Herne. Ihre erste Profisaison bestreitet Laura Stockton mit dem Herner TC. Sie kommt aus einer Basketball-Familie - Vater John ist eine NBA-Legende.
Sie hatte sich auf Deutschland gefreut. Auf Oktoberfeststimmung, auf die kommende Zeit der Weihnachtsmärkte. Es waren die typischen Vorstellungen, mit denen viele US-Amerikaner aus dem Flugzeug treten und die vor ihnen liegende Zeit in Deutschland verbinden. Nun aber ist alles anders, das Coronavirus macht auch vor deutschen Institutionen nicht halt. Das Oktoberfest fiel aus, der Aufbau von Weihnachtsmärkten ist fraglich. Doch immerhin: Laura Stockton kann das tun, wofür sie gekommen ist, worauf sie sich noch mehr als alles andere in Deutschland gefreut hatte: Die 23-Jährige kann hier Basketball spielen.
An diesem Samstag startet die Basketball-Bundesliga der Frauen in die neue Saison. Der Herner TC bestreitet sein Auftaktspiel in der heimischen Halle vor 100 Zuschauern gegen die SV Halle Lions aus Sachsen-Anhalt (18 Uhr). Doch das Team des Meisters und Pokalsiegers 2019 aus dem Ruhrgebiet hat sich verändert, viele neue Spielerinnen werden unter Trainer Marek Piotrowski antreten und versuchen, den Überraschungscoup aus der Vorsaison zu wiederholen. Darunter auch Laura Stockton, die den Angriff der Hernerinnen als Aufbauspielerin organisieren soll. „Wir sind ein Team mit vielen talentierten Spielerinnen. Nun müssen wir noch als Mannschaft zusammenwachsen, um unser volles Potenzial abzurufen“, sagt Laura Stockton.
Vater John Stockton: Mitglied des Dream Teams
Aber, Moment einmal: Basketball. Aufbauspieler. Stockton. Ein Dreiklang, bei dem Liebhaber des Spiels mit dem orangefarbenen Lederball gleich aufhorchen. Und auch Laura Stockton muss lachen, dass die Gründe für ihre Basketball-Leidenschaft doch so offensichtlich sind. Vater John Stockton (58) gilt als einer der 50 besten NBA-Spieler aller Zeiten, keiner hat in der nordamerikanischen Eliteliga mehr Korbvorlagen in seiner Karriere verteilt (15.806), keiner hat dem Gegner so häufig den Ball gestohlen (3.265 ). Stockton spielte 19 Jahre für die Utah Jazz, stand mit dem Team aus Salt Lake City zweimal im NBA-Finale und er war Mitglied des legendären Dream Teams der USA um Michael Jordan, Larry Bird und Magic Johnson, das 1992 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona gewann und für viele als bestes Sportteam der Geschichte gilt.
„Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der ich sehr schnell gemerkt habe, dass sich harte Arbeit auszahlen kann“, sagt Laura Stockton. Sie war noch jung, als Vater John 2003 seine Karriere beendete, noch nicht geboren, als Ur-Großvater Hust Stockton 1926 mit den Frankford Yellow Jackets in Philadelphia Champion der Football-Liga NFL wurde. Doch da waren ja noch ihre fünf Geschwister, von denen die Brüder Michael, David und die ältere Schwester Lindsay ebenfalls Basketball-Profis mit Aufenthalten in Deutschland wurden. „Sicher denken viele, dass wir Stockton-Kinder automatisch zum Basketball kamen. Aber wir alle haben uns auch in anderen Sportarten ausprobiert, ich habe früher auch Fußball und Volleyball gespielt“, sagt Laura Stockton.
Hernes Pokal-Aus ist abgehakt
Gelandet ist sie dann doch beim Basketball. Für die Gonzaga-Universität im Bundesstaat Washington spielte sie, ihre finale Saison wurde im Frühjahr 2019 jedoch durch einen Kreuzbandriss frühzeitig beendet. Als sie ein Jahr später genesen und für den Start in die Profikarriere bereit war, sorgte Corona weltweit für das verfrühte Ende sämtlicher Basketball-Ligen. Nun also folgt das späte Profi-Debüt in Herne. In der ersten Pokalrunde gab es vergangenen Samstag allerdings eine Überraschung, der Herner TC verlor gleich in der ersten Runde 85:86 gegen den Liga-Konkurrenten Baskets Göttingen, Trainer Marek Piotrowski sah vor allem Verbesserungsbedarf in der Defensive („Das geht gar nicht!“). Laura Stockton aber bleibt gelassen. „Sicher, die Pokalniederlage war enttäuschend. Aber wir werden täglich besser, finden uns mehr und mehr als Team. Der Pokal ist abgehakt. Jetzt freuen wir uns auf die Saison!“