München.. Der Präsident der Münchener triumphiert laut, weil es ihn geschmerzt haben muss, dass sein Klub in den vergangenen beiden Jahren das Nachsehen hatte. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp findet, dass sein Team diesmal verdient verloren habe.

Noch Stunden nach dem Triumph leuchtete die Arena in ihrem stolzen Rot. In die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs und in die zahllosen Jahresrückblicke des deutschen Fernsehens Einzug halten aber wird dieses Bild: Ein Mann, dessen Gesichtsfarbe das Rot der Heimstätte des FC Bayern wie einen Strich mit allzu dünnem Pinsel erscheinen lässt. Bei diesem Mann handelte es sich um Uli Hoeneß. Und Hoeneß war so überaus stolz, dass er seinen Hochgefühlen einfach rücksichtlos Freigang gewährte, nachdem die Mannschaft des FCB ihr Werk gegen den Doppelmeister und 5:2-Klatschen-Pokalsieger von 2012 in einer schlichten Cup-Viertelfinalauseinandersetzung mit einem schlichten 1:0 voll-endet hatte.

„Die deutschen Verhältnisse sind geklärt“

Das Tor, das Borussia Dortmund aus dem Wettbewerb katapultierte, erzielte Arjen Robben. Ausgerechnet der Niederländer, der so unzufrieden mit der Nebenrolle gewesen war, die ihm Bayern-Trainer Jupp Heynckes nach seiner langen Verletzungspause zugewiesen hatte. Das gehörte auch zu den vielen Geschichten, die dieses Spiel erzählte. Als Hoeneß Minuten nach dem Schlusspfiff vom Fernsehen eingefangen wurde und sich breit aufbaute und zum Statement ansetzte, wurde aber sofort klar: Ihm wird es nicht um sportliche Einordnung oder strategisches Herunterreden mit Blick auf die noch anstehenden Aufgaben im Pokal gehen. Und der Präsident sagte dann auch: „Ich glaube, mit diesem Spiel haben wir die Vormachtstellung in Deutschland zurück. Die deutschen Verhältnisse sind geklärt.“

Das Imperium schlägt zurück

 Andere haben eingeordnet und Mahnungen platziert. Heynckes erklärte: „Wir haben natürlich Ambitionen, nach Berlin zu fahren. Aber die haben drei andere Mannschaften auch.“ Sportdirektor Matthias Sammer war bunter unterwegs und verkündete, man habe noch nichts erreicht, was sich „auf Autogrammkarten schreiben“ ließe. Schließlich sollte nicht der Verdacht aufkommen, der Großklub hätte zuletzt gelitten unter den Hieben des Gegners. Es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, man erhebe sich arrogant über die Regeln des Fußballs, die bestimmen, dass nach einem Viertelfinale noch kein Pott vergeben wird.

 All das aber hatte Hoeneß mit zwei Sätzen schon von der Tafel gewischt. Der Klub hatte gelitten, weil der Klub leidet, wenn er leidet. Und im Halbfinale und dann im Finale von Berlin will selbstverständlich auch der Präsident noch gewinnen. Doch von dramatischerer Bedeutung war es für ihn, dass sein Imperium endlich zurückgeschlagen hatte, und zwar in einer krachledernen Weise, die sein höflicher und stets respektvoller Freund Heynckes in einer Randbemerkung ungewollt auf den für die Borussen schmerzhaften Punkt gebracht hatte: „Sie hatten auch so halbwegs zwei Torchancen.“

Dortmund kann sich in der Königsklasse rächen

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Heynckes-Kollege Jürgen Klopp befand nach dem Cup-Knockout richtigerweise, dass „mit 45 normalen Minuten Fußball in München nichts zu machen“ sei: „Deshalb sind wir die verdienten Verlierer.“ Der Trainer des BVB führte neben einer ersten Halbzeit, in der seine Elf die Aggressivität der Bayern nicht mit Gegendruck beantworten konnte, auch noch an, dass man auf den vergrippten Mats Hummels hatte verzichten müssen. Was die Widerstandskräfte schwächte. „Wir brauchen alle unsere Spieler“, schloss Klopp, „dann sind wir stark.“ Trotz gebührender Anerkennung der Leistung des Kontrahenten mochte sich der Schwarzgelbe aber nicht die Weltsicht des Chefs der Roten aneignen: „Die Sensation ist ja nicht, dass Bayern vorn steht, sondern mit welcher Konstanz wir das zwei Jahre durchgezogen haben.“

National mit der Konstanz, die in dieser Saison international zu beobachten ist. Und international, das hat Hoeneß etwas aus dem Blick verloren, kann Borussia Dortmund den Bayern noch immer weh tun. Bei einem möglichen Aufeinandertreffen in der Champions League, das unter Umständen zu einer erneuten Neubewertung der Verhältnisse in Deutschland Anlass geben könnte.