Cavalese/Klingenthal. Im Interview spricht Martin Schmitt über seinen Abstieg in den Continentalcup, die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und die erfolgreiche Sommersaison der deutschen Skispringer.
Skisprungstar Martin Schmitt setzt trotz ausbleibender Erfolge und Knieproblemen seine Karriere fort. Im dapd-Exklusivinterview mit Lars Becker spricht der 34-Jährige über seinen Absturz in den Continentalcup, das Ziel Olympia 2014 und den Aufstieg der deutschen Skispringer.
Martin Schmitt, die deutschen Skispringer haben im Sommer die Skisprung-Welt dominiert. Sie sind beim letzten Sommer-Grand-Prix nur auf Platz 20 und bei der deutschen Meisterschaft auf Platz acht gelandet...
Martin Schmitt: Für mich war der Grand-Prix-Wettkampf sehr wichtig, weil ich gesehen habe, dass die Dinge wieder ganz gut funktionieren. Bei der deutschen Meisterschaft bin ich dann etwas müde geworden. Ich mache jetzt weiter für mich, werde nicht mit der Weltcup-Mannschaft trainieren. Ein Platz ist im deutschen Team für die Weltcups ja noch offen, der ist mein Ziel.
Sie sind zuletzt vor allem im Continentalcup gestartet, der zweiten Liga des Skispringens. Müssen Sie sich das als viermaliger Weltmeister und Olympiasieger antun?
Schmitt: Ich habe mich im Frühjahr mit Bundestrainer Werner Schuster zusammengesetzt und das so beschlossen. Das ist anderer Reiz für mich, ein neues Umfeld, das ist absolut Okay. Das hat nichts mit einer Strafverbannung zu tun. Ich bin mir nicht zu schade oder zu arrogant, das zu machen. Ich habe mich entschieden, den Sport weiter zu machen. Wenn man das in dem Alter will, muss man es ganz machen. Da muss man auch solche Umstände akzeptieren.
Aber Sie hören ja sicher immer wieder die Frage, warum Martin Schmitt nicht einfach seine Karriere beendet...
Schmitt: Ich bin mittendrin im Schaffensprozess und will sehen, was noch geht. Wenn ich stagnieren würde, hätte ich es mir im Sommer sicher überlegt, ob ich weitermache. Der Rückstand war zeitweise auch groß, aber ich bin dabei, ihn Schritt für Schritt aufzuholen.
Sie sind im Continentalcup auch auf der neuen Olympiaschanze in Sotschi gesprungen. Machen Sie auf jeden Fall bis zu den Winterspielen 2014 weiter?
Schmitt: Ich mache es davon abhängig, wie es läuft. Ich konzentriere mich auf den nächsten Winter und sehe, wie es läuft. Ich plane nicht länger. Ich werde dann am Ende eine Bilanz ziehen. Aber ich muss sagen, dass das eine sehr schöne Anlage da in Sotschi ist.
Wie sehen Ihre Ziele denn für diesen Winter aus?
Schmitt: Erstmal muss ich mir den Platz im Weltcup sichern. Und dann will ich da konstant unter die besten 15 springen, sonst macht das keinen Sinn. Ich will das Beste aus mir rausholen und sehen, was geht. Das erste Highlight ist natürlich wie immer die Vierschanzentournee. Das Fernziel die WM 2013. Aber mein persönliches Glück hängt nicht nur vom Skispringen ab.
Planen Sie denn schon die Zeit nach dem Ende Ihrer Karriere?
Schmitt: Natürlich habe ich da verschiedene Ideen. Den Trainerschein habe ich ja schon, Mitte Oktober habe ich dann noch die Diplomtrainer-Ausbildung in Köln begonnen.
Fühlen Sie sich momentan eigentlich manchmal ein gutes Jahrzehnt zurückversetzt, als sie und Sven Hannawald die Weltelite im Skispringen dominierten?
Schmitt: Definitiv. So stark wie dieses Jahr waren wir schon lange nicht mehr. Es ist eine tolle Entwicklung. Andreas Wank hat die Gesamtwertung des Grand Prix gewonnen, Severin Freund ist auf einem unglaublich hohen Niveau zurück und Richy Freitag springt auch vorn mit. International setzten wir momentan die Maßstäbe, das war tatsächlich zuletzt zu meiner großen Zeit so. Es kommen aber auch junge Leute wie Geiger oder Wellinger nach. Das Konzept passt. Jeder im Team ist mehr gefordert, auch ich. Das ist auch für mich noch mal ein Riesenanreiz. (dapd)