Kaiserslautern.. Nach dem 3:3 der deutschen Nationalmannschaft gegen Paraguay hebt der Bundestrainer individuelle Fehler hervor. Die Fehler von Mats Hummels, der in der Innenverteidigung nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Zu den wenigen Gewinnern darf man Jerome Boateng und Lars Bender zählen.

Man kann dieses 3:3 gegen Paraguay mit dunklen Zahlen umranken wie ein verwunschenes Märchenschloss: In der vergangenen Spielzeit hat Manuel Neuer alle Bundesligatreffer kassiert, die das Schicksal für die Bayern vorgesehen hatte. Insgesamt handelte es sich um 18 in 31 Partien, bei drei weiteren fehlte der Torhüter. Was sagt das über das Ergebnis der ersten Nationalelf-Begegnung in der neuen Saison? Bei den sechs Auftritten, die Deutschlands Lieblingsensemble 2013 absolvierte, sammelte es elf Gegentreffer ein. Was sagt das nach dem frischesten Eindruck, nach dem südamerikanischen Abend von Kaiserslautern, über den Stand der Dinge auf dem Weg zur Weltmeisterschaft nach Brasilien? Und bekommt diese Niederlage, die ein Remis war, nicht sogar eine historische Dimension, wenn etwas weiter zurückgeblättert wird?

1964, als Sepp Herberger noch die Trainerbank besetzte, hat die deutsche Mannschaft gegen die damals noch existierende Tschechoslowakei bei einer 3:4-Niederlage zuletzt drei Tore in der ersten Halbzeit hinnehmen müssen. Lautern, der Betze, das 3:3 gegen Paraguay, das in der WM-Qualifikation Südamerikas als Letzter schon fast auf verlorenem Posten steht, wird also ins Gedächtnis zurückgerufen werden, wenn die global über den grünen Klee hinaus gelobte Auswahl von Joachim Löw wieder einmal kurz nach dem Anpfiff einfach abgeschossen wird. Der Bundestrainer möchte Einträge dieser Art ins Geschichtsbuch allerdings verhindern. „Das wird nicht so weiter gehen“, behauptete er und nahm im Weiteren das Resultat der in Zukunft noch zu leistenden Arbeit bereits beherzt vorweg: „Wir werden uns in den nächsten Spielen absolut stabilisieren.“

Hummels hatte nicht seinen besten Tag

Weil im Fußball mittlerweile jeder Quadratzentimeter Rasen von höchster Bedeutung ist, muss jedoch noch ein wenig Vergangenheitsbewältigung betrieben werden. Einig ist man sich im nationalen Kreis nämlich nur darüber, dass es damit ein Ende haben müsse, dass selbst Kontrahenten der mittleren Güteklasse das Märchenschloss in eine Schießbude verwandeln können. Einigung darüber, in welchen Rasenregionen die Bollwerkbildung moderner Prägung zu geschehen habe, ist dagegen noch nicht erzielt. Mats Hummels wirkte bei den Gegentoren eins und drei durch Jose Ariel Nunez (9. Minute) und Miguel Samudio (45.) wie ein Reisender, der den Zug verpasst hat. Der Innenverteidiger wollte das Schuldeingeständnis aber nicht unterschreiben. Es sei ihm „wurscht“, erklärte er, „wenn der Gegner früher unter Druck gesetzt“ würde, könne der ihn gar nicht erst in eine solche missliche Situation bringen.

Ohne die Interpretation des Dortmunders zu kennen, räumte auch Löw ein, dass man den Pass in die Problemzone verhindern müsse: „Wir müssen weiter vorne attackieren.“ Der Bundestrainer hatte jedoch neben dem Versagen des Kollektivs auch ein individuelles Versagen registriert. Bei Gegentreffer Nummer zwei durch Wilson Pittoni (13.), dem ein groteskes Ballmanöver von Sami Khedira vorausging. Und bei den Restgegentreffern, die er auf einen Mann zurückführte, der mit dem Rücken zum Ball agierte (Hummels): „Ich spekuliere nicht!“, lautete der Befehl Löws, der wahrscheinlich bei Lerneinheiten vor der ersten tatsächlich wichtigen Partie, der WM-Qualifikationspartie am sechsten September gegen Österreich, noch wiederholt werden wird.

Boateng und Bender machen auf sich aufmerksam

Weil der Bundestrainer entgegen landläufiger Annahmen mit Blick auf die WM auch die Botschaft versandte, dass er „einen großen Konkurrenzkampf“ sehe, darf auch darüber spekuliert werden, wer denn wohl Boden gut gemacht haben könnte. Der Bayer Jerome Boateng, der in Halbzeit zwei für Hummels-Nebenmann Per Mertesacker eingewechselt wurde und mit dem mehr von der ersehnten Stabilität ins Spiel kam, sicherlich. Und Lars Bender, der nach dem 1:2 durch Ilkay Gündogan (18.) und dem 2:2 durch Thomas Müller (31.) in Minute 75 mit einer Willensleistung zumindest noch das 3:3 besorgte.

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Ansonsten lässt sich auch einiges zur Entlastung der Nationalelf anführen: Es war zum Beispiel lediglich ein Test. Und grundsätzlich ist man sich auch darüber einig, wie Fußball funktioniert. Lukas Podolski, der vom Betze-Publikum lautstark gefordert wurde und doch erst in Minute 62 aufs Feld durfte, fasste es so zusammen: „Man muss vorne die Dinger machen und hinten möglichst wenig kassieren.“