Düsseldorf. André Schürrle gehört zu den Senkrechtstartern im deutschen Profifußball. Mit Mainz stürmte er in die internationalen Ränge und bei der deutschen Nationalmannschaft feierte er einen furiosen Einstand. Ein gewisser Raúl ist daran nicht unbeteiligt.
Eigentlich gibt es zwischen dem Leverkusener André Schürrle und Schalkes Superstar Raúl González Blanco aus Spanien wenig Berührungspunkte. Als Raúl mit 15 Jahren zu Real Madrid wechselte, konnte Schürrle, Jahrgang 1990, wahrscheinlich gerade mal laufen - an Fußball spielen war aber wohl noch nicht zu denken.
Doch die Bundesliga führte beide im Jahr 2010 zusammen. Raúl, der mit den "Königlichen" alles gewonnen hat, was es im Fußball zu gewinnen gibt, ist trotz seiner Erfolge bodenständig geblieben. Der Spanier ist Publikumsliebling bei den Knappen, und auf Schalke ist man froh, dass der Stürmer seinen Vertrag in Gelsenkirchen erfüllt. Im Herbst seiner Karriere hängt sich Raúl immer noch voll rein.
"Raúl. Ein Club. Ein Star."
André Schürrle steht am Beginn seiner Karriere und der Spanier hat ihm geholfen, so weit zu kommen. In einem Interview mit dem Wochenmagazin "Focus" erzählt der 20-jährige Jungnationalspieler von seiner ersten "Begegnung" mit Raúl. Schürrles damaliger A-Jugendtrainer - ein gewisser Thomas Tuchel - gab dem Offensivmann vor dem A-Junioren-Finale der Mainzer gegen Borussia Dortmund eine Ausgabe des Fußball-Fachmagazins "Kicker", der titelte: "Raúl. Ein Club. Ein Star." In der Ausgabe war ein ausführliches Interview mit dem spanischen Nationalhelden, in dem Tuchel Passagen für seinen Youngster markierte. "Ich sollte diese Dinge als Leitfaden für mich übernehmen", erzählt Schürrle dem Focus. "Immer alles für die Mannschaft geben, immer dem Ball hinterherjagen, kein Spiel verloren geben."
Diese "einprägsamen Ratschläge" (Schürrle) brachten den Offensivspieler bis zum deutschen Vizemeister Bayer 04 Leverkusen. Später, als Schürrle und Tuchel wieder in der Spieler-Trainer-Konstellation die Bundesliga eroberten, und Schürrle Teil der Mainzer Boygroup war - unter anderem mit dem jetzigen Schalker Lewis Holtby - nahm ihn Tuchel erneut zur Seite. "Ich solle lieber den einen oder anderen Termin ausfallen lassen", erzählt Schürrle. Er habe sich in der Zeit vielleicht etwas zu wenig auf den Beruf konzentriert.
Schürrle sitzt Podolski im Nacken
Schürrle weiß sich jetzt zu fokussieren und zu konzentrieren. Der Stürmer ist bescheiden im Auftreten aber ehrgeizig in seinen sportlichen Zielen. So ehrgeizig, dass er Nationalspieler Lukas Podolski den Platz auf der Außenbahn in der Nationalmannschaft streitig macht. Auch wenn er das nicht ganz so sieht. "Poldi kann doch viel mehr als nur auf der Außenbahn spielen", hält Schürrle den Ball flach. Von ihm werde es "keine Kampfansage" an den Kölner geben, "das hatte man mir kürzlich ja mal unterstellt."
Der Weg von André Schürrle im DFB-Team ist trotz der Konkurrenz von Lukas Podolski vorgezeichnet, denn auch Bundestrainer Joachim Löw hält große Stücke auf den Youngster: "Er kann vor allen Dingen das gut, was auf hohem internationalen Niveau sehr wichtig sein kann: Tempodribblings, Eins-gegen-eins und Schnelligkeit mit dem Ball", lobte Löw vor Schürrles Nationalelf-Debüt im November 2010 gegen Schweden. "Andre hat unheimlichen Mut, den Gegner auszuspielen." Daran ist ein gewisser Raúl aus Gelsenkirchen nicht ganz unbeteiligt.