Oberhausen. Box-Profi Felix Sturm ist am Boden zerstört. Im Kampf gegen den Australier Daniel Geale verlor er am Wochenende seinen WM-Titel. Viel Schlimmer sind für ihn jedoch die seelischen Wunden. Hinzu kommt: Der ersehnte Kampf gegen Arthur Abraham rückt in weite Ferne.
Felix Sturm sieht gegen halb zwei Uhr morgens nicht aus wie der Besitzer eines Schönheits-Salons. Der Mittelgewichtler hat eine geschwollene Nase, über dem linken Auge breitet sich ein Bluterguss aus. Folgen der Schläge des Australiers Daniel Geale. Die Schmerzen könnte Sturm leicht ertragen, Schmerzen sind ihm als Box-Profi nicht fremd. Schlimmer sind die Wunden an der Seele.
Der 33-Jährige, der in Leverkusen als Amateur das Boxen lernte und der heute ein eigens Gym und eine eigene Vermarktungsfirma in Köln besitzt, hat durch die Punktniederlage (116:112, 116:112, 112: 116) gegen den Australier seinen WM-Titel (WBA-Version) verloren.
Seine Frau Jasmin, die vor dem Kampf in der Kabine noch die Hände ihres Mannes geküsst hatte, verbarg ihr Gesicht unten am Ring in ihren Händen. Oben im Ring stand Sturm und wusste nicht so recht, was eigentlich passiert war.
Felix Sturm geriet in Oberhausen schon in der dritten Runde ins Wanken
Er gab allerdings zu: „Ich weiß noch nicht, wie es weiter geht. Ich werde bestimmt noch einmal um einen WM-Titel kämpfen, aber wann und wo und wie, das weiß ich im Moment nicht. Geale hat gut geboxt.“ Damit hatte Sturm Recht. Der Australier, als Weltmeister des Konkurrenz-Verbandes IBF angereist, lieferte eine druckvolle, überzeugende Vorstellung ab. Wie das Batterie-Häschen aus der Duracell-Werbung marschierte er nach vorne, und schlug ein Trommelfeuer aus Jabs und Haken. Vieles flog am Ziel vorbei, vieles erwischte Sturm aber auch.
In der dritten Runde wirkte Sturm sogar angeschlagen und schwankte kurz wie ein Matrose bei Windstärke elf. Er fing sich rasch wieder, doch vor 8000 Zuschauern in der Oberhausener Arena fand er seine Stärken nicht.
Sturm packte seine Rechte, mit der er heftige Wirkung beim Gegner hinterlassen kann, einfach nicht aus. Sein Trainer Fritz Sdunek sprach später von einer Bronchitis, die den 33-Jährigen gehandicapt habe, doch Sturm wollte auch zwei Stunden nach der Niederlage keine Entschuldigungen gelten lassen. Also wiederholte er: „Geale hat gut geboxt.“
Nach Sturm-Niederlage rückt Kampf gegen Arthur Abraham in weite Ferne
Und weil es oft Bestandteil der Verträge ist, die entsprechende Klauseln besitzen, sprach er bereits von einem Rückkampf. Geale und sein Management nickten dazu freundlich, näher eingehen wollten sie auf das Angebot in der Nacht von Oberhausen dann allerdings doch noch nicht.
Eine andere Option von Sturm dürfte sich dagegen zunächst in Luft aufgelöst haben. Im Vorfeld des Geale-Kampfes hatte er über seinen Lieblings-Rivalen Arthur Abraham gelästert. Ein Kampf zwischen beiden steht seit Jahren zur Diskussion, doch nach der Niederlage besteht dazu zunächst kein Anlass. Sturm muss sich mit 33 Jahren erst wieder hoch kämpfen.
Aber vorher hat er einen anderen Plan: „Ein paar Wochen Urlaub in der Sonne mit meiner Familie.“ Danach sieht er dann auch wieder besser aus...