Iserlohn.. Am Mittwoch beginnt die Viertelfinal-Serie in der Deutschen Eishockey-Liga für die Iserlohn Roosters. Zum dritten Mal in Folge ist der Klub aus dem Sauerland unter den besten acht Teams. Verteidiger Colten Teubert im Interview über Prügeleien auf dem Eis, die Bedeutung der Mannschaft und seinen Erziehungsstil.

  • Der Deutsch-Kanadier Colten Teubert scheut keine Auseinandersetzung
  • In Erklärungsnöte gegenüber seinen Kinder kommt er dennoch nicht
  • Der Verteidiger glaubt daran, dass die Roosters Meister werden

Diesen Job musste Colten Teubert zu seinem Leidwesen wieder abgeben. Obwohl der Platz des 26-jährigen Verteidigers in der Mannschaftskabine der Iserlohn Roosters direkt neben der Musikanlage ist, darf „Tubes“ den Takt dort nicht mehr vorgeben. „Zu viel Rock“, sagt der Deutsch-Kanadier und grinst so breit, dass seine Zahnlücke sichtbar wird, „die Jungs stehen mehr auf Techno.“

Auf dem Eis macht ihm allerdings niemand seine Rolle streitig. Teubert ist einerseits ein Raubein, ein Strafzeiten-König beim Klub aus der Deutschen Eishockey Liga. Andererseits ist er „the root of a tree“, wie er sagt, die Wurzel, die in der Defensive der Roosters alles beisammen hält – und das soll auch in der mit dem Heimspiel am Mittwoch beginnenden Viertelfinal-Serie gegen die Nürnberg Ice Tigers in den Play-offs so sein.

Herr Teubert, wie beschreiben Sie Ihre Rolle in der Mannschaft?

Colten Teubert: Meine Karriere hat sich im Laufe der Jahre dahin entwickelt, dass ich ein Defensivverteidiger bin. Einer, der hinten alles zusammenhält. Ein „stay-at-home-defenceman“, wie man es bei uns in Amerika sagt. Ich kann auch offensiv agieren, aber das schlägt sich selten in Punkten nieder.

Obwohl Ihre bislang zwei Saison-Tore ansehnlich waren, ist die Szene, mit der Sie in Verbindung gebracht werden, der Kampf gegen Kölns Moritz Müller. Was denken Sie im Nachhinein darüber?

Teubert: Ich hatte zuvor lange keinen Fight, aber ich habe nie Angst davor, mit wem auch immer zu kämpfen. Er fragte mich also, ob wir kämpfen sollen. Es war zu diesem Zeitpunkt der Partie zwar nicht wirklich notwendig, aber es gibt halt eine Rivalität zwischen Iserlohn und Köln – und ich wollte gewissermaßen Iserlohns Ehre verteidigen. Ich denke, es war ein guter Kampf.

Es ist tatsächlich so, dass solche Boxkämpfe auf dem Eis nach Absprache erfolgen?

Teubert: Sie sind ein Teil des Spiels. Manchmal müssen Dinge beglichen werden, manchmal kannst du nicht viel reden, sondern musst ein Mann sein und dich stellen.

Die Helme und Handschuhe flogen, es sah sehr spektakulär aus. Ist so ein Kampf echt oder nur eine Show?

Teubert: Das ist ganz sicher keine Show, das ist echt. Wenn ich mich auf so etwas mit allen Konsequenzen einlasse, will ich meinem Gegner weh tun, will ihn bezwingen. Aber natürlich ist es kein Kampf auf Leben oder Tod. Du kämpfst bis der andere am Boden ist und du auf ihm liegst. Etwas möchte ich aber betonen: Bei so einem Fight hat sich noch nie ernsthaft jemand verletzt. Wir sind ja keine Idioten.

Ihnen fehlt ein Schneidezahn – ist das bei einem Kampf passiert?

Teubert: Ich habe im Zweikampftraining bei den Junioren einen Stock ins Gesicht bekommen. Dabei habe ich die Hälfte meiner Zähne verloren. Ich habe einen Ersatz für den Schneidezahn, aber den benutze ich nicht – ich bin ja bereits verheiratet. (lacht)

Und Sie haben mit Greyson einen zweijährigen Sohn, den Sie bei der Ehrenrunde nach gewonnenen Spielen auf dem Arm tragen. Wie erklären Sie dem solche Boxkämpfe?

Teubert: Ich bin in Amerika als Arbeiterkind groß geworden. In meiner Erziehung spielte es eine große Rolle, füreinander dazusein. Das möchte ich auch Greyson beibringen, dass es das Wichtigste ist, für sich selbst und seine Mannschaftskollegen einzustehen. Das ist unser Job. Diese Jungs sind meine Brüder. Wenn irgend jemand sie krumm anmacht, muss ich ihnen helfen.

Haben Sie keine Angst, dass Greyson oder Ihre einjährige Tochter Layli wegen solcher Szenen mal Ihre Autorität anzweifeln?

Teubert: Dank Youtube oder anderer Plattformen im Internet werden sie sicher sehen, dass ich Kämpfe gewonnen und verloren habe. Damit richtig umzugehen, das ist entscheidend. Und sie werden merken, dass ich ein ganz normaler Typ bin, der zwischen Eis und richtigem Leben unterscheiden kann.

Sind Sie ein liebevoller Vater?

Teubert: (lacht) Auf jeden Fall. Ich bin wie jeder andere Vater. Ich liebe meine Kinder. Manchmal sind ihre Gesicht durch meinen Bart ganz rot, weil ich sie so oft küsse.

Herr Teubert, wie schätzen Sie den Gegner Nürnberg Ice Tigers ein?

Teubert: Nürnberg ist ein offensiv ausgerichtetes Team. Sie haben die Reimer- und die Reinprecht-Reihe, die echt stark waren in der Hauptrunde. Wenn wir die in den Griff bekommen, werden wir eine siegreiche Serie haben.

Glauben Sie daran, mit Iserlohn Meister werden zu können?

Teubert: Zu 100 Prozent. Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben und jedes Mal unsere beste Leistung abrufen, können wir den Titel holen.