Essen. Markus Rehm darf nicht bei der EM starten, weil seine Prothese einen Vorteil bringt. Das hätte der Verband vor der DM wissen müssen. Doch trotz bestehender Zweifel durfte Rehm bei der DM starten, erfüllte die Norm und darf doch nicht zur EM. Das Opfer des Hickhacks ist der Sportler. Ein Kommentar.

Zwei Wochen vor der Europameisterschaft in Zürich zeigt sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nicht von seiner besten Seite. Nachdem Weitspringer Markus Rehm vor der Deutschen Meisterschaft vom DLV grünes Licht für seinen Start erhalten hatte und er dann in Ulm den Titel holte sowie die EM-Norm knackte, darf er jetzt doch nicht in Zürich starten. Diese Entscheidung ist nicht konsequent, weil sich nichts in den drei Tagen zwischen Meisterschaft und Nominierung verändert hat.

Vorteil durch die Prothese liegt nahe

Es sprechen viele Dinge dafür, dass Rehm tatsächlich durch seine Prothese einen Vorteil hat. Während man bei einem Sprung mit einer Karbonfeder rund 80 Prozent an Energie zurück erhält, sind es bei der menschlichen Sehne unter 50 Prozent. Die Absprunggeschwindigkeit von Rehm ist deutlich niedriger als bei seinen Konkurrenten. Es springt zwar nicht derjenige am weitesten, der am schnellsten anläuft, doch Rehm ist so viel langsamer, dass die Mutmaßung nahe liegt, seine Prothese bringe ihm einen Vorteil beim Absprung.

Hartes Urteil für einen tollen Sportler

Der DLV begründet seine Entscheidung mit den biomechanischen Messungen in Ulm. Doch dass Rehm bei einer 100-Meter-Bestzeit von 11,69 Sekunden im Anlauf langsamer ist, das hätte der DLV schon vorher wissen können. Und dass eine Karbonfeder eine Katapultwirkung hat, ebenso.

Der Verband hat im Fall Rehm alles falsch gemacht. Er hätte schon im vergangenen Jahr ein fundiertes Gutachten erstellen lassen müssen. Da dies leider nicht geschah, hätte der DLV wegen der bestehenden Zweifel Rehm bei der DM nicht starten lassen dürfen. Das Opfer des Hickhacks ist Markus Rehm. Das hat dieser tolle Sportler nicht verdient.