Berlin. Der Deutsche Meister Borussia Dortmund kann zum zweiten Mal in dieser Spielzeit den großen FC Bayern München schlagen. Eine schwere Aufgabe? Der BVB bleibt gelassen. DerWesten-Autor David Nienhaus ist sich sicher: Der BVB wird auch in diesem Wettbewerb die Nummer eins in Deutschland sein.

Wenn es um das Finale des DFB-Pokals geht, greift Borussia Dortmunds Trainer ganz tief in die Lyrik-Kiste. „Mit dem Fangnetz der gewonnenen Meisterschaft greifen wir nach dem weit entfernten Stern, der Double heißt. Gefeiert wird auf jeden Fall!“

Letzteres wissen auch die Spieler, die deshalb befreit aufspielen können. Wesentlich befreiter als die Gegner aus München, die im Hinterkopf immer noch das Treibnetz des Champions-League-Finales wähnen. Dieser Titel, Prestige hin oder Vormachtstellung in Deutschland her, ist für den Rekordmeister so viel höher zu bewerten als der alte, unspektakuläre DFB-Pokal, den der FCB schon 15 Mal in der Vitrine stehen hat.

Bayerns „Finale dahoam“ omnipräsent

Klar, der DFB-Pokal ist ein angesehener Titel und kann tatsächlich sogar den Einzug in den europäischen Wettbewerb bedeuten. Aber das gilt eher für Mannschaften aus der Mittelschicht des deutschen Fußballs – nicht für die Branchenführer.

Klickt man auf die Homepage des abgelösten Branchenführers, ist vom „Finale dahoam“ zu lesen. Jerome Boateng  bestreitet das als gebürtiger Berliner am Samstag in seiner Heimat. Aber auch der Name Chelsea ist allgegenwärtig auf der Vereinsseite des FC Bayern – alleine schon durch den Zusatz „dahoam“. Münchens Diva Arjen Robben würde schon jetzt den DFB-Pokal für den Titel in der Königsklasse herschenken und auch Nationalspieler Toni Kroos hat Probleme, sich zu fokussieren auf das kleine Finale in Berlin: „Es gelingt nicht, Chelsea ganz aus dem Kopf zu bekommen“, so Kroos. „Dazu ist es ein zu großes Event.“

Grundlegend unterschiedliche Motivation

Es wird schwer für den Tabellenzweiten der Bundesliga, umzuschalten, den Kopf frei zu bekommen, für das Zubrot, „den ersten Titel, den wir diese Saison gewinnen können“ (Gomez). Zudem haben die Münchener noch eine Rechnung mit dem BVB offen. Von „Revanche“ ist zu lesen und Revanche ist im Dunstkreis von „Rache“ anzusiedeln. Rache allerdings war der Geschichte der Welt noch nie ein guter Ratgeber oder Antreiber.

Ob Rache, Revanche oder offene Rechnung, der achtfache Deutsche Meister muss gar nicht bis zu Isar gucken, sondern kann sich voll und ganz auf sich an der Spree konzentrieren. Der Antrieb für die Borussia ist nämlich ausschließlich positiv. Gar historisch. Noch nie in der 103-jährigen Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund holte der Verein das Double. BVB-Kapitän Sebastian Kehl will diesen Eintrag in die schwarz-gelben Geschichtsbücher: „Wir haben noch ein großes Ziel vor Augen und wollen Geschichte bei Borussia Dortmund schreiben.“ Im selben Kapitel der Lektüre wird dann auch zu finden sein, dass der BVB die Bayern fünf Mal in Folge geschlagen hat. Vielleicht unter dem Absatz „Angstgegner“. Und ganz vielleicht steht dort dann auch Klopps Pokal-Prosa, die mit dem „Fangnetz“ und dem „entfernten Stern“.

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