Kamen.. Bundestrainer Heiner Brand rechnet mit den Spitzenklubs der Handball-Bundesliga ab: Sie haben mir meinen Job systematisch verleidet. Ab 1. Juli wird er Manager des DHB. Brand wird sich in Zukunft als „Gesicht des Handballs“ um Sponsoren kümmern.

Hinter einem Wald von Mikrofonen strich sich Heiner Brand noch einmal über den Schnauzbart der Nation, bevor er mit einer 17-minütigen Brand-Rede seinem aufgestauten Frust aus über 14 Jahren als Handball-Bundestrainer Luft machte. Vor zwölf Fernsehteams und über 50 Journalisten rechnete der 58-Jährige vor allem mit den Bundesliga-Spitzenklubs ab: „Ich habe mit Herz und Seele mein Bundestrainer-Amt ausgeübt“, sagte der Gummersbacher, „aber der Spaß ist mir außerhalb des Spielfeldes genommen worden. Die mangelnde Unterstützung der Liga hat bei mir Narben hinterlassen. Man hat mir meine Aufgabe systematisch verleidet.“

Brand bleibt noch bis zum 30. Juni im Amt und will mit der Nationalmannschaft in den beiden Qualifikationsspielen am 8. Juni in Innsbruck gegen Österreich und vier Tage später in Trier gegen Lettland die Qualifikation für die EM 2012 perfekt machen. „Ab 1. Juli wird Heiners Vertrag abgeändert. Der Arbeitstitel für seine Aufgabe ist Handball-Manager. Sein Vertrag läuft vier Jahre plus Option“, sagte Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB).

Einen Nachfolger als Bundestrainer gibt es noch nicht. Erst im Juni soll die Entscheidung fallen. Favoriten sind der Trainer der Berliner Füchse, Dagur Sigurdsson, und Brands Assistent Martin Heuberger. Was er von Heuberger halte, wurde Brand gefragt. „Es ist bekannt, welch guten Kontakt ich zu ihm habe“, sagte er, „aber bei der Besetzung halte ich mich zurück. Ich werde auch dem neuen Bundestrainer nicht reinreden.“

Brand wird sich in Zukunft als „Gesicht des Handballs“ um Sponsoren kümmern und will dafür sorgen, dass mehr Handball-Talente gefunden und dann besser gefördert werden. Der Gummersbacher setzt sich weiter für eine Einführung einer Quotenregelung in der Bundesliga ein, damit mehr deutsche Spieler zum Einsatz kommen. Besonders die großen Drei, der THW Kiel, die Rhein-Neckar Löwen und der HSV Hamburg, bilden keine Talente aus, beklagte Brand: „Diese Vereine sollten sich mal überlegen, ob sie nur noch internationale Unternehmen mit Sitz in Deutschland sein wollen.“

In anderen Ländern sei die Unterstützung größer, kritisierte Brand: „In Frankreich sagen die Vereine, wir sind stolz auf euch, dass ihr für unser Land spielt. Bei uns heißt es bei den Klubs: Passt auf, dass ihr euch bei der Nationalmannschaft nicht verletzt.“ Für Brand beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Seit 1972 hat er durchgängig als Spieler und als Trainer auf höchstem Niveau gearbeitet. Wird ihm nichts fehlen? „Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Ich bin eher erleichtert.“