Moskau. Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat bei der Leichtathletik-WM in Moskau Silber gewonnen. Die 27 Jahre alte Hallen-Europameisterin vom LV Erzgebirge schaffte im letzten Versuch mit 20,41 m eine neue persönliche Bestleistung. Gold ging an Olympiasiegerin Valerie Adams aus Neuseeland.

Christina Schwanitz rannte wie ein Irrwisch über den Rasen des Moskauer Luschniki-Stadions, als endlich feststand, dass sie die Silbermedaille sicher hatte. Vor ihrem letzten Versuch war das Edelmetall noch in weiter Ferne. Als Fünfte schien die Chemnitzerin nicht in den Kampf um die Plaketten eingreifen zu können. Doch die 1,80 Meter große und 103 Kilo schwere Sportsoldatin holte noch einmal alle Reserven aus ihrem Körper heraus und wuchtete die vier Kilo schwere Kugel auf 20,41 Meter und verdrängte die Chinesin Gong Lijiao (19,95 m) noch vom zweiten Platz. Nicht zu schlagen war die neuseeländische Olympiasiegerin Valerie Adams, die mit 20,88 Metern eine Klasse für sich war. Adams schrieb mit ihrem Titelgewinn Geschichte: Als erste Frau gewann die Neuseeländerin zum vierten Mal in Folge WM-Gold und setzte sich damit vor Astrid Kumbernuss, die von 1995 bis 1999 dreimal triumphiert hatte.

Schwanitz gönnt Adams das Gold. Die beiden sind gut befreundet: „Valerie ist für das Kugelstoßen geboren.“

Leichtathletik-WMSchwanitz' Karriere schien vorzeitig beendet

Schwanitz steigerte ihre Bestleistung im Finale von Moskau um 21 Zentimeter. „Ich wusste, dass ich es drauf habe“, sagte die begeisterte Motorrad-Fahrerin, „die Steigerung hat sich schon im Training abgezeichnet.“ Als Juniorin galt Schwanitz als großes Talent, aber dann schien ihre Karriere vorzeitig beendet zu sein. Wegen einer Fehlstellung an beiden großen Zehen konnte sie kaum noch gehen und musste sich operieren lassen. Nicht einmal. Erst der sechste Eingriff brachte Erfolg.

Seit eineinhalb Jahren setzt Schwanitz zudem auf psychologische Hilfe. Grit Reimann befreite sie vom Leistungsdruck und verhalf ihr zu einem stabilen Nervenkostüm, wie sich am Montag in Moskau zeigte. „Ich war bei großen Wettkämpfen so aufgeregt und blockiert“, sagte sie, „jetzt macht mir der Leistungssport großen Spaß und er ist nicht länger eine Pflichtveranstaltung für mich.“ Nach der Silber-Kür steht ein weiteres großes Ereignis für Christina Schwanitz an. „Jetzt ist mein Kopf frei für meine Hochzeit im September.“