Essen.. Das Sigurdsson-Team betreibt in Polen beste Werbung für den deutschen Handball. Aber es gibt die ersten Warnungen, dass die Euphorie wieder verpufft.

Deutschland feiert seine Handball-Helden – und auch Frank Bohmann freut sich über die guten Leistungen des Nationalteams bei der EM in Polen. Doch der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga ist auch Realist. „Kurzfristige Auswirkungen auf die Liga wird es durch die EM geben“, sagt Bohmann. „Aber insgesamt wird die Handball-Bundesliga nicht in neue Dimensionen stoßen.“

Ohne Olympia wäre Handball-Boom vorbei

Bohmann warnt im Gespräch mit FUNKE Sport sogar: „Wenn wir nicht Europameister werden, geht es im April ins Olympia-Qualifikationsturnier. Scheitern wir dort, wären die zurückliegenden Tage nur ein Strohfeuer gewesen.“

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Am 10. Februar, also nur zehn Tage nach dem EM-Finale, geht die stärkste Liga der Welt weiter. EM-Euphorie kann der Handball-Bundesliga nur guttun. Mit einem Schnitt von 4826 Zuschauern pro Spiel erreicht die Liga nur etwas mehr als ein Zehntel der Fußballer (43 187). Obwohl die TV-Quoten dramatisch um teilweise 40 Prozent beim Sender Sport1 gegenüber der Vorsaison gestiegen sind und bei elf Partien über 300 000 Handballfans zuschauten, sind das kleine Zahlen. Beim Fußball rechnet man in Millionen.

[kein Linktext vorhanden]Nach WM-Sieg 2007 wurde eine Chance vertan

„Fast alle Topstars spielen in der Bundesliga, die Aufmerksamkeit nutzt allen“, sagt Frank Steffel, Präsident des Erstligisten Füchse Berlin warnend, „nach dem WM-Sieg 2007 wurde diese Chance vertan. Diesmal werden wir alle diese einmalige Gelegenheit nutzen.“

Jeder Vergleich mit Fußball hinkt alleine schon wegen der Kapazitäten der Spielstätten. Spielt der HBW Balingen-Weilstetten zu Hause, finden höchstens 2350 Zuschauer Platz.

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Die Handball-Bundesliga feiert dafür ihre kleinen Erfolge. Die einst schwache Zusammenarbeit zwischen der Liga und dem Deutschen Handball-Bund (DHB) hat sich gewandelt. Seit 2007 betreiben die Bundesligisten Nachwuchszentren, deren Absolventen nun den Kern des Nationalteams bilden. 14 EM-Neulinge spielen für Deutschland. Und das soll erst der Anfang sein.

Nationalmannschaft ist Motor für den Sport

Das sieht auch Bob Hanning so, der Manager der Füchse Berlin und Verbandsvize: „Die Erfolge der Nationalmannschaft sind der Motor für unseren Sport.“ Gerade der Amateurhandball lechzt nach frischem Blut.

2015/16 wurden 22 192 Mannschaften gemeldet – über 1000 weniger als in der Saison zuvor. Seit 2010 hat der DHB gar ein Sechstel an Teams verloren. Hanning: „Für sportlichen Erfolg müssen wir das Siegen lernen. Da sind wir am Anfang.“