Düsseldorf. In der Vorsaison schwebte der BVB zwischenzeitlich in Abstiegsgefahr. Nun glaubt die Bundesliga-Konkurrenz wieder an eine Renaissance des Revierclubs.
Borussia Dortmund wird von der Bundesliga-Konkurrenz wieder hoch gehandelt. Fußball-Lehrer und Führungskräfte der anderen 17 Clubs sehen den in der vorigen Saison auf Rang sieben abgerutschten Revierclub auf gutem Weg zurück zu alter Stärke. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Man sollte den BVB definitiv wieder auf dem Zettel haben", befand Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking. Ähnlich sieht es Bayern-Coach Pep Guardiola: "Borussia Dortmund hat einen neuen Trainer, neue Stimmung, neue Trainingsinhalte, neue Ideen. Für die Spieler ist das 'wow'."
Nach einhelliger Meinung ist der nur geringfügig veränderte BVB-Kader stark genug, um in die Phalanx der vier Top-Teams der vorigen Saison aus München, Wolfsburg, Mönchengladbach und Leverkusen einzudringen. Nicht nur Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen weist dem Nachfolger von Jürgen Klopp die Rolle als Spiritus Rector zu: "Ich glaube, dass Thomas Tuchel großartig arbeiten und die Dortmunder wieder dahin führen wird, wo sie hingehören. Nämlich unter die ersten Drei."
Guardiola: "Tuchel ist ein großer Trainer"
Bei allem Respekt vor den Verdiensten von Klopp, der den BVB in seiner siebenjährigen Amtszeit zu zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg geführt hatte, gilt Tuchel vielen als ideale Wahl: "Thomas Tuchel ist ein großer Trainer", schwärmte Guardiola.
Nicht minder hoch ist die Wertschätzung von Christian Heidel, der als Manager des FSV Mainz sowohl mit Klopp als auch mit Tuchel zu tun hatte: "Ich bin mir sicher, dass Thomas Tuchel Erfolg haben wird. Er ist ein hervorragender Fachmann, der es darüber hinaus versteht, eine Mannschaft emotional mitzureißen und auf gemeinsame sportliche Ziele einzuschwören."
Laut Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke hat es Tuchel jedoch leichter als Klopp bei seinem Amtsantritt: "Der BVB wird unter Tuchel sicher ein anderes Gesicht bekommen. Bei all dieser Spekulation darf man aber nicht vernachlässigen, was für einen überragenden Job Jürgen Klopp in den vergangenen sieben Jahren in Dortmund gemacht hat. Thomas Tuchel findet heute in Dortmund sicherlich ein weitaus besseres Fundament vor als Jürgen Klopp im Jahr 2008." Der Hoffenheimer Coach Markus Gisdol gab zu bedenken, dass Tuchel "ohne Frage ein schweres Erbe antritt. Aber ich traue ihm durchaus zu, diese Herausforderung zu meistern."
Hasenhüttl über den BVB: "Für einen Titel wird es nicht reichen"
Die Abnabelung von dem in Dortmund als Kultfigur verehrten Klopp scheint schneller gelungen zu sein als erwartet. In sieben Testspielen unter der Regie von Tuchel gab es sechs Siege bei 40:4 Toren. Nicht nur deshalb hält Leverkusens Sportchef Rudi Völler einen ähnlichen Fehlstart der Borussia wie in der vorigen Saison für höchst unwahrscheinlich: "Die Dortmunder haben schon in der Rückrunde gezeigt, was möglich ist, und ihre Qualität unter Beweis gestellt. Deshalb ist mit Dortmund wieder zu rechnen."
Als ernsthafter Widersacher des Titelverteidigers aus München wird die Borussia jedoch von keinem der Befragten gehandelt. "Ich traue ihm sehr viel zu, aber für einen Titel wird es meiner Meinung nach wohl nicht reichen" urteilte Ralph Hasenhüttl, Trainer des Aufsteigers aus Ingolstadt. (dpa)