London. Bastian Schweinsteiger, Boris Becker oder Tyson Gay - Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hatte sie alle. Er ist der Arzt, dem die Sportstars vertrauen. Und jetzt hat er vor laufender Fernsehkamera auch noch olympisches Gold geschenkt bekommen. Usain Bolt adelte ihn als “besten Arzt der Welt“.
Als Usain Bolt seinen Status als schnellster Mann der Welt eindrucksvoll untermauert hatte, umarmte der Supersprinter aus Jamaika als erstes seinen Trainingspartner Yohan Blake. Er kabbelte sich mit ihm wie mit einem jüngeren Bruder, dann strich er dem Landsmann anerkennend über den Kopf.
Gut gemacht, Kleiner, sollte die Geste ausdrücken, aber der Größte bin weiterhin ich. "Ich bin immer noch die Nummer eins. Ich bin der Beste", sagte der alte und neue Olympiasieger über die 100 Meter später.
Bolt lobt Müller-Wohlfahrt als "besten Arzt der Welt"
Doch ohne Hilfe aus Deutschland wäre es womöglich nichts geworden mit Bolts "erstem Schritt, eine Legende zu werden." Nach dem wiederholten Olympiasieg im prestigeträchtigsten Wettbewerb der Spiele bedankte sich der 25-Jährige überschwänglich bei Bayern-Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. "Der Doktor ist ein ganz großer Mann. Er ist der beste Arzt der Welt. Er spielte eine große Rolle für mich und hat Anteil an meinem Erfolg", schwärmte Bolt.
Der Jamaikaner hatte den Münchner Orthopäden im Juli erneut wegen seines chronischen Rückenleidens aufgesucht, das auch die Muskulatur im Oberschenkel beeinträchtigte. "Er hat mich behandelt und erklärt, dass ich bei Olympia Großartiges leisten werde. Er ist für mich mehr als ein Arzt. Er geht mit mir zum Dinner und kümmert sich um mich. Ich danke ihm und den Frauen in seiner Praxis für all das, was sie für mich getan haben", sagte der Schlaks.
Usain Bolt ist der Michael Phelps der Leichtathletik
Von den Schmerzen befreit, legte Usain Bolt die erste Etappe auf dem Weg zur angestrebten Unsterblichkeit in 9,63 Sekunden zurück. Nur beim Weltrekord 2009 in Berlin war der 25-Jährige schneller gelaufen. "Ich muss mich jetzt auf die 200 Meter konzentrieren, aber ich bin froh, den ersten Fuß in der Tür zu haben", sagte Bolt. Am Donnerstag will das Phänomen, dessen Name übersetzt bezeichnenderweise "Pfeil" und auch "Blitz" bedeutet, durch den nächsten Olympiasieg im zweiten Sprintwettbewerb in die ewige Ruhmeshalle eintreten. Gold Nummer sechs soll am Samstag in der Staffel folgen.
Justin Gatlin, 2004 Olympiasieger in Athen, der vier Jahre lang wegen Dopings gesperrt war und sich mit vier Hundertstelsekunden Rückstand auf 9,75-Sprinter Blake mit Bronze zufriedengeben musste, brachte die bereits jetzt schon erworbenen Meriten von Bolt auf den Punkt: "Er ist der Michael Phelps unseres Sports." Mehr noch, denn im Gegensatz zu dem erfolgreichsten Olympioniken der Geschichte bringt Bolt auch den Spaßfaktor in den Sport. "Ist es Arroganz, ist es Selbstbewusstsein? Er liefert jedenfalls eine große Show", sagte der US-Amerikaner.
Der Superstar und seine Mätzchen vor dem 100-Meter-Finale
Bolt machte vor dem Start seine üblichen Mätzchen, wenn auch nicht ganz so übertrieben wie früher. Er zog seine Lehren aus dem Fehlstart-Desaster vor einem Jahr bei der WM in Daegu und aus den beiden Niederlagen bei den jamaikanischen Olympiaausscheidungen Ende Juni gegen den Ersatz-Weltmeister. "Als Blake mich bei den Trials zweimal besiegte, war das für mich wie ein Weckruf. Das hat mir die Augen geöffnet", gab Bolt zu.
Sein Coach Glen Mills habe ihm erklärt, dass er sich auf seine Stärken konzentrieren solle und nicht auf seine Schwäche beim Start. Gesagt, getan: Nach verhaltenem Beginn flog der "Pfeil" wie der Blitz förmlich an den Konkurrenten vorbei und zum Sieg. (dapd)