Gelsenkirchen. Der Kader ist zum großen Teil nicht von Rangnick und Manager Horst Heldt zusammengestellt, sondern von Felix Magath übernommen. Daraus ergibt sich: Einige Spieler entsprechen nicht dem Ideal von Rangnick für dessen schnellen Fußball.

Schalkes Profi Alexander Baumjohann hat kürzlich fast einen Tabu-Bruch begangen: Er hat den Namen des Erzrivalen in den Mund genommen, was bei vielen Fans im Ruhrgebiet mehr oder weniger verboten ist. Sanktionen muss er trotzdem nicht fürchten. Denn Baumjohann hat nur umschrieben, was Schalke sich für die Zukunft vorstellt: „Dortmund ist mit Jürgen Klopp auch nicht im ersten Jahr Meister geworden. Aber wir können einmal dahin kommen, wo die Dortmunder in der letzten Saison waren.“ Der Nachbar dient sogar als Vorbild. Auch wenn das nicht jeder so deutlich sagt.

Der Trainer: Man muss nur in der Vergangenheit von Ralf Rangnick kramen, dann sieht man: Er hat schon in seiner ersten Amtszeit auf Schalke (2004 – 2005) den Powerfußball spielen lassen, von dem sie in Dortmund heute schwärmen. Die kessen Sprüche von damals verkneift er sich aber derzeit: Es sind noch zu viele Unwägbarkeiten im Spiel.

Das Personal: Schalke hat sieben Spieler dazu bekommen, wobei nur für Christian Fuchs (3,8 Millionen Euro) und Marco Höger (1,2 Millionen) eine Ablösesumme bezahlt worden ist. Ralf Fährmann und Ciprian Marica kamen ablösefrei, Lewis Holtby, Jan Moravek und Jermaine Jones kehrten nach einer Ausleihe zurück. Trotz 15 Abgängen sind immer noch zu viele Spieler an Bord. Besonders im offensiven Mittelfeld gibt es ein Überangebot (Holtby, Draxler, Moravek, Baumjohann, Jurado). Noch enger wird es dadurch, dass Rangnick die gelernten Stürmer Raúl und Farfan zum Mittelfeld-Personal zählt. Raúls Rolle ändert sich dadurch aber kaum: Der Spanier ließ sich schon im Vorjahr oft weit zurückfallen. Nur wenn Rangnick mit zwei echten Spitzen spielt, werden für Raul die Räume vor dem Tor eng – diese Option hält sich der Trainer offen. Die Tendenz geht aber zum 4-2-3-1-System mit Huntelaar als Sturmspitze.

Die Probleme: Der Kader ist zum großen Teil nicht von Rangnick und Manager Horst Heldt zusammengestellt, sondern von Felix Magath übernommen. Daraus ergibt sich: Einige Spieler entsprechen nicht dem Ideal von Rangnick für dessen schnellen Fußball. Bestes Beispiel ist Christoph Metzelder, der in der Vorbereitungszeit wie auch Peer Kluge und Atsuto Uchida seinen Stammplatz verloren hat. Und in der Offensive bringt nur der aktuell noch verletzte Jefferson Farfan die gewünschte Schnelligkeit mit, weshalb mit Marica noch ein Tempodribbler verpflichtet wurde. Nicht vollkommen einzuschätzen ist derzeit, wie schwer der Verlust von Manuel Neuer wiegt. Zwar hat Ralf Fährmann seine Sache bisher gut gemacht, aber schließen kann Schalke die Neuer-Lücke nur als Mannschaft. Rangnick: „Wir müssen künftig weniger Großchancen zulassen.“

Der Anspruch: Schalke möchte wieder attraktiven Fußball bieten und „eine Mannschaft, mit der sich die Fans identifizieren können“ (Manager Heldt). Die Ausgabe eines konkreten Saisonziels hält Rangnick angesichts des nicht abgeschlossenen Umbaus für „unseriös“. Klar ist, dass es in der Bundesliga von Platz 14 deutlich nach oben gehen muss. Dass im DFB-Pokal ein Titel zu verteidigen ist, drückt Heldt nur indirekt aus („In Berlin hat es uns sehr gut gefallen“). Und in der Europa League ist der Einzug in die Gruppenphase Pflicht (die Play-Off-Spiele finden am 18. und 25. August statt – der Gegner wird am Freitag ausgelost).

Die Prognose: Trainer und Mannschaft haben die Qualität, um unter die ersten Vier zu kommen – damit würde Schalke 2012/13 in die Champions League zurückkehren. Das wird allerdings nur klappen, wenn Schalke gut in die Saison kommt und die jungen Spieler von Erfolgserlebnissen beflügelt werden. Ein kleiner Anfang ist getan: Mit dem Sieg im Supercup – gegen das Vorbild aus der Nachbarstadt.

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