Köln.. Juristische Konsequenzen in der Erfurter Blutdoping-Affäre: Claudia Pechstein hat am Mittwoch eine Schadenersatzklage gegen die ARD angekündigt. Nach der Wende in der Affäre um Blutbestrahlungen am Erfurter Olympiastützpunkt wirft die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin dem Sender Rufmord vor.

Auf ihrer Homepage claudia-pechstein.de erklärt sie, durch die falsche Berichterstattung der ARD sei ihr ein unterschriftsreifer Sponsorenvertrag geplatzt.

Die 40-Jährige argumentiert: „Der Reporter Hajo Seppelt hat mich in der Sportschau öffentlich denunziert. Er hat die Behauptung aufgestellt, an mir sei eine verbotene Blutbehandlung durchgeführt worden. Diese Behauptung ist falsch und hat mir erheblichen Schaden zugefügt.“ Weiter führt sie aus: „Ich stand kurz vor der Unterschrift einer lukrativen Vereinbarung mit einem Sponsor, der mich auf dem Weg zu den Olympischen Spielen nach Sotschi fördern wollte. Durch die fehlerhafte Doping-Berichterstattung der ARD ist es nicht zum Vertragsabschluss gekommen.“

ARD hat noch nicht reagiert

Auch der Erfurter Mediziner Andreas Franke, dessen Behandlungen vor 2011 vergangene Woche von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und der Nationalen Anti Doping Agentur NADA doch als zulässig erklärt worden waren, prüft offenbar eine Klage. Eine Reaktion der ARD auf die Pechstein-Ankündigung lag am frühen Mittwochnachmittag noch nicht vor.

 Rechtliche Schritte gegen das Internationale Olympische Komitee IOC und den Ski-Weltverband FIS hatte vor Tagen auch der österreichische Langlauf-Trainer Walter Mayer in der ARD angedroht. Er war wegen ähnlicher Methoden der Blutbehandlung bei Olympia lebenslang gesperrt worden. Nun sieht es nach seiner Sicht so aus, als habe auch er damals nichts Verbotenes getan.

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Die ARD-Sportschau hatte laut Pechstein am 28. Januar 2012, einen Tag vor der Ausstrahlung des Beitrages, angefragt, ob bei ihr eine Abnahme, UV-Bestrahlung und Re-Injektion des Blutes durch den Erfurter Sportmediziner Andreas Franke durchgeführt worden sei. Zudem habe man bis zum nächsten Tag wissen wollen, ob sie im Zuge der Ermittlungen gegen Andreas Franke schon von der Staatsanwaltschaft Erfurt als Zeugin vernommen worden sei.

„Ich habe während meiner gesamten Karriere niemals gedopt“

Pechstein habe geantwortet: „Wie ja bereits bekannt ist, bin ich weder Betroffene der staatsanwaltlichen Ermittlungen noch der daraus resultierenden Verfahren der NADA. Von daher bitte ich um Verständnis, dass ich mich im Rahmen von Verfahren, die sich zum Teil gegen eine meiner Teamkolleginnen richten, nicht äußern werde. Darüber hinaus möchte ich einmal mehr betonen, dass ich während meiner gesamten Karriere niemals gedopt, niemals zu unerlaubten Mitteln oder Methoden gegriffen habe. Ich bitte darum, dies anlässlich einer etwaigen Berichterstattung zu berücksichtigen, und alles zu vermeiden, einen anderen Eindruck zu erwecken.“

Im Sportschau-Bericht des gleichen Tages sei zwar erwähnt worden, dass man eine Stellungnahme Pechsteins erhalten habe, der Inhalt allerdings sei verschwiegen worden. „Stattdessen wurde behauptet, Claudia Pechstein gehöre zu den Patienten von Herrn Dipl. med. Franke, an denen eine verbotene Blutbehandlung durchgeführt worden sei.“

Pechsteins Karriere

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Claudia Pechstein, geb. am 22. Februar 1972 in Berlin. Eltern Monika und Andreas Pechstein. Drei Geschwister (Sabine, Daniel, Bettina).
Claudia Pechstein, geb. am 22. Februar 1972 in Berlin. Eltern Monika und Andreas Pechstein. Drei Geschwister (Sabine, Daniel, Bettina). © AP | AP
Ausgebildete Industriekauffrau (seit 1992) und Angehörige des Bundesgrenzschutzes (seit 1993). Seit 1998 verheiratet mit Marcus Bucklitsch.
Ausgebildete Industriekauffrau (seit 1992) und Angehörige des Bundesgrenzschutzes (seit 1993). Seit 1998 verheiratet mit Marcus Bucklitsch. © AP | AP
1976: Ihre Eltern schicken sie zum Eiskunstlauf in die Halle nach Berlin-Hohenschönhausen, 'um mich ein wenig müde zu kriegen'.
1976: Ihre Eltern schicken sie zum Eiskunstlauf in die Halle nach Berlin-Hohenschönhausen, 'um mich ein wenig müde zu kriegen'. © AP | AP
1982: Wechsel zum Eisschnelllauf, 'weil die Balletteinlagen nicht so mein Ding waren'.
1982: Wechsel zum Eisschnelllauf, 'weil die Balletteinlagen nicht so mein Ding waren'. © AP | AP
Februar 1985: Sieg über 1500 m bei der Jugend-Spartakiade in Berlin.
Februar 1985: Sieg über 1500 m bei der Jugend-Spartakiade in Berlin. © AP | AP
Januar 1988: Erster großer internationaler Auftritt bei der Junioren-WM in Seoul. Zweiter Platz im Vierkampf.
Januar 1988: Erster großer internationaler Auftritt bei der Junioren-WM in Seoul. Zweiter Platz im Vierkampf. © AP | AP
März 1991: Durchbruch bei den Senioren. Bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft belegte sie zwei zweite Plätze.
März 1991: Durchbruch bei den Senioren. Bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft belegte sie zwei zweite Plätze. © AP | AP
November 1991: Erster Weltcup-Start. Platz 21 über 1500 m in Berlin. Später folgten insgesamt 26 Weltcup-Siege.
November 1991: Erster Weltcup-Start. Platz 21 über 1500 m in Berlin. Später folgten insgesamt 26 Weltcup-Siege. © AP | AP
Januar 1992: Erster EM-Einsatz (3 Siege, 1998 in Helsinki, 2006 in Hamar, 2009 in Heerenveen)
Januar 1992: Erster EM-Einsatz (3 Siege, 1998 in Helsinki, 2006 in Hamar, 2009 in Heerenveen) © AP | AP
Februar 1992: Erste Olympia-Teilnahme, gleichzeitig internationaler Durchbruch. In Albertville holte sie hinter Gunda Niemann und Heike Warnicke die Bronzemedaille über 5000 m. in 7:39, 80 Minuten blieb sie knapp 43 Sekunden unter ihrer heutigen Bestzeit (6:46,91), die ihr 2002 in Salt Lake City ihren vierten Olympiasieg bescherte.
Februar 1992: Erste Olympia-Teilnahme, gleichzeitig internationaler Durchbruch. In Albertville holte sie hinter Gunda Niemann und Heike Warnicke die Bronzemedaille über 5000 m. in 7:39, 80 Minuten blieb sie knapp 43 Sekunden unter ihrer heutigen Bestzeit (6:46,91), die ihr 2002 in Salt Lake City ihren vierten Olympiasieg bescherte. © AP | AP
Februar 1994: Nachdem sie zwischen den beiden Winterspielen in Albertville und Lillehammer keine internationalen Erfolge vorgewiesen hatte, gelang ihr bei ihren zweiten Olympischen Spielen im 'Wikingerschiff' von Hamar die Sensation. Sie gewann ihre erste olympische Goldmedaille im 5000-m-Rennen und fügte der am Ende zweitplatzierten Favoritin Gunda Niemann eine ihrer schwersten Niederlagen zu. Bronze über 3000 m folgte. Dass sie bei der Abschlussfeier die deutsche Fahne tragen durfte, bezeichnet sie als 'größte Ehrung'.
Februar 1994: Nachdem sie zwischen den beiden Winterspielen in Albertville und Lillehammer keine internationalen Erfolge vorgewiesen hatte, gelang ihr bei ihren zweiten Olympischen Spielen im 'Wikingerschiff' von Hamar die Sensation. Sie gewann ihre erste olympische Goldmedaille im 5000-m-Rennen und fügte der am Ende zweitplatzierten Favoritin Gunda Niemann eine ihrer schwersten Niederlagen zu. Bronze über 3000 m folgte. Dass sie bei der Abschlussfeier die deutsche Fahne tragen durfte, bezeichnet sie als 'größte Ehrung'. © AP | AP
Dezember 1995: Erster Weltcupsieg. In Oslo gewinnt sie die 3000 m.
Dezember 1995: Erster Weltcupsieg. In Oslo gewinnt sie die 3000 m. © AP | AP
März 1996: Erster WM-Titel. Sieg über 5000 m bei den Einzelstrecken-Titelkämpfen in Hamar. Erster von sechs WM-Titeln (5 Einzelstrecke, 1 Mehrkampf).
März 1996: Erster WM-Titel. Sieg über 5000 m bei den Einzelstrecken-Titelkämpfen in Hamar. Erster von sechs WM-Titeln (5 Einzelstrecke, 1 Mehrkampf). © AP | AP
Dezember 1997: Erster von insgesamt fünf Weltrekorden. In Hamar lief sie die 3000 m in 4:07,13 Minuten. Februar 1998: Dritter Olympia-Einsatz. In Nagano holte sie erneut 5000-m-Gold. Zunächst lief Niemann als erste Frau unter sieben Minuten (6:59,65), Pechstein konterte und lief vier Hundertstel schneller. Außerdem Silber über 3000 m hinter Gunda Niemann-Stirnemann und vor Anni Friesinger.
Dezember 1997: Erster von insgesamt fünf Weltrekorden. In Hamar lief sie die 3000 m in 4:07,13 Minuten. Februar 1998: Dritter Olympia-Einsatz. In Nagano holte sie erneut 5000-m-Gold. Zunächst lief Niemann als erste Frau unter sieben Minuten (6:59,65), Pechstein konterte und lief vier Hundertstel schneller. Außerdem Silber über 3000 m hinter Gunda Niemann-Stirnemann und vor Anni Friesinger. © AP | AP
Februar 2002: Ihr erfolgreichster Olympia-Auftritt. Goldmedaille über 3000 und 5000 m. Sie avancierte mit insgesamt vier Olympiasiegen zur erfolgreichsten deutschen Winterolympionikin. März 2004: Letzter WM-Einzeltitel. Sieg über 3000 m bei der Einzelstrecken-WM in Seoul. Januar 2006: Nach knapp zwei Jahren ohne Sieg wieder ein Erfolg. In Hamar holt sie ihren zweiten EM-Titel nach 1998.
Februar 2002: Ihr erfolgreichster Olympia-Auftritt. Goldmedaille über 3000 und 5000 m. Sie avancierte mit insgesamt vier Olympiasiegen zur erfolgreichsten deutschen Winterolympionikin. März 2004: Letzter WM-Einzeltitel. Sieg über 3000 m bei der Einzelstrecken-WM in Seoul. Januar 2006: Nach knapp zwei Jahren ohne Sieg wieder ein Erfolg. In Hamar holt sie ihren zweiten EM-Titel nach 1998. © AFP | AFP
Februar 2006: Bei den Winterspielen in Turin erst Olympiasiegerin mit dem Team, dann Zweite über 5000 m hinter der Kanadierin Clara Hughes. Sie verpasste es damit, als erste Sportlerin der olympischen Geschichte viermal in Folge Gold in der gleichen Disziplin zu gewinnen.
Februar 2006: Bei den Winterspielen in Turin erst Olympiasiegerin mit dem Team, dann Zweite über 5000 m hinter der Kanadierin Clara Hughes. Sie verpasste es damit, als erste Sportlerin der olympischen Geschichte viermal in Folge Gold in der gleichen Disziplin zu gewinnen. © AFP | AFP
Germany's Claudia Pechstein skates in the Women's 1500M competition during the März 2006: Bei der Mehrkampf-WM in Calgary holt sie Silber hinter Cindy Klassen. Januar 2007: Platz fünf bei der EM in Klobenstein war ihr schlechtestes EM-Ergebnis seit 14 Jahren. März 2007: Pechstein gewinnt 5000-m-Silber bei der Einzelstrecken-WM in Salt Lake City, verliert aber nach fünf Jahren ihren Weltrekord an die Tschechin Martina Sablikova.
Germany's Claudia Pechstein skates in the Women's 1500M competition during the März 2006: Bei der Mehrkampf-WM in Calgary holt sie Silber hinter Cindy Klassen. Januar 2007: Platz fünf bei der EM in Klobenstein war ihr schlechtestes EM-Ergebnis seit 14 Jahren. März 2007: Pechstein gewinnt 5000-m-Silber bei der Einzelstrecken-WM in Salt Lake City, verliert aber nach fünf Jahren ihren Weltrekord an die Tschechin Martina Sablikova. © AFP | AFP
November 2008: Comeback auf dem Weltcup-Siegerpodest in Moskau. Erfolge über 1500 und 5000 m. Januar 2009: Pechstein wird in Heerenveen Europameisterin - ihr letzter Titel. Februar 2009: Pechstein gibt bei der Mehrkampf-WM in Hamar nach zwei von vier Wettkämpfen auf Platz drei liegend auf. Offizielle Begründung: grippaler Infekt.
November 2008: Comeback auf dem Weltcup-Siegerpodest in Moskau. Erfolge über 1500 und 5000 m. Januar 2009: Pechstein wird in Heerenveen Europameisterin - ihr letzter Titel. Februar 2009: Pechstein gibt bei der Mehrkampf-WM in Hamar nach zwei von vier Wettkämpfen auf Platz drei liegend auf. Offizielle Begründung: grippaler Infekt. © AFP | AFP
3. Juli 2009: Die ISU sperrt Pechstein wegen Blutdopings für zwei Jahre bis zum 9. Februar 2011. Pechstein kündigt Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an.
3. Juli 2009: Die ISU sperrt Pechstein wegen Blutdopings für zwei Jahre bis zum 9. Februar 2011. Pechstein kündigt Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an. © AFP | AFP
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Abschließend stellt die Athletin fest: „Keines der bei der NADA nun noch anhängigen Verfahren wegen Anwendung der in Erfurt praktizierten UVB-Methode richtet sich gegen Claudia Pechstein.“