Berlin. Hertha BSC vollzieht mit der Trennung von Manager Michael Preetz eine dringend notwendige Zäsur. Zu viel lief zuletzt falsch. Ein Kommentar.
Aus, Schluss, das war's: Nach zwölf Jahren im Amt wird Michael Preetz von seinem Managerposten bei Hertha BSC entbunden. Selbst Präsident Werner Gegenbauer als sein ewiger Fürsprecher fand keine Argumente mehr, um den 53-Jährigen zu schützen, weil er von allen Seiten unter Druck gesetzt wurde. Carsten Schmidt als Boss der Geschäftsführung, Torsten-Jörn Klein als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hertha KGaA und Investor Lars Windhorst - sie alle hatten den Glauben an Preetz längst verloren. Der Präsident war zum Handeln gezwungen.
Die Zäsur, die Hertha BSC mit diesem Schritt vollzieht, ist überfällig. Nach seinem Katastrophen-Start als Sport-Geschäftsführer mit zwei Abstiegen war es Preetz zwar gelungen, den Klub mit überschaubaren Mitteln in der Bundesliga zu etablieren, doch spätestens seit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst blieb das Team weit hinter den Erwartungen zurück.
Nicht vergessen sollte man dabei, dass Preetz über Jahre ein sehr guter Ver- und ein ordentlicher Einkäufer war - viele seiner Transfers gingen auf. Und: Einige Personalentscheidungen gingen nicht allein auf seine Kappe. Sündhaft teure Zugänge wie Lucas Tousart, Krzysztof Piatek oder Santiago Ascacibar verpflichtete er unter dem Einfluss von Ex-Coach Jürgen Klinsmann. Die Entscheidung für Klinsmann selbst war stark von Geldgeber Windhorst beeinflusst.
Unternehmenskultur von Hertha BSC muss sich wandeln
Trotzdem ist die Trennung vom Manager ein absolut notwendiger Schritt, denn viel gravierender als einzelne Personalien wiegt die Unternehmenskultur, die unter Preetz tief in den Klub eingesickert ist.
Die Punkte, die Klinsmann bei seinem Abgang anprangerte, kamen nicht von ungefähr. Besitzstands- statt Anspruchsdenken, fehlende Leistungskultur, kein Prämien- und Motivationssystem - all das ist eng mit dem Namen Preetz verknüpft. Klinsmanns vernichtendes Urteil: "Es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsführung. In der heutigen Glaubwürdigkeits-Welt des Fußballs überträgt sich das direkt auf die Mannschaft." Eine These, die Preetz nicht zu entkräften vermochte.
Egal unter welchem Trainer und mit welchen Profis, eine Gewinnermentalität hat sich unter Preetz' Führung nie ausgeprägt. Mit der Trennung vom Manager hat Hertha nun einen Nährboden geschaffen, auf dem sich das ändern kann.