB-Elf diesmal zunächst nicht wie gegen Island über den Rasen, auch wenn Löw genau dieselbe Startelf aufs Feld schickte. Sie hatte so ihre Probleme mit dem mutigen Gegner, die der Bundestrainer genau verfolgt haben wird, weil die WM-Qualifikationsspiele in diesem März ja auch der Vorbereitung auf die Europameisterschaft im Sommer dienen. Die Gastgeber rückten phasenweise weit in die Hälfte der deutschen Mannschaft auf. Sie nervten Löws Verteidiger beim Spielaufbau, sie verbauten zudem die Passwege auf Joshua Kimmich. Gleichzeitig versuchten die Rumänen, ihr Tempo für überfallartige Konter zu nutzen. Etwa in der achten Minute, als Claudiu Keseru allerdings etwas überhastet abschloss.
Nur eine Minute später hätte Kai Havertz die Deutschen aber bereits in Führung schießen müssen. Er scheiterte an Torhüter Florin Nita. Es folgte eine Phase, in denen sich die deutsche Nationalelf Chancen erarbeitete, von denen Serge Gnabry eine zur Führung nutzte. Havertz dribbelte dabei in den Sechzehnmeterraum, behielt die Übersicht, passte auf Gnabry. Und der Bayern-Profi hatte nur noch wenig Mühe bei seinem Tor (16.). Fast hätte Kimmich nur drei Minuten später bereits einen weiteren Treffer erzielt, als er in der 19. Minute rabiat vor den Ball trat. Sein Schuss aus 25 Metern donnerte so an die Latte.
Es mangelte an Tempo, an Präzision, an kreativen Ideen
Doch viel mehr Glanzvolles wollte in der ersten Halbzeit nicht entstehen. Löws Elf mangelte es an Tempo, an Präzision, an kreativen Ideen. Havertz verdribbelte sich gelegentlich. Leroy Sané tänzelte nur manchmal an seinen Gegnern vorbei. Leon Goretzka wuchtete nicht wie gewohnt über den Rasen. Auch Ilkay Gündogan verzückte seltener als zuletzt.
In der zweiten Halbzeit war Löws Mannschaft aber bemüht, mehr Gefahr zu erzeugen. Und schaffte dies. Goretzka scheiterte schon in der 50. Minute nach einem klugen Pass von Linksverteidiger Emre Can an Rumäniens Torhüter Nita. Wenige Minuten später hastete Gnabry an den gegnerischen Beinen vorbei, doch auch er schaffte es nicht, Nita zu überwinden.
Deutschland demonstrierte jetzt die eigene Klasse, die natürlich deutlich über der von Rumänien liegt. In der 60. Minute passte Sané auf Gündogan, der im Sechzehnmeterraum schießen durfte. Aber im Weg stand wieder, na klar, Rumäniens Torhüter. Kurz danach spitzelte Sané den Ball am rechten Pfosten vorbei. Langsam war es die Chancenverwertung, die Löw Kopfschmerzen bereiten musste. Trotzdem wechselte er erstmal nicht. Timo Werner durfte den Platz erst spät betreten, er kam in der 77. Minute für Havertz. Viel Einfluss hatte dies nicht mehr. Es blieb bei dem einen Tor, da Werner eine gute Gelegenheit ungenutzt ließ (80.). Nur ein paar Minuten später musste dann sogar DFB-Torhüter Manuel Neuer den Ausgleich verhindern. Da dürfte Löw einmal durchgeatmet haben.
Am Mittwoch empfängt Deutschland nun in Duisburg Nordmazedonien (20.45 Uhr/RTL). Dort sollte die Nationalelf möglichst weiteres Selbstvertrauen aufbauen. Denn anschließend sieht sie sich erst im Sommer für die Europameisterschaft wieder.