Die EM-Qualifikation bietet weiter große Überraschungen und Favoritenstürze. Am Montagabend erwischte es die Niederlande bereits zum zweiten Mal. Der WM-Dritte blamierte sich in Island und hat bereits nach drei Spielen einen Rückstand von sechs Punkten auf einen direkten EM-Platz.
Oranje sieht schwarz nach der dunklen Stunde auf Island: Die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich hat ihre nächste Überraschung. Das 0:2 der Niederlande am Montagabend auf Island war eine Blamage des WM-Dritten und ein weiterer Beweis, dass die einstige Mehr-Klassen-Gesellschaft im europäischen Fußball ad acta gelegt ist.
"Es ist 2 vor 12. Wir beginnen wieder bei Null. Wir müssen nicht denken, dass wir gut sind. Denn wir sind nicht gut", sagte ein resignierter Arjen Robben, der wie seine holländischen Mitstreiter völlig hilflos die Gegentore des früheren Hoffenheimers und jetzigen Tottenham-Stürmers Gylfi Sigurdsson registrierte. "Totale Ohnmacht sowohl auf dem Feld als außerhalb", titelte die Zeitung "Trouw" und kritisierte damit auch Bondscoach Guus Hiddink. Der beschwichtigte: "Wir werden alles und jeden gut und ruhig analysieren müssen. Es ist wichtig, jetzt nicht die Emotionen an erste Stelle zu setzen."
Holländische Presse glaubt in Trainer Hiddink sei "das heilige Feuer erloschen"
Das aber will bei nun sechs Punkten Rückstand nach drei Spielen auf Tschechien und Island in den Niederlanden niemand hören. "Was nun mit Oranje, Guus?", schrieb "De Telegraaf" und folgerte aus dem Auftritt: "Oranje ist im Auflösungszustand."
Das "Algemeen Dagblad" ging noch einen Schritt weiter. "Hiddink hat keine Inspirationen. Als ob das heilige Feuer in ihm erloschen ist." "De Volkskrant" schließlich verfiel in Sarkasmus: "Die Mannschaft von Hiddink fällt auseinander wie eine Mannschaft von kleinen Fräuleins."
Island, das die WM in Brasilien erst durch eine Rückspiel-Niederlage in der Relegation gegen Kroatien verpasst hatte, frohlockte. "Ein fantastisches Ergebnis. Wir wussten, dass wir viel hinterherlaufen würden, dass Holland mehr Ballbesitz haben würde, aber unser Plan ging perfekt auf: gut verteidigen und schnelle Konter spielen. Unser Trainer hat uns perfekt eingestellt", meinte Matchwinner Sigurdsson. (dpa)