Paris.. Das Löw-Team hat trotz der dürftigen Nullnummer den Gruppensieg weiter selbst in der Hand. Hummels mit starkem Comeback. Boateng rettet gegen Lewandowski in höchster Not.
Für das Element des Sieges war schon vorher gesorgt worden. Der Deutsche Fußball-Bund hatte die Mannschaft von 1996 nach Paris eingeladen. Jene Mannschaft, die vor genau 20 Jahren zum letzten Mal den Europameistertitel für Deutschland erringen konnte. Neben den ohnehin stets im Stadion befindlichen Andreas Köpke (Bundestorwarttrainer) sowie Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff saßen also auch Helden aus einer anderen Zeit auf der Tribüne: Stefan Kuntz zum Beispiel, Stefan Reuter und Marco Bode. Sie saßen ganz weit unten, dort, wo in dieser riesigen, stimmungsvollen Arena die Spieler der aktuellen Generation das Feld betraten und es am Ende zumindest nicht als Sieger verließen. Im zweiten Vorrundenspiel der Europameisterschaft in Frankreich mühte sich die Nationalelf zu einem recht glücklichen 0:0 gegen starke Polen. Ein Ergebnis, das zumindest alle Möglichkeiten für den weiteren Verlauf des Turniers lässt.
Gegen den mutmaßlich gefährlichsten Konkurrenten in dieser Vorrundengruppe konnte Bundestrainer Joachim Löw wieder auf seine bevorzugte Abwehrkombination bauen. Der von seiner Wadenblessur genesene Mats Hummels bildete zusammen mit seinem zukünftigen Münchner Mannschaftskameraden Jerome Boateng die zentrale Sicherheitsstelle. Sie sollten als letztmögliche Instanz verhindern, dass der polnische Superstar Robert Lewandowski zur Entfaltung kommen konnte. Das gelang gerade zu Beginn der Partie nahezu spielend, weil die Polen konstruktiv kaum am Spiel teilzunehmen gedachten.
Sie zogen sich weit in die Defensive zurück, lauerten auf Konter, während die deutsche Mannschaft druckvoll und entschlossen begann. Eine Flanke von Julian Draxler köpfte Mario Götze knapp über das Tor (4. Minute), einen Schuss von Jonas Hector hätte Sami Kedira beinahe gefährlich aufs Tor abgefälscht (6.) und ein Querpass von Thomas Müller geriet zu überraschend für Toni Kroos. Der Profi von Real Madrid verfehlte das Tor aus acht Metern recht deutlich (16.). Doch nach diesem dreiteiligen Druckphäschen schwand der Elan aus dem deutschen Spiel. Fehler und Missverständnisse häuften sich, was stets zu einem jähen Ende in der Offensive führte. Und die Defensive war plötzlich ob der steigenden Spielbeteiligung der Roten durchaus gut beschäftigt, ohne in allergrößte Gefahr zu geraten. Denn trotz des infernalischen Lärms der polnischen Fans, die gegen die Werbebanden trommelten, dass man meinen konnte, ein Helikopter lande gleich auf dem Feld, erspielten sich Lewandowski und Co. keine echte Chance.
Milik vergibt große Chance
Das änderte sich nur Sekunden nach der Halbzeitpause, als eine Flanke vor das deutsche Tor segelte. Doch Arkadiusz Milik gelang es auf kunstvolle Weise, den Ball drei Meter vor der Linie kaum zu berühren und ins Toraus springen zu lassen. Schwarz-rot-goldenes Glück. Deutschland wankte zu Beginn der zweiten Halbzeit beträchtlich. In guter alter Löw-Tradition drohte das zweite Spiel bei einem Turnier trotz Auftaktsieges zu einem Stimmungsdämpfer zu werden.
Mario Götze kam zu einer guten Gelegenheit, aber sein Schuss überraschte in seiner Harmlosigkeit sogar den polnischen Torwart Lukasz Fabianski (46.). Aber die Polen blieben die bissigere, die wachere Mannschaft. Boateng musste in höchster Not gegen Lewandowski retten (59.), ehe wieder der frühere Augsburger und Leverkusener Profi Milik im Mittelpunkt stand. Elf Meter vor dem Tor senste der Pechvogel frei an einer flachen Hereingabe vorbei (69.). Auf der Gegenseite zwang der ansonsten bemühte Mesut Özil mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze Fabianski zu einer wichtigen Parade.
So wankte die Partie einem finalen Moment entgegen. Aber auch der von den deutschen Fans mit Sprechchören vehement geforderte Mario Gomez konnte den Sieg nicht mehr herbeiführen.
Der DFB-Ticker zum Nachlesen