Bochum.. Das Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 endete 0:0 - doch beide Mannschaften trennen in der Bundesliga Welten. Auch die medialen Auftritte der Trainer Felix Magath (S04) und Jürgen Klopp (BVB) waren höchst unterschiedlich.
Vor dem 137. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 war die Ausgangssituation beider Vereine so unterschiedlich wie selten zuvor. Auch wenn die Königsblauen beim BVB einen Punkt erkämpft haben, die medialen Auftritte der beiden Trainer Jürgen Klopp (BVB) und Felix Magath (S04) am Wochenende trennte Welten.
Magath und der Rechtfertigungs-Marathon
Schalke-Trainer Magath war am späten Samstagabend Gast von Karin Müller-Hohenstein im ZDF-Sportstudio. Er wirkte entspannt, lächelte hier und da und ließ Fragen und Kritik auf sich einprasseln. Magath erlebt gerade einen Rechtfertigungs-Marathon. Vor allem die Fans werfen dem Trainer und Manager vor, dem Verein die Seele zu nehmen. Auch ein Konzept sei nach anderthalb Jahren „Magath auf Schalke“ nicht (mehr) zu erkennen.
„In Schalke ist alles in Ordnung“, erklärt Felix Magath mit ruhiger Stimme im Sportstudio. „In Schalke läuft alles nach Plan“, sind die Worte des Mannes, der die Knappen bis 2013 zur Meisterschaft führen will.
„Im Gegensatz zu anderen Vereinen - auch zu unserem Nachbarn - ist der von mir zusammengestellte FC Schalke 04 noch in drei Wettbewerben vertreten“, so Magath - ein taktisch kluger Satz zur Kritik am sportlichen Erfolg. ZDF-Moderatorin Müller-Hohenstein rieb sich nervös die Oberschenkel und versuchte, Magath die Kritik der Fans und Medien zu erklären, den Gast irgendwie in Verlegenheit zu bringen. Doch die Journalisten wirkte überfordert mit einem abgeklärten und anscheinend in sich ruhenden Magath.
„Nur 17 Prozent sind über 30 Jahre“
Der ehemalige Meister-Trainer ließ sich nicht beirren, spielte mit den Fragen der Moderatorin und den Einspielern („Was ist die Frage, auf die ich antworten soll“, „Lassen Sie mich doch erst mal auf den Beitrag antworten“) und betete wie in bester Datenbankmanier Zahlen runter, die ihn und „sein Schalke“ in einem guten Licht erscheinen lassen. „45 Prozent der Spieler in meinem Kader sind bis zu 22 Jahre alt“, argumentierte Magath. „Nur 17 Prozent sind über 30 Jahre - und dazu gehört der Ersatztorwart.“ Mit diesen Zahlen wollte der Schalke-Verantwortliche seine Transfers von Angelos Charisteas und Ali Karimi rechtfertigen, die - so hofft Magath - nicht zum Einsatz kommen werden.
Und auch zum Thema „Identifikation“ hatte Magath eine Statistik parat. „Als ich nach Gelsenkirchen kam, waren nur vier Spieler aus der eigenen Jugend- und Amateurmannschaft im Kader“, erklärte er. „Jetzt habe ich zehn Spieler aus dem eigenen Verein im Profikader.“ Außerdem seien acht der 34 von ihm geholten Spieler Eigengewächse.
Aber auch im „Aktuellen Sportstudio“ schaffte es Schalkes „Allmächtiger“ nicht, sein Konzept offen darzulegen und Müller-Hohenstein kitzelte keine Erklärungen aus dem Medien-Profi.
Klopp und Magath trennen Welten
Auch im Sport1-Doppelpass am Sonntag wurde der FC Schalke diskutiert - allerdings nur am Rande, denn mit Jürgen Klopp war der Trainer von Borussia Dortmund zu Gast bei Jörg Wontorra und in der Außenwirkung trennen Klopp und Magath Welten. Der BVB-Coach redete über strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, lachte über die Argumentation der „Doppelpass-Legende“ Udo Lattek - der es schafft, in jedem Stammtisch die selben Floskeln zu bringen - und zeigte in ganzer Bandbreite, dass er auch was die mediale Ausstrahlung betrifft, ganz oben in der Bundesliga steht - den amüsanten Werbespot für einen Tapetenkleister mal ausgenommen.
BVB in der Champions League 2012
Auch im sonntäglichen Fußball-Stammtisch wollte der Trainer des Tabellenführers nicht über die Meisterschaft sprechen. Das M-Wort. „Ich habe schon viele M-Wörter in den Mund genommen und nicht alle davon waren salonfähig“, schmunzelte Klopp. „Wir müssen unglaublich viel investieren, um ein Spiel zu gewinnen“, erklärte der Dortmund-Coach, „und es sind noch 13 Spiele bis zum Saisonende. Da kann ich einfach nicht sicher sein.“ Ihn interessiere jetzt nicht, was am Ende der Saison für den BVB rausspringt, denn „ich habe Spaß mit meiner Mannschaft und fahren unheimlich gerne zur Arbeit“, ohne viel über Ziele nachdenken zu müssen.
Statt über den Titel 2011 zu reden, dachten sich die Redakteure von Sport1, redet Klopp vielleicht über die Champions League 2012 und präsentierte „Kloppo“ einen Einspieler im „Hart aber fair“-Stil. „Reden wir hier gerade echt über Champions League 2012?“, lachte Jürgen Klopp süffisant. „Wonti“ konterte: „Wir wussten doch, dass du mit uns nicht über die Meisterschaft sprichst und wir brauchten Stoff, über den wir mit die diskutieren können.“ - und das bei einem Trainer, der nicht einmal zwei Spiele im voraus kommentieren will. Klopp musste noch die Fragen zu seiner Zukunft (Bayern oder Bundestrainer) über sich ergehen lassen, lächelte charmant und lehnte sich dann zurück, als der FC Schalke noch mal thematisiert wurde.
In der nächsten Woche geht wieder alles von vorne los - auch mit den beiden Medienprofis aus Gelsenkirchen und Dortmund.