Essen. Im deutschen Sport werden wegen des Coronavirus erste Geisterspiele verhängt. Viel zu lang wurde mit der Entscheidung gezögert. Ein Kommentar.
Covid-19 trat ihre furchtbare Reise von einem Tiermarkt in der Millionenmetropole Wuhan in Zentralchina aus an. Am Morgen des 31. Dezember 2019 berichteten die verschiedenen Nachrichtenagenturen erstmals über eine „mysteriöse Lungenkrankheit“. Nur drei Monate später hat der Erreger Sars-CoV-2 den Globus umrundet, Menschen und Aktienbörsen in tiefe Angst gestürzt. Der Albtraum einer Pandemie, er wird Wirklichkeit.
Schlimm für die Fans - aber es schützt leben
Sport ist Nebensache, wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen. In der Coronakrise aber zeigt sich deutlich, wie Doppelmoral das Handeln von Entscheidungsträgern lähmt. Viel zu lange haben sich Sportfunktionäre und kommunale Gesundheitsbehörden davor gedrückt, im Milliardengeschäft Spitzensport über Geisterspiele, Spielabsagen oder Verschiebungen zu entscheiden. Selbst jetzt, da in Deutschland die ersten Todesfälle bestätigt worden sind, gibt es keine einheitlichen Regelungen. Wer aber Menschen fernhält von Ansammlungen, verlangsamt möglicherweise die Ausbreitung und verschafft sich Zeit, um das Gesundheitssystem für kommende Ausbrüche zu stabilisieren. Das mag schlimm sein für die Fans des Traditionsderbys Dortmund gegen Schalke. Doch es ist alternativlos, denn es schützt Leben.
Kann in Tokio die Welt zu Gast sein, wenn Städte unter Quarantäne sind?
Das Schweigen der Sportfunktionäre geht weiter. Kein Wort zur Austragung der Fußball-EM, bei der Millionen Menschen durch Europa reisen würden. Kein Wort darüber, ob die Welt bei den Olympischen Spielen in Tokio zu Gast sein kann, wenn in China, Italien und anderswo Metropolen und Gebiete mit Millionen Bewohnern von Militärs unter Quarantäne gestellt sind. Die Wahrheit ist die: Covid-19 hat die Welt angehalten.