Essen. Severin Freund macht nach seinem Auftaktsieg in Oberstdorf keine lauten Sprüche. Er weiß, wie wichtig die Psyche im Skispringen ist. Ein Kommentar.

Severin Freund hat die deutschen Fans mit seinem Triumph elektrisiert. Im vergangenen Jahr hatte es noch ganz anders ausgesehen. Beim schlechtesten deutschen Tourneeauftakt seit 1953 war Freund als bester auf Platz 13 gelandet. Man kann hier noch nichts gewinnen, aber vieles falsch machen, dämpfte er jetzt zu große Erwartungen. Bei der Tournee muss alles stimmen.

Die Psyche spielt eine große Rolle in diesem Sport. Skispringen ist eigentlich nicht kompliziert, hat der frühere, 2007 verstorbene Bundestrainer Reinhard Heß einmal gesagt: Man steht aus einer Hocke auf, legt sich auf ein Luftpolster und landet sicher und schön. Die Kunst ist, die Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Kraft und Gefühl zu finden. Ein Körper, der verkrampft, fliegt nicht weit. Skispringer befinden sich im Raum, sie können sich nirgendwo abstützen, um noch etwas zu korrigieren.

Freund sollte sich auf sich selbst konzentrieren

Freund tut gut daran, keine lauten Sprüche zu machen, sondern sich auf sich selbst zu konzentrieren. Nur so kann er den Rucksack der großen Erwartungen schultern. Sven Hannawald hat bei seinem Vierfach-Sieg 2001/2002 immer wieder gesagt, er mache einfach sein Zeug. Klingt einfach, aber sich von nichts ablenken zu lassen, das ist die wahre Kunst des Sports.